Die Schulkinder haben Ferien. In vielen Betrieben wird weniger oder auch gar nicht gearbeitet. Die Sommerhitze, manchmal auch der Regen halten uns im Haus. Corona durchkreuzt die meisten Urlaubspläne und macht Treffen mit lieben Menschen zum Risiko. Ausgehen ist auch nicht mehr das, was es einmal war. Kulturangebote sind auf Sparflamme. Und die Selbstbelohnung durch Shoppen ist für viele von wirtschaftlicher Unsicherheit überschattet.
Sind wir also zur Langeweile verdonnert? Es sieht ganz so aus. Treibt uns das in die Verzweiflung? Sollen wir dagegen protestieren und uns denen anschließen, für die das „Recht auf Party, egal wie“ zu den Grundrechten gehört? Ich halte das allenfalls für die zweitbeste Idee, wenn sie überhaupt gut ist.
Von unseren südeuropäischen Nachbarn können wir lernen, die Siesta hochzuhalten. Mitten am Tag fünfe gerade sein lassen und einfach das Verrinnen der Zeit genießen. Auf einem bequemen Stuhl, dem Sofa oder auch im Bett. Am besten ohne Fernseher oder Radio. Dem Atemrhythmus nachsinnen und an nichts denken. Bis uns eine gute Idee und die entsprechende Energie dazu kommt.
Machen wir beim Fortbewegen den Weg zum Ziel. Statt dem Auto das Rad nehmen oder gleich zu Fuß gehen. Es gibt viel zu entdecken, wenn wir uns Zeit lassen. Nehmen wir andere Wege, die uns sonst als Umwege vorkommen. Wenn sie uns in die Natur führen und Gelegenheit geben, in den Himmel zu blicken und den Vögeln zu lauschen, können sie zum Erlebnis werden.
Tun Sie, was Sie schon lange wollten, aber nicht dazu gekommen sind. In einer „Kruschtelecke“ Sachen entdecken, die Sie vergessen hatten. Fotos durchstöbern. Die weggelegte Hand-arbeit oder das zu langwierig gewordene Bastelprojekt voll- enden. Ein neues Rezept ausprobieren. Ein dickes Buch lesen, ganz ohne Hektik, von vorne bis hinten. Am Sonntag zum Gottesdienst gehen.
„Meine Zeit steht in deinen Händen“, sagt in Psalm 31,16 einer ganz gelassen zu seinem Gott. Jetzt, wo wir so viel davon haben, können wir mit diesen Worten dem Schöpfer danken für die Zeit. Sie ist seine gute Gabe an uns. Genießen wir sie ausgiebig.
Christoph Schweikle
Pfarrer der ev. Christuskirche Kirchheim