Onkologischer Schwerpunkt mehrerer Kliniken und Praxen im Landkreis
Gemeinsam stark gegen Krebs

Krebspatienten aus dem Kreis Esslingen können sich darauf verlassen, dass sich die Spezialisten von drei Klinikträgern und einer Ärztepraxis um ihre Gesundung kümmern. Nach jahrelanger Vorbereitung haben das Klinikum Esslingen, die Kreiskliniken, die anthroposophisch orientierte Filderklinik und die Praxis Kamp/Eckert den Onkologischen Schwerpunkt Esslingen gebildet.

Kreis Esslingen. Jeden Montag ist Videokonferenz. Die Ärzte des Onkologischen Schwerpunkts (OSP) stellen die schwierigen Fälle vor und beraten über die bestmögliche Therapie. Dienstags gibt es eine Zusatzkonferenz für Lungenkrebsfälle. Durch diese Vernetzung garantiere man allen Patienten im Landkreis hohe Versorgungsqualität, betont Professor Michael Geißler, Chefarzt der Inneren und der Onkologie im Klinikum Esslingen. „Den Patienten konnte nichts Besseres passieren“, bekräftigt der Ruiter Oberarzt Henry Simon. Die Wahrscheinlichkeit, dass schwierige Fälle innerhalb der Kreisgrenzen behandelt werden können, sei damit gestiegen.

Ein ungewöhnlicher Schritt – und gegenüber älteren OSP-Plänen ein Vorteil – ist die Einbeziehung der Filderklinik. Erstmals sei eine anthroposophische Klinik als schulmedizinisches und komplementärmedizinisches Zentrum in einem Schwerpunkt vertreten, sagte Josef Vogel, Aufsichtsratsvorsitzender der Filderklinik.

Robert Eckert, dessen Wendlinger Praxis auf Blutkrankheiten spezialisiert ist, freut sich über den schnelleren Informationsaustausch zwischen ambulanter Einrichtung und Krankenhäusern.

Bei der Vorbereitung des OSP ging es nicht nur um die technische Seite mit Videokonferenzen. In unzähligen Sitzungen haben die Ärzte ihre Therapieprotokolle abgestimmt und die Qualitätssicherung eingerichtet. Das habe lange gedauert, aber die 20-köpfige Kommission des Landesbeirats Onkologie sei „beeindruckt“ gewesen, sagte Birgit Wohland-Braun.

Esslingens OB Jürgen Zieger sprach von einem „guten Tag für alle Krankenhäuser“. Mit dem OSP führe man „die geballte Kompetenz im Landkreis zusammen – zum Wohle der Patienten“. Dass der Landrat zur offiziellen Verkündung den Urlaub unterbrochen habe, sei ein gutes Zeichen, meinte Zieger jovial. Die Frage, ob diese Kooperation ein Signal für eine weitergehende Zusammenarbeit zwischen Stadt und Kreis sei, blockte der Aufsichtsratsvorsitzende des Klinikums Esslingen ab: Im Herbst liege das Gutachten auf dem Tisch.

Landrat Heinz Eininger wählte einen etwas optimistischeren Tonfall. Die Verkündung des OSP passe gut in die Zeit, in der Stadt und Landkreis nach begehbaren Wegen in der Zusammenarbeit suchten. Eininger erinnerte daran, dass schon 2001, als noch die Sana GmbH das städtische Krankenhaus führte, über einen Onkologischen Schwerpunkt geredet worden sei. Gleichwohl sah er kein Zeitversäumnis, da es zwischen den Medizinern bei schweren Fällen schon einen Informationsaustausch gegeben habe. Es habe sich gelohnt, über die Organisation und die Ablaufprozesse nochmals nachzudenken. Die Qualitätsstandards seien deutlich verbessert worden. Zudem sei die Kooperation auf eine breitere Basis gestellt worden. Chefarzt Geißler unterstützte Eininger: 2001 sei man meilenweit von dem heutigen Standard entfernt gewesen.

Bei der Frage der Finanzen waren sich die Geschäftsführungen der Kreiskliniken und des Klinikums Esslingen einig. Die Kostenträger sollten diese wertvolle Arbeit auch bezahlen, wünscht sich Elvira Benz. Ihr Esslinger Kollege Bernd Sieber sagte: „Höchstleistung muss honoriert werden.“ Damit bezog sich Sieber auf die Qualität der abgestimmten Therapie. Seiner Meinung nach war aber auch der Endspurt im Vorbereitungsmarathon olympiareif.