Der 27-jährige Martin Funk ist neuer Bürgermeister der Trinkbachgemeinde
Generationswechsel in Ohmden

Es war ein Wahlkrimi mit eindeutigem Ausgang: Martin Funk ist am Sonntag im zweiten Wahlgang mit absoluter Mehrheit zum neuen Rathauschef Ohmdens gewählt worden. Die vergangenen Wochen haben im Ort jedoch einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen.

Generationswechsel in Ohmden
Generationswechsel in Ohmden

Ohmden. „Das war wie Dallas und Denver-Clan in Ohmden“, kommentierte eine Beobachterin am Wahlabend die unruhigen Wochen des Wahlkampfes in der Trinkbachgemeinde. Nach einer Zeit des Zwists, der Gerüchte und Intrigen haben die Ohmdener Bürger ihre Hoffungen nun auf den jüngsten der drei ursprünglichen Kandidaten gesetzt: Der 27-jährige Martin Funk aus Plochingen wurde im zweiten Wahlgang mit 61,7 Prozent der abgegebenen Stimmen zum neuen Bürgermeister der 1700-Seelen-Gemeinde gewählt. Insgesamt 553 Wähler setzten ihr Kreuz bei Martin Funk. Sein Kontrahent Helmut Rösch aus Ohmden landete bei 30,8 Prozent. Mit 276 Stimmen bekam er sogar sieben weniger als im ersten Wahlgang. Lediglich 7,5 Prozent entfielen auf „Sonstige“. Auf wie vielen Wahlzetteln dieser Rubrik der Name Manfred Merkle stand, wurde am Wahlabend nicht bekanntgegeben. Aufgrund des für ihn enttäuschenden ersten Wahlgangs war der amtierende Rathauschef am Sonntag nicht mehr angetreten.

„Ich freue mich über das eindeutige Ergebnis“, sagte ein merklich aufgeregter Martin Funk. „Ich habe solch ein Resultat erhofft, aber rechnen konnte ich nicht damit.“ Er werte seinen Sieg als Zeichen dafür, „dass ein klarer Schnitt gezogen werden soll.“ In erster Linie sei er froh darüber, dass Wahlkampf und Wahltag nun vorbei seien. Erleichtert zeigte sich Funk darüber, dass sich die Unruhen der vergangenen Wochen und die Flugblatt-Aktion zugunsten Manfred Merkles nicht negativ auf sein Ergebis ausgewirkt haben.

„Ich sehe mich als zweiten Sieger und nicht als Verlierer“, kommentierte Helmut Rösch am Wahlabend seine Niederlage. „Mein Ziel war der Wechsel“, sagte er – und eben dieser habe sich vollzogen. Schwer enttäuscht zeigte er sich jedoch vom Verlauf des Wahlkampfes und von den Ereignissen im Ort. „Es sind Ängste und Bedenken geschürt worden, weil ich Ohmdener bin“, so Rösch. Vorbehalte gegen ihn hätten sich sogar bis in den familiären Bereich ausgewirkt. „Die Zeit war sehr lehrreich für mich: Ich habe erfahren, wo meine wahren Freunde sitzen“, sagte der 43-Jährige, der Vorsitzender des örtlichen Musikvereins ist und als Diplom-Forstingenieur beim Regierungspräsidium Stuttgart arbeitet.

Dass von insgesamt 1368 wahlberechtigten Bürgern inmmerhin 914 – und damit kaum weniger als im ersten Wahlgang – zur Urne geschritten sind, wertete Dr. Klaus Dolde, stellvertretender Bürgermeister und Vorsitzender des Gemeindewahlausschusses als äußerst positiv: „Die Ohmdener haben die Wahl sehr ernst genommen“, lobte er.

„Entspannt und interessiert“ verfolgte Manfred Merkle zusammen mit etlichen anderen Besuchern die Auszählung im Ohmdener Schulgebäude. Mit dem Ergebnis der Wahl habe er gerechnet, so Merkle. Es sei aber spannend gewesen zu sehen, wohin seine Stimmen wandern. Enttäuscht zeigte sich der 57-Jährige darüber, dass die Ohmdener Bürger ihm nicht schon vor der Wahl klar gemacht hätten, dass sie – wie übrigens derzeit die Bürger in vielen anderen Gemeinden im Kreis auch – einen Generationswechsel wünschen. „Dann hätte ich meinen Hut gar nicht erst in den Ring geworfen.“ Manfred Merkles Amtszeit endet am 31. Dezember dieses Jahres. Welcher Aufgabe er anschließend nachgehen wolle, stehe noch nicht fest. „Auf der faulen Haut werde ich aber nicht liegen“, sagte Merkle.

Im Januar zieht dann Martin Funk ins Ohmdener Rathaus ein. Die Zeit bis dahin möchte der Plochinger dazu nutzen, sich eine Wohnung in Ohmden zu suchen. Dass er im Fall seiner Wahl in die Trinkbachgemeinde ziehen würde, stand für den Wirtschaftsrechtler und Absolventen des Masterstudiengangs Europäisches Verwaltungsmanagement schon vorher fest. Er betonte, dass er in seinem neuen Amt immer ein offenes Ohr für die Einwohner haben wolle: „Die Bürgerbeteiligung ist für mich das wichtigste Thema“. Auch die Kooperation mit Gemeinderat, Verwaltung und Kirchengemeinde sei ihm ein großes Anliegen. Nach seinem Amtsantritt möchte Martin Funk sich zunächst einmal einarbeiten und nach offenen Baustellen suchen. So plane er etwa, die Straße nach Schlierbach in Angriff zu nehmen. „Große Investitionen werden angesichts der Finanzlage aber kaum möglich sein.“