Zahl der angemeldeten Zisternen in Schlierbach deutlich gestiegen
Gesplittete Abwassergebühr eingeführt

Während in anderen Kommunen gerätselt wird, ob die Verwendung von Luftbildern zur Ermittlung der versiegelten Flächen mit dem Datenschutz kollidiert, führt Schlierbach die gesplittete Abwassergebühr bereits ein.

Schlierbach. Galt bei der Berechnung der Abwassergebühren früher der Grundsatz „Frischwasserverbrauch gleich Abwassermenge“, müssen die Kommunen nun auch das Oberflächenwasser, das von Grundstücken in die Kanalisation gelangt, mit in die Gebührenkalkulation einrechnen. Notwendig wurde diese Umstellung durch ein Urteil des Verwaltungsgerichtshofs.

Dieses Urteil bedeutet für viele Kommunen einen immensen Arbeitsaufwand: Versiegelte Flächen müssen erfasst und die Kostenkalkulation neu aufgestellt werden. Auch für Schlierbach war der Aufwand nicht gering, wie Bürgermeister Paul Schmid berichtete. Auch sei der Beratungsbedarf bei den Schlierbachern groß gewesen. „Viele Bürger kamen deswegen ins Rathaus.“ Dennoch ist Schmid beeindruckt: „Ich bin erstaunt, dass wir jetzt schon das Ergebnis haben.“

Lohn der Mühe sind nun gesetzes­konforme Abwassergebührenbescheide für Bürger und Betriebe. Nach der nun beschlossenen Abwassergebührensatzung kostet der Kubikmeter Schmutzwasser den Verbraucher 2,55 Euro und der Kubikmeter Niederschlagswasser 0,35 Euro pro Quadratmeter versiegelter Fläche. Für die meisten Bürger ändert sich an den Gesamtkosten jedoch nicht viel: Während die Besitzer von Einfamilienhäusern, Doppelhaushälften und Bewohner von Mehrfamilienhäusern mit der gesplitteten Abwassergebühr sogar etwas günstiger liegen als zuvor, werden Betriebe mit großen versiegelten Flächen mehr bezahlen müssen.

Aufwendig war bereits die Erhebung der versiegelten Flächen zur Niederschlagswasserberechnung. Das Schlierbacher Ingenieurbüro Digiterra hat aus den verschiedenen Datenbeständen heraus die Flächenzahlen in der Gemeinde berechnet und diese Berechnungen vor Ort überprüft. Grundstücksbesitzer wurden angeschrieben und um einen Abgleich der Daten gebeten. In Schlierbach finden sich rund 1 300 Flurstücke mit etwa 4 600 versiegelten Flächen, wie Diplom-Ingenieur Bernd Drahola vom Büro Digiterra erklärte. Die Flächen summieren sich derzeit auf rund 41 Hektar. Flächen werden je nach Art ihrer Versiegelung bei der Gebührenberechnung unterschiedlich berechnet, wobei die Quadratmeteranzahl mit einem Flächenfaktor multipliziert wird. Hier tun sich verschiedene Einsparmöglichkeiten auf. Richtig lohnend wird für Häuslesbesitzer die Anschaffung einer im Boden verankerten Zisterne, die das Regenwasser vom Dach zur Gartenbewässerung aufnimmt: Hier werden von der veranschlagten Fläche je Kubikmeter Fassungsvermögen der Zisterne acht Quadratmeter abgezogen. Die Schlier­bacher haben da wohl vorgebaut: Rund 200 Zisternen gibt es nun offiziell in Schlierbach. „Zisternen haben sich im Zuge der Erfassung richtiggehend vermehrt“, sagte Paul Schmid.