Kaum sind wir aus den ruhigen Weihnachtstagen ins neue Jahr hinübergerutscht, laufen schon wieder die Nachrichtenkanäle heiß: Kämpfe, Anschläge und Racheakte in Nahost, Truppenverlegungen nach Nordafrika, Rekord-Rüstungsexporte aus Deutschland. Die Trumps, Putins und Erdogans, die Ajatollahs und Scheichs rasseln mit den Säbeln, dass dem globalen Publikum angst und bange wird. Unsere Sehnsucht nach Frieden und gütlichem Zusammenleben der Völker bekommt gleich am Jahresanfang einen herben Dämpfer.
Friedensforschung gibt es schon seit vielen Jahrzehnten. Profilierte Wissenschaftler verwenden Zeit und Energie darauf, die Ursache von Konflikten zu untersuchen. Sie ziehen Schlussfolgerungen, die helfen sollen, Streit und Kriege zu vermeiden. Von allen Preisen, die Menschen stifteten, ist der Friedensnobelpreis der angesehenste. Generationen von Theologen haben über die Verheißung Jesu gepredigt: „Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen“ (Matthäus 5,9).
Aber weder Friedensforschung noch Preisvergaben, weder Friedenspredigten noch diplomatische Bemühungen konnten verhindern, dass auf diesem Erdball ständig weitergekämpft wird und jedes Jahr Tausende von Opfern zu beklagen sind. Nimmt es denn gar kein Ende? Die Welt schreit nach Frieden, aber da ist kein Friede - weder zwischen den Völkern noch in unseren Herzen.
Friede heißt auf Hebräisch Schalom. In der Bibel stiften nicht Menschen Schalom, sondern allein Gott. Nüchtern betrachtet kann der Mensch von sich aus keinen dauerhaften Frieden zustande bringen. Aber Gott kann uns seinen Frieden schenken. Er hat die Kraft, uns Menschen freizumachen von Neid und Hass, von Lieblosigkeit und Selbstsucht. Die Wurzeln des ewigen Streites stecken tief in unserem menschlichen Wesen. Befreiung und Befriedung müssen von außen kommen.
Als Jesus geboren war, sangen die Engel „Friede auf Erden“. Sie kündigten den Frieden an, den Gott mit uns Menschen schließen möchte. Durch den Gottessohn haben wir Frieden, der höher ist als alle Vernunft und bis in die tiefsten Schichten unseres Herzens hinabreicht. Wenn wir ihn als Friedensbringer anerkennen, dann gehören wir zu den Friedfertigen. Denn Friede mit Gott ist die Voraussetzung, dass wir auch unter Menschen Frieden fertigbringen.
Andreas Taut
Pfarrer der evangelischen Gemeinde Holzmaden