cht, wohin Mörike versetzt worden war, auch untergetauchte Juden im Pfarrhaus versteckt.
Nun erinnert eine Gedenktafel am ehemaligen Stadtpfarrhaus am Eingang zum Albert-Knapp-Saal an das couragierte Ehepaar. „Ich wünsche mir, dass diese Tafel an das Pfarrerpaar erinnert und auch jedes Mal daran erinnert, für das zu stehen, was man denkt“, so Dekanin Renate Kath in der Feierstunde zur Enthüllung in der Martinskirche. Für Oberbürgermeisterin Matt-Heidecker ist klar: „Gertrud und Otto Mörike – beide Namen sind heute für uns eine Verpflichtung.“ Sie erinnerte daran, dass es Kirchheimer Bürger waren, die den Pfarrer aus dem Haus zerrten. „Heute geht die Initiative zur Erinnerung von Kirchheimer Bürgerinnen und Bürgern aus“, würdigte sie das Engagement des Verschönerungsvereins Kirchheim, der die Gedenktafel initiiert hatte.
Der Mörike-Enkel Markus Mörike sieht seine Großeltern auch heute noch als Vorbilder. „Ich habe erlebt, dass meine Großeltern im Nachkriegsdeutschland hochpolitische Menschen waren“, so Mörike. In der Konsequenz habe dies für sie als Christen bedeutet, sich einzumischen. Das gelte nach wie vor: „Christsein heute kann und muss heißen, kritisch zu sein.“ Die Gedenktafel sieht er – ähnlich wie die Stolpersteine – als Signal und Bekenntnis, Geschichte nicht zu vergessen.
Jochen Maier, Pfarrer an der Martinskirche, ordnete das Vermächtnis des Ehepaars Mörike aus geistlicher Sicht ein und bediente sich dazu Otto Mörikes Lieblingspsalm 73 „Herr, wenn ich dich nur habe“, vorgetragen in einer Vertonung von Heinrich Schütz durch den Martinschor. In diesem sogenannten Vertrauenspsalm, so Maier, komme sinngemäß wieder das erste Gebot zum Ausdruck. „Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Mörikes haben sich aus ihrem Glauben heraus nicht dem Absolutheitsanspruch der NS-Ideologie unterworfen“, zeichnete Maier den direkten Weg vom Glauben in die politische Meinungsäußerung der Mörikes auf. Das Ehepaar sei so Beispiel für die Freiheit des Christenmenschen.
Für den Verschönerungsverein Kirchheim zeichnete Fritz Heinzelmann nochmals die Entstehungsgeschichte der Gedenktafel nach. Im vergangenen Jahr sei der Verein auf die Stadt mit dem Vorschlag zugegangen, da bisher nur ein kleines Schild im Otto-Mörike-Zimmer im ehemaligen Stadtpfarrhaus an das Wirken der beiden erinnerte. „Die Idee entwickelte sich zum Selbstläufer“, berichtete Heinzelmann vom positiven Echo. Fraglich sei lediglich zunächst Form und Platzierung gewesen. Mit der Tafel direkt neben der Pfarrhaustüre sei nun ein Platz und eine Form gefunden, die seiner Ansicht nach auch Gertrud und Otto Mörike zugesagt hätte. „Mörike hätte gewiss eine schlichte Tafel einem steinernen Denkmal vorgezogen“, ist Fritz Heinzelmann überzeugt.