Bissingen. „Mann des Ausgleichs“, „integrierende Persönlichkeit“, „engagierter Baumeister der Kreispolitik“, „Galionsfigur der CDU-Kreistagsriege“, „Mann mit Rückgrat“ – die Liste der Prädikate, die Heinz Dangel im Laufe seines langen und
erfüllten Lebens verliehen wurden und die ihn charakterisieren, ließe sich mühelos fortsetzen. Heute feiert der Bissinger in seinem idyllisch gelegenen Domizil in Ochsenwang seinen 90. Geburtstag.
Dabei wird die Schar der Gratulanten erfahrungsgemäß sehr groß sein, denn sein ehrenamtliches Wirken in den vielfältigsten Funktionen galt dem Gemeinwohl. Gleich nach dem Krieg brachten ihn 1946 seine sportlichen Ambitionen an die Spitze des Bissinger Turnvereins, dem er viele Jahre vorstand. 18 Jahre lang vertrat er die Bürger der Seegemeinde im heimatlichen Ratsgremium.
Als begeisterter Naturfreund und Liebhaber der Schwäbischen Alb ergriff Heinz Dangel gerne den Wanderstock im Schwäbischen Albverein und führte 15 Jahre lang als Gauvorsitzender des Teck-Neuffen-Gaus die Wanderfreunde an. Neben seinem kommunalpolitischen Engagement waren es nicht zuletzt die Leistungen und Bemühungen um den Erhalt der heimischen Natur und Landschaft, die den damaligen Landwirtschaftsminister Gerhard Weiser veranlassten, Heinz Dangel 1978 mit dem Bundesverdienstkreuz auszuzeichnen.
Beidem blieb er treu – der nicht immer vergnügungssteuerpflichtigen Kommunalpolitik und der Natur. Letzterer bis ins hohe Alter. Erst Ende vergangenen Jahres verabschiedete ihn Landrat Heinz Eininger aus seinem Amt als Vorstandsvorsitzender der Torfmoor-Schopfloch-Stiftung. Fast 30 Jahre lang hatte sich Heinz Dangel für den Erhalt des Naturjuwels auf der Schwäbischen Alb eingesetzt – nicht selten kämpferisch und als unbequemer Mahner. So kennen ihn auch seine Weggefährten aus Kreistagszeiten. Nach der Kreisreform vertrat der Bissinger von 1974 bis 1989 die Bürger im damals noch jungen Esslinger Kreisparlament. 13 Jahre lang stand er in dieser Zeit für die CDU-Riege an der Spitze und hatte in seiner letzten Legislaturperiode als Frontmann der mitgliederstärksten Fraktion das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden des Kreisparlaments inne.
Wo es galt, und es galt angesichts der damaligen „Müllschlachten“ oft, nahm er im Kreistagsrund kein Blatt vor den Mund, glättete aber auch die Wogen, wenn der Fraktionsdampfer mit seiner bunt zusammengewürfelten Mannschaft aus Nürtingern, Esslingern, Kirchheimern und „Besatzungsmitgliedern“ von den Fildern ins Schlingern zu geraten drohte, frei nach dem Spruch des Stuttgarter Alt-OBs Manfred Rommel „Nur ein Mensch, der ohne G‘spür ist, will durch die Wand, wo keine Tür ist“. Als integrierende Persönlichkeit, die es auch meisterhaft verstand, wo nötig, überparteiliche Netze zu knüpfen, genoss Heinz Dangel nicht nur bei den Christdemokraten großes Ansehen. Im Januar 1990 würdigte der damalige Landrat Dr. Hans Peter Braun das reiche Lebenswerk des umtriebigen Kommunalpolitikers mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse.
Freilich lag es nicht in der Natur des Bissingers, nach seiner Verabschiedung aus dem Ehrenamt seine Hände in den Schoß zu legen und sich auf die Ochsenwanger Alb zurückzuziehen. Als nämlich der damalige CDU-Fraktionschef im Landtag, Erwin Teufel, bei Heinz Dangel anklopfte und ihn bat, Aufbauhilfe im Osten zu leisten, verschwand der Schwabe in Richtung Sachsen und stand dort im Kreis Rochlitz Landrat Andreas Schramm mit Rat und Tat zur Seite.
Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Die Uhr tickt auch bei dem Jubilar langsamer, und sein Wanderstab passt sich der Uhr an. Natürlich interessiert er sich nach wie vor für die kommunalpolitischen Geschehnisse seiner Heimat. Aber mit der nötigen Distanz und Gelassenheit des Alters. Er freut sich gemeinsam mit seiner Frau Ella über Urenkelin Anna, die vor einem Vierteljahr das Licht der Welt erblickte, und ist froh, wenn ab und zu ehemalige Weggefährten und Parteifreunde von sich hören lassen.
„Ich bin zufrieden und dankbar“, lautet sein Lebensresümee. Danken, das werden Heinz Dangel heute an seinem 90. Wiegenfest nicht nur seine Familienangehörigen, sondern auch viele Freunde. Neben den zahlreichen verbalen und schriftlichen Gratulationen gibt‘s noch ein Ständle. Der Musikverein und der Männerchor der Seegemeinde wünschen musikalisch alles Gute.