Andreas Volz
Kirchheim. Bei der Pressekonferenz ging Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker zunächst auf die Grundbedingungen des beschränkt offenen Wettbewerbs ein: Einerseits sei er europaweit auszuschreiben gewesen, andererseits aber sollten auch gezielt Büros aus Kirchheim und Umgebung zur Beteiligung aufgefordert werden.
Bereits im Vorfeld gab es Interessenten in Hülle und Fülle, insgesamt 286 an der Zahl. Unter den nationalen und internationalen Bewerbern wurden per Losentscheid diejenigen ausgewählt, die Entwürfe einreichen durften. Ziel des Wettbewerbs sei es gewesen, mit der Neubebauung des Areals einerseits ein Marke zu schaffen und andererseits ein Angebot für junge Familien, die zentrumsnah wohnen wollen.
22 Büros hätten schließlich „bemerkenswerte Ideen“ eingereicht. Unter diesen Beiträgen hatte das Preisgericht am Donnerstag nach 13 Stunden und langen Diskussionen drei Preisträger ausgewählt und außerdem drei Anerkennungspreise vergeben. Die Entwürfe waren anonymisiert, sodass die Wahl anhand objektiver Kriterien erfolgen konnte. Unter Teilnehmern, die aus Städten wie Innsbruck, Barcelona, Berlin, Hamburg, Düsseldorf oder Rotterdam stammten, konnte sich schließlich das Büro „UTA“ (urban tool architects) aus Wien durchsetzen. Auf den Plätzen zwei und drei folgen aber bereits einheimische Büros, aus Nürtingen und Kirchheim.
Die Preise sind mit 15 000, 9 000 und 6 000 Euro dotiert. Hinzu kommen jeweils 2 000 Euro für die drei Anerkennungspreise. Hans Martin Mader, der als Vorprüfer und Wettbewerbsbetreuer die preiswürdigen Arbeiten vorstellte, hielt das Preisgeld für gut angelegt, denn als „Gegenwert“ seien Entwürfe eingegangen, die insgesamt 700 000 bis 800 000 Euro wert seien. An dieser Bemerkung entzündete sich allerdings am Ende der Pressekonferenz ein Expertenstreit über Sinn und Unsinn solcher Wettbewerbe. Einer der Teilnehmer kritisierte, dass die Leistung der Architekturbüros viel zu hoch sei, gemessen an dem, was an Preisgeldern ausgeschüttet werde.
Die Stadt jedoch war sehr zufrieden mit dem Wettbewerb. „Aus meiner Sicht ist das ein sehr gelungenes Verfahren, mit dem wir auch anderweitig schon gute Erfahrungen gemacht haben, etwa beim Neubau der Freihof-Realschule“, sagte Oberbürgermeisterin Matt-Heidecker. Am ersten Preis lobte sie, dass sich dadurch eine „neue Adresse“ schaffen lasse, „wo gemeinsames Wohnen möglich ist, aber auch Rückzugsmöglichkeiten gegeben sind“. Außer Reihenhäusern sei auch Geschossbau vorgesehen. Dazu komme eine Kindertagesstätte, die auch für die angrenzenden Wohngebiete offen sei.
Besonders beeindruckt zeigte sich Angelika Matt-Heidecker von der Flexibilität: Gerade diese Kindertagesstätte lasse sich jederzeit auch anders nutzen, sollte sie einmal nicht mehr als solche benötigt werden. Letzteres könne früher eintreten als gedacht, weil ganz allgemein für das vorausschauende Handeln von Kommunen gelte: „Veränderungen kommen immer schneller, als wir mit unseren Planungen reagieren können.“
Im Namen des Preisgerichts würdigte Hans Martin Mader den Siegerentwurf als einen, mit dem sich die späteren Bewohner sehr gut identifizieren könnten. Die Gestaltung und Anordnung der Reihenhäuser lasse eine Atmosphäre entstehen, „die interessanterweise nicht nach Reihenhaus aussieht“. Ein besonderer Trick seien die Konsolen vor den Häusern. Der Eingang sei gegenüber dem Platz selbst um einen halben Meter angehoben, wodurch ein vorgeschobener Sitzbereich entstehe, der den öffentlichen Raum belebe.
Die Wohnungen in der Querspange, die das Quartier nach Osten hin abschließt, lassen sich nach Ansicht des Preisgerichts nicht nur gut vermarkten. Hans Martin Mader lobte das Gebäude auch, weil es auf der neuen Verbindung zwischen Wehr- und Osianderstraße „bewusst im Weg steht“. Dadurch entstehe eine besondere Gliederung des öffentlichen Raums. Mader erwähnte auch zwei Kritikpunkte, die sich aber leicht beheben ließen. So erscheine der Baukörper an der Friedrichstraße dem Preisgericht als zu massiv, und außerdem sei die Tiefgarage nicht groß genug ausgelegt.
Die Stadtverwaltung nehme nun wegen der gewünschten Änderungen am Entwurf Kontakt mit dem Wiener Büro auf und mache sich außerdem auf die Suche nach einem Bauträger oder einer Baugenossenschaft, teilte Planungsamtsleiter Gernot Pohl der Presse abschließend mit. Nach den Sommerferien könne der Gemeinderat bereits den Aufstellungsbeschluss für den entsprechenden Bebauungsplan fassen.
Mit dem Baubeginn rechnet Gernot Pohl bereits für das Jahr 2013. Der Abriss des Hallenbads werde aber wohl erst nach Ende der Heizperiode beginnen. Dann nämlich kann auch das Blockheizkraftwerk abgerissen werden, das bis jetzt noch das Fickerstift und eine benachbarte Wohnanlage mit Wärme versorgt.