Fleisch mit Tierschutz-Siegel wird auch in Kirchheim verkauft, jedoch nicht im großen Stil
Genießen ohne schlechtes Gewissen

Fast 90 Prozent der Deutschen finden es laut einer Umfrage des Verbraucherministeriums „wichtig“ oder „sehr wichtig“, dass Fleisch aus tiergerechter Haltung stammt. Der Deutsche Tierschutzbund hat darauf reagiert und ein neues Siegel ins Leben gerufen. Fleisch, das damit zertifiziert ist, ist auch in Kirchheim erhältlich.

Kirchheim. Um eines gleich vorwegzusagen: Verbraucher, die beim Fleischkauf auf Tierschutz achten, wurden auch schon vor der Einführung des neuen Siegels fündig. Zahlreiche Metzgereien in Kirchheim und Umgebung beziehen ihr Fleisch ausschließlich von der Schwäbischen Alb oder aus der unmittelbaren Umgebung und ersparen den Tieren so lange Transportwege. Auch Bio-Fleisch findet man in einigen Metzgereien. Wer lieber auf dem Kirchheimer Wochenmarkt einkauft, findet donnerstags und samstags den Stand von „Neuland“. Der Verein wurde schon vor 25 Jahren gegründet und steht für Fleisch aus artgerechter und umweltfreundlicher Tierhaltung.

Supermärkte jedoch haben Nachholbedarf. Die meisten haben zwar inzwischen Bio-Fleisch im Sortiment. Aber das ist vielen Verbrauchern offenbar zu teuer, weshalb zum Beispiel „Marktkauf“ nach eigenen Angaben sein Bio-Fleisch-Angebot wieder reduziert hat. Wer sich Bio nicht leisten konnte oder wollte, musste im Supermarkt bisher auf konventionelles Fleisch zurückgreifen – und das stammt eben oft aus Massentierhaltung. Zwischen Bio und konventionell gab es nichts.

Diese Lücke hat der Tierschutzbund mit seinem neuen Siegel „Für mehr Tierschutz“ geschlossen. Es richtet sich an Verbraucher, die Fleisch konsumieren wollen und denen Tierschutz am Herzen liegt (siehe Infokasten). Doch wird das Fleisch überhaupt schon in Kirchheimer Supermärkten angeboten?

Bei „Rewe“ verläuft die Suche erfolglos. Zwischen Schweinsteaks und Rindsgulasch liegt zwar auch Bio-Fleisch sowie Hähnchenfleisch, das mit dem Label „Pro Planet“ ausgezeichnet ist – ein Garant dafür, dass die Tiere nicht mit gentechnisch verändertem Futter gemästet worden sind. Fleisch mit dem Siegel des „Deutschen Tierschutzbunds“ ist jedoch nicht vertreten. Auch bei „Norma“ in der Innenstadt taucht es in der Fleischtheke nicht auf.

Bei Marktkauf im Nanz-Center, der, anders als Rewe und Norma, eine Frische-Theke besitzt, wird der Verbraucher fündig. „Iss artgerecht“, steht auf einem großen Plakat, das sogenanntes „Sterne Fleisch“ anpreist. Dieses Schweinefleisch trägt tatsächlich das Premiumsiegel des Deutschen Tierschutzbundes. „Wir haben das Schweinefleisch seit sechs Wochen in der Testphase“, sagt Abteilungsleiter Michael Schlosser. Das Fleisch ist in insgesamt 40 Märkten von Edeka Südwest, zu der Marktkauf gehört, erhältlich. Es kostet laut Schlosser rund 20 Prozent mehr als konventionelles Fleisch. Das Fleisch stammt von Höfen in Riedlingen und Zwiefalten-Baach, beides „Neuland-Betriebe“, die mit der Premiumstufe des Tierschutzlabels ausgezeichnet worden sind. Ein Handzettel informiert über die Standards: Die Schweine haben ganzjährig Auslauf ins Freie, Raum zum Liegen. Sie werden mit heimischen Futtermitteln aus gentechnikfreiem Anbau gefüttert und haben ausreichend Tageslicht im Stall.

Wenn die Nachfrage stimmt, geht das Fleisch nach der Testphase ins normale Angebot über. Einen ersten Eindruck hat sich der Abteilungsleiter schon verschafft: „Das Fleisch mit dem Tierschutz-Siegel wird von den Kunden besser angenommen als Bio-Fleisch“, sagt Michael Schlosser. Er hat dafür zwei Erklärungen: „Es ist günstiger. Und vielen Kunden geht es beim Fleischkauf vor allem um den Tierschutz“.