Nach dem Brand muss das komplette Gebäude gereinigt werden – Ausweichmöglichkeiten gesucht
Gemeindehalle für Monate gesperrt

Voraussichtlich bis September bleibt die Ohmdener Gemeindehalle für die Grundschule und den Übungsbetrieb von Vereinen gesperrt. Mitte Dezember hatte ein Brand im Untergeschoss die Weihnachtsfeier des örtlichen Musikvereins gegen 23 Uhr jäh beendet.

Ohmden. „Die Untersuchungen zur Ermittlung der Brandursache dauern noch an“, sagte der zuständige Kripobeamte Siegbert Anhorn gestern auf Anfrage. Ein technischer Defekt der Deckenlampen könne noch nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Die Auswirkungen des Feuers, das am Samstag vor dem dritten Advent im Gymnastikraum der Ohmdener Gemeindehalle ausgebrochen war, lassen sich dagegen konkret benennen: Voraussichtlich bis zum Ende der Sommerferien bleibt die Halle gesperrt. Einzig das Vereinszimmer im Untergeschoss, in dem unter anderem die Kernzeitenbetreuung der Grundschule und Musikschulunterricht stattfinden, kann nach einer gründlichen Reinigung bereits wieder genutzt werden.

Auf Anraten eines Baubiologen sei beschlossen worden, die gesamte Halle zu entkernen und akribisch zu reinigen, erklärt der Ohmdener Bürgermeister Martin Funk. Das ganze Gebäudeinnere sei mit einem schmierigen Rußfilm überzogen. „Das Inventar wie beispielsweise die Turngeräte müssen wir ausräumen und anderswo zwischenlagern.“

Veranstaltungen, die normalerweise im Gymnastikraum im Untergeschoss stattfinden, wie Proben von Musikverein oder Liederlust, gehen nun in den nächsten Monaten in anderen Räumen über die Bühne. „Es ist schön, zu sehen, wie der Ort zusammensteht“, betont Funk. In einer Besprechung diese Woche seien auch Vertreter von Vereinen und Kirchen gewesen, die einen Raum zur Verfügung stellen können. So haben Liederlust und Musikverein bis auf Weiteres die Möglichkeit, ins katholische beziehungsweise evangelische Gemeindehaus umzuziehen. „Das Problem ist der Sport“, gibt der Bürgermeister zu bedenken. Der Unterricht der Grundschule ist ebenso betroffen wie das Training von Sportverein und Fußballern der Feuerwehr. „Hallen in der Umgebung haben auch nicht unbedingt Kapazitäten übrig“, so Funk. Auch für Veranstaltungen wie die Jahresfeier der Kindertanzgruppe, das Frühlingsfest des TSV und ein geplantes Konzert von Grundschule und Liederlust gebe es noch keine Ausweichmöglichkeiten. Die Ohmdener Fasnet und der Kinderfasching wurden gestern vom Veranstalter, dem örtlichen Musikverein, offiziell abgesagt.

Hatte die Polizei den Sachschaden ursprünglich auf 100 000 bis 150 000 Euro beziffert, so spricht der Rathauschef inzwischen von einer Summe, die sich zwischen 800 000 und einer Million Euro bewegt. „Das Gebäude und das Inventar, das der Gemeinde gehört, ist über die Kommune versichert“, sagt Funk. Anders sehe es mit dem Besitz der Vereine aus, der in den Kellerräumen gelagert war.

Einen Schaden von rund 110 000 Euro beklagt allein die Liederlust gemäß der Schätzung ihres Vorsitzenden Thomas Schmid. Neben dem Klavier seien rund 550 Notensätze in Mitleidenschaft gezogen worden, darunter auch zahlreiche handschriftlich verfasste, so beispielsweise von Gotthilf Fischer, dem wohl bekanntesten deutschen Chordirigenten, und andere Raritäten wie ein Notenbüchlein aus dem Jahr 1830. Spontan hätten der Männerchor Bissingen sowie der Kirchheimer Sing-Out-Chor angeboten, ein Benefizkonzert mit der Liederlust und dem Musikverein auf die Beine zu stellen. „Wir sind schon eifrig am Organisieren“, so der langjährige Liederlust-Vorsitzende Johann Steffl. Im Übrigen hofft die Liederlust, dass die Veranstalterhaftpflicht, die der Musikverein über seinen Landesverband abgeschlossen hatte, einen Großteil des entstandenen Schadens abdeckt.

„Wir haben durch den Brand knapp 40 beschädigte Instrumente“, beklagt indes der Vorsitzende des Musikvereins, Helmut Rösch. „Das Feuer ist im unpassendsten Moment überhaupt ausgebrochen.“ Nach den Auftritten von Jugend- und Stammkapelle bei der Weihnachtsfeier hatten die Mitglieder ihre Instrumente und Trachtenjacken in den Gymnastikraum gelegt. Zu vorgerückter Stunde brach dort das Feuer aus. Wer privat eine entsprechende Hausratversicherung habe, könne nun sein in Mitleidenschaft gezogenes Instrument geltend machen, so Rösch. Leider seien aber nicht alle Mitglieder entsprechend versichert. „Noch vor einem halben Jahr sind wir vereinsintern alle möglichen Versicherungen durchgegangen. 1 500 Euro wäre jährlich allein für die Instrumente fällig gewesen. Das ist für einen Verein kein kleiner Betrag.“ Deshalb habe man darauf verzichtet.

Beeindruckt ist Rösch von der Hilfsbreitschaft benachbarter Vereine. Sie hätten angeboten, Ins­trumente auszuleihen. Zudem seien bereits erste Spenden eingegangen. „Sehr kooperativ haben sich auch die evangelische und die katholische Kirche gezeigt“, freut sich Rösch. Das würde sich ihm zufolge die Vereinsgemeinschaft auch von der Gemeinde Ohmden wünschen. „Sie könnte sich an den Mehrkosten, beispielsweise für Strom und Heizung, beteiligen, die die Kirchen jetzt durch die längeren Nutzungszeiten ihrer Gemeindehäuser haben.“ Auch das wäre den durch das Feuer geschädigten Vereinen eine Hilfe.

 

Am heutigen Samstag veranstaltet der Musikverein Ohmden an seinem Musikerhäusle von 17 Uhr an ein Funkenfeuer. Der Erlös aus dem Verkauf von Glühwein, Würsten und Waffeln soll einen Beitrag dazu leisten, die Vereinskasse etwas aufzubessern, in die der Brand ein gehöriges Loch gerissen hat.