Arche weiht in Notzingen Neubau ein – Platz für 24 Menschen in vier Wohngruppen
Gelebte Inklusion in der Ortsmitte

Großzügig und hell präsentiert sich das neue Wohnheim der Arche im Herzen Notzingens. Bei der Eröffnung gestern Nachmittag betonten mehrere Redner den Vorbildcharakter des Gebäudes. Gelobt wurde vor allem der zentrale Standort.

ANke Kirsammer

Notzingen. Augenzwinkernd relativierte Notzingens Bürgermeister Sven Haumacher die achtjährige Planungszeit für den Neubau: „Verglichen mit der jahrzehntelangen Arbeit Noahs an seiner Arche ging es in Notzingen recht schnell.“ Die Arche, Verein für therapeutische Wohngemeinschaften, wirke mit den Wohngruppen mitten im Ort segensreich, so der Rathauschef. Das architektonisch gelungene Gebäude biete seinen Bewohnern Schutz und Förderung zugleich.

Insgesamt finden in dem rund 2,4 Millionen Euro teuren Neubau 24 Menschen mit psychischen Erkrankungen Platz. Auf zwei Etagen gibt es jeweils zwei Wohngruppen. Jeder Bewohner hat ein eigenes, 14 Quadratmeter großes Zimmer. Die Nasszellen werden jeweils zu zweit genutzt, sechs Köpfe teilen sich einen Gemeinschaftsraum mit integrierter Küche.

Nachdem Architekt Wolfgang Renz symbolisch einen aus Hefeteig gebackenen Schlüssel an die beiden Geschäftsführer der Arche, Jochen Schmölders und Ulrich Stiller-Schwarz, übergeben hatte, erinnerte der Vorstandsvorsitzende des Trägervereins, Wolfgang Kalmbach, an die vielfältige Unterstützung beispielsweise durch Notzinger Vereine, Kirchengemeinde, Teckboten-Weihnachtsaktion und die Aktion Mensch. „Dieses Anwesen in der Mitte von Notzingen ist ein Bild mit großem Symbolcharakter, ja ein äußerst positives Bild für ein Gemeinwesen.“ Denn während Menschen mit Handicaps vielfach an den Rand gedrängt würden, fänden sie in Notzingen in der Mitte des Ortes Heimat. In diesem Zusammenhang erwähnte er auch den Neubau für altersgerechtes Wohnen in direkter Nachbarschaft. Noch in diesem Jahr soll laut Kalmbach der Sanierungsbedarf für das bestehende Gebäude der Arche in Notzingen geklärt werden. Der erste Stock bietet nach wie vor Räume für Förderprogramme für die Bewohner. Dort lernen sie zu kochen und werden gestärkt, um für sich selbst sorgen zu können. Spannend ist Kalmbach zufolge, wie das Erdgeschoss künftig genutzt wird. „Blicken wir 15 Jahre in die Zukunft, so wird der Bedarf eines Zentrums für Begegnung und Unterstützung steigen.“

Michael Heck, Leiter des Referats Sozialplanung beim Kommunalverband Jugend und Soziales in Stuttgart, lobte ebenfalls den Platz im Zentrum der Kommune. Denn Gebäude und Mitarbeiter alleine reichten für die Inklusion nicht aus. „Sie ist nur die Hälfte wert, wenn sie nicht mitgetragen wird von der Nachbarschaft.“

Die Arche passe mit 33 stationären sowie rund 20 ambulant betreuten Plätzen gut in die dezentralen Strukturen der sozialpsychiatrischen Versorgung im Kreis, so die neue Sozialdezernentin des Landkreises Esslingen, Katharina Kiewel, Sie würdigte die Arbeit des Vorstands und der aktiven Mitglieder des Fördervereins.

Im Anschluss an den offiziellen Teil hatten die Gäste, darunter Gemeinderäte, Vertreter örtlicher Vereine und Kirchen, Bewohner und deren Angehörige, ausreichend Gelegenheit, einen Rundgang durch das neue Gebäude an der Hochdorfer Straße zu machen.