Punkt 4.56 Uhr - Ich liege wach im Bett, kann nicht schlafen. Meine Gedanken kreisen. So viele Dinge liegen mir wie Steine auf der Seele. Der Streit von gestern, der ungeklärt und unversöhnt geblieben ist. Der Stapel Rechnungen auf meinem Schreibtisch. Die To-Do-Liste, die jeden Tag wächst, statt kleiner zu werden. Die Menschen, bei denen ich mich dringend zurückmelden muss. Die Kopfschmerzen, die ich nicht einordnen kann, aber die immer öfter auftauchen. Gefangen in meinen Sorgen liege ich da und starre die Decke an.
Plötzlich höre ich etwas: Zartes Vogelgezwitscher bahnt sich durch die geschlossenen Fenster einen Weg an mein Ohr. Es ist Morgen! Ach, wenn ich doch auch so frei und sorglos sein könnte wie die Vögel vor meinem Fenster! Dann könnte ich den neuen Tag auch so fröhlich begrüßen. Wie machen die das bloß?
„Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel kostbarer als sie?“ (Matthäus 6,26) Jesus hat das gesagt. Ein schöner Gedanke, finde ich: Mein Vater im Himmel sorgt für mich, weil ich für ihn so kostbar bin. Zu schön um wahr zu sein?
Wenn ich in der Bibel lese, stoße ich oft auf Aufgaben und Gebote, nach denen ich mich richten soll. Zwei Aufgaben aber sind allein Gott vorbehalten: Richten und Sorgen. Über mich und andere zu richten, kann ich getrost Gott überlassen - genauso wie das Sorgenmachen. Es ist seine Aufgabe, für mich zu sorgen - wie ein himmlischer Vater. Da bleibt mir nur noch, mich mit all den Steinen auf meiner Seele Gott anzuvertrauen. Die Vögel haben mich heute Morgen daran erinnert: Ich bin kostbar für Gott! Er sorgt für mich. Vielleicht hilft es mir dabei, heute ein Stück sorgenfrei zu leben.
Larissa Hopp
evangelische Vikarin in Hepsisau und Neidlingen