Esslingen. Mit seinem Vergrößerungsglas untersucht Dietmar Schmah vom Esslinger Grünflächenamt das kleine Gespinst, das er an einem – noch – grünen Zweig der Hecke entdeckt hat. An anderen Stellen hat die erste Generation Raupen bereits ganze Arbeit geleistet. Große Flächen der Hecke sind schon gelb, die Blätter abgestorben oder ganz von den Zweigen abgefressen. Der Schädling stammt aus Ostasien (Japan, China, Korea) und wurde mit Beginn des 21. Jahrhunderts wohl durch den Pflanzenhandel nach Mitteleuropa eingeschleppt. In Württemberg ist der Buchsbaumzünsler bereits vor etwa drei Jahren angekommen, in Esslingen ist es in diesem Jahr der erste Befall, auf den das Grünflächenamt aufmerksam wurde. „Bislang kennt man den Zünsler in der Landwirtschaft nur vom Maisanbau“, weiß Schmah.
Der Buchsbaumzünsler breitet sich schnell aus und ist sehr gefräßig. Findet er keine Blätter mehr, frisst er auch die grüne Rinde um die Zweige ab. „Er schädigt den Buchs also zu 100 Prozent“, sagt der Fachmann. Besonders an den Stellen der Hecke, die am meisten Sonne abbekommen, ist der Schaden groß. „Die Raupen fühlen sich dort am wohlsten, wo es warm ist“, vermutet Schmah. Natürliche Feinde habe der Buchsbaumzünsler keine. „Den Vögeln schmecken die Raupen nicht. So sieht es zumindest aus.“
Ist der Buchs erst einmal befallen, muss schnell reagiert werden: „Das Spritzen macht nur Sinn, wenn die Raupen in einem sehr frühen Larvenstadium sind. Insgesamt durchlaufen sie bis zu sieben Stadien, bis sie ihre Größe von etwa fünf Zentimetern erreicht haben.“ Das rechtzeitige Spritzen verhindere, dass die Larven weiter wachsen: „Sie können sich durch das Mittel nicht mehr häuten und platzen“, erklärt Dietmar Schmah. Das höre sich zwar scheußlich an, gibt er zu, sei aber die einzige Möglichkeit, den gefräßigen Schädling zu bekämpfen.
Haben sich die Raupen zum gut und schnell fliegenden Falter gemausert, wie bereits 100- oder gar 1 000-fach geschehen, legen die Weibchen in ihrem maximal achttägigen Leben mehrfach Eier auf den Buchsblättern ab. Hobbygärtner sollten in ihrem Buchs vor allem nach an- oder komplett abgefressenen Blättern und grünen Kotkrümeln suchen, rät der Mitarbeiter des Grünflächenamts.
Die Raupen selbst sind dank ihrer grünen Farbe mit schwarzen Punkten und weißen Streifen bestens getarnt. „In der Hecke des Kindergartens haben wir sie anfangs auch nicht gesehen, dafür aber deutlich gehört“, berichtet Dietmar Schmah: „Das klingt so, als würden mehrere Leute Chips essen.“