Du bist, was du draus machst! So wirbt eine private Hochschule für ihre berufsbegleitenden Studiengänge. Sich nach der Arbeit und am Wochenende zum Lernen hinzusetzen, stelle ich mir anstrengend vor. Eine Freundin macht gerade berufsbegleitend ihren Master. Ich bewundere sie für ihren Ehrgeiz
Du bist, was du draus machst! Das trifft den Nerv unserer Zeit. Ich habe meine Zweifel: Haben tatsächlich wir ganz allein in der Hand, was aus uns wird? Sind wir nicht mehr als das, was wir selbst aus uns machen?
„Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg, der Herr allein lenkt seinen Schritt.“ Dieser Spruch aus der Bibel bringt zwei Dinge zusammen, die für mich zusammengehören: Die Mühe, die sich jemand macht, voranzukommen auf dem eigenen Weg und Gottes Zuspruch, dass wir nicht alleine dafür verantwortlich sind, wo wir rauskommen.
Ich bin und bleibe ein Ebenbild Gottes, und das ist mehr als ich je aus mir selbst machen kann. Das macht es nicht unbedingt leichter, etwas aus meinem Leben machen zu wollen. Es befreit mich auch keineswegs von der Frage, was mir wichtig ist im Leben. Gott legt uns keinen fertigen Fahrplan vor, wie unser Leben verlaufen soll. Gott sei Dank, wir dürfen unseren Weg gehen, jeder auf seine Weise.
„Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg“ ist gar nicht so weit entfernt von „Du bist, was du draus machst“. Der Spruch aus der Bibel sagt eben nicht, dass es unnötig sei, sich einen Weg zu erdenken. Er sagt uns darüber hinaus zu: Trotz aller Freiheit, unseren Weg zu gehen, sind wir nicht der akademische Titel auf dem Klingelschild oder die Zahl unter dem Gehaltsscheck. Wir sind Ebenbilder Gottes. Für mich ist das Grund genug meinen Weg selbstbewusst zu gehen. Allein diese Gewissheit lässt mich mutig weitergehen, lenkt meinen Schritt.
Thorben Haase
Vikar in der Stadtkirchengemeinde