Valerie Fickert ist an der Martinskirche die neue Pfarrerin zur Anstellung und arbeitet nebenher an ihrer Doktorarbeit
Geteilt zwischen „Menschen und Büchern“

Seit Anfang März ist Valerie Fickert als Pfarrerin zur Anstellung in der Kirchheimer Martinskirchengemeinde tätig. Am gestrigen Sonntag wurde sie an ihrer alten Wirkungsstätte in Crailsheim ordiniert.

Kirchheim. „Menschen und Bücher“ - das sind die zwei Schlagworte, um die sich Valerie Fickerts Leben als Theologin und Pfarrerin drehen. Mit beidem wird sie sich während ihrer dreijährigen Dienstzeit in Kirchheim in gleicher Weise beschäftigen: 50 Prozent ihrer Arbeitskraft widmet sie nämlich ihrer Doktorarbeit mit dem Thema „Erfahrung und Offenbarung - Beiträge zu einer Debatte in der neueren evangelischen Theologie“. Und dabei hat sie es natürlich in erster Linie mit Büchern zu tun.

Die andere Hälfte ihrer Arbeitszeit allerdings ist Valerie Fickert als Pfarrerin zur Dienstaushilfe in der Martinskirchengemeinde beschäftigt - und dabei hat sie es vor allem mit Menschen zu tun. „Es geht mir ja nicht nur um Bücher“, sagt Valerie Fickert im Gespräch, „ich wollte auch zu Menschen.“ Als Pfarrerin habe sie einen „tollen Beruf“, der sie sehr nahe an die Menschen heranführt.

Letzteres tue ihr gut, um immer wieder zurück auf den Boden zu kommen. Auch im Vikariat in Crailsheim hat sie öfters solche Erfahrungen gemacht: „Da ist man gerade dabei, sich in hochphilosophische Texte zu vertiefen, und dann klingelt das Telefon. Es meldet sich ein Bestattungsinstitut wegen einer Beerdigung.“ Bei einer Beerdigung ist sie als Pfarrerin nicht weniger gefordert wie in der Schule beim Religionsunterricht, dessen ist sich Valerie Fickert voll und ganz bewusst: „Die Leute merken, ob man echt ist oder nicht - in der Schule genauso wie bei der Beerdigung.“

Und „echt“ möchte Valerie Fickert möglichst immer sein. Da passt es ganz gut, dass für die Ordination, also für die feierliche Aufnahme neuer Pfarrer oder Pfarrerinnen in die Württembergische Landeskirche, der Ort vorgesehen ist, an dem sie ihr Vikariat absolviert haben. „Man braucht seine festen Wurzeln“, das ist die feste Überzeugung Valerie Fickerts. Zu diesen Wurzeln ist sie gestern also noch einmal zurückgekehrt.

Weitere Wurzeln hat die neue Pfarrerin zur Anstellung in Neuenstadt am Kocher geschlagen, wo sie aufgewachsen ist. Ihr Abitur hat sie in Neckarsulm abgelegt, wobei sie nachhaltig von ihrem damaligen Religionslehrer geprägt wurde. Im mündlichen Abitur ging es um Ludwig Feuerbach - für Valerie Fickert eine der intellektuellen Herausforderungen, die sie besonders gerne annimmt: „Damit wir Theologen nicht zu außerirdischen Wesen werden, müssen wir Feuerbach und seine Religionskritik in die Theologie integrieren. Feuerbach hilft, den eigenen Glauben verständlich darzustellen, aber auch sich selbst kritisch zu überprüfen.“

Auch Fragen der Ökumene geht Valerie Fickert ganz pragmatisch an: „Wir haben trotz aller unterschiedlicher Konfessionen eine lange gemeinsame Geschichte. Uns verbindet dieselbe Hoffnung und dieselbe Botschaft.“ Ob evangelisch oder katholisch, der Unterschied besteht für Valerie Fickert hauptsächlich darin, dass man sich von unterschiedlichen Traditionen her derselben Wahrheit annähert. Wichtig sei, immer besser miteinander ins Gespräch zu kommen. Weil es ihr aber um Menschen genauso wie um Bücher geht, fordert sie, dass diese Annäherung genau durchdacht sein muss: „Ich mag keine oberflächlichen Ökumenepapiere.“

Oberflächlichkeit ist ohnehin nichts für Valerie Fickert. Sie geht den Dingen lieber auf den Grund - einerseits in der Wissenschaft und andererseits im Pfarrdienst. Kirchheim ist in diesem Fall der ideale Standort für die nächsten drei Jahre. „Mir gefällt es hier sehr gut. Die Kollegen sind sehr offen und freundlich. Ich bekomme hier bei der Dekanin Einblicke in die Gemeindearbeit. Und ich bin sehr nahe bei Tübingen.“ Die Zeiten für Kirchheim und für Tübingen sind klar festgelegt. Ihre 50 Prozent als Pfarrerin verbringt Valerie Fickert von Mittwoch bis Freitag, und von Samstag bis Dienstag konzentriert sie sich auf ihre Doktorarbeit. In der Praxis klappt das nicht immer, denn manchmal gibt es auch Terminüberschneidungen, nicht zuletzt sonntags.

Wichtig ist es der 29-jährigen Nachfolgerin von Daniela Reich auch, ihre Stellung in Kirchheim zu erklären: Als Pfarrerin zur Anstellung hat sie hier keine ständige Pfarrstelle inne. Deshalb gibt es auch keine Investitur. Die wird erst gefeiert, wenn sie tatsächlich eine ständige Stelle antritt - nach Ablauf ihrer drei Jahre in Kirchheim. In der täglichen Arbeit als Pfarrerin unterscheidet sich Valerie Fickert äußerlich natürlich nicht von anderen Pfarrern. Das zeigte sie schon bei ihrem ersten Gottesdienst in der Martinskirche vor einer Woche, der übrigens zufällig vom Fernsehen aufgezeichnet wurde. Wer sich also ein Bild von der neuen Pfarrerin zur Anstellung machen möchte, hat dazu auch bei bw family tv die Möglichkeit: am Sonntag, 3. April, ab 11 Uhr.