Menschen mit Behinderungen ins Team des Café Morlock integriert
Gewinner durch neues Konzept

Die Torten bleiben so, wie die Kunden es gewohnt sind. Auch das Team um Ekkehard und Sabine Morlock ist weiterhin im Einsatz. Dennoch bewegt sich einiges im Café Morlock: Seit Februar ist das Traditionscafé auf dem Plochinger Stumpenhof Teil der Werkstätten ­Esslingen–Kirchheim (WEK).

Plochingen. Neben dem bisherigen Fachpersonal arbeiten momentan neun Menschen mit Behinderung in der Backstube, an der Theke oder im Service.

Seit einigen Jahren gehen die WEK zunehmend nach außen und versuchen, neue Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen zu erschließen. Das Café Morlock ist aber ein bislang einzigartiger Fall, da Menschen mit und ohne Behinderungen entsprechend ihren Fähigkeiten gleichberechtigt zusammenarbeiten. „Wir bleiben ein ganz normales Café“, unterstreicht Morlock. Das bedeutet auch, dass die Gehälter des Fachpersonals weiterhin aus dem laufenden Betrieb erwirtschaftet werden müssen.

Obwohl sich die Abläufe komplett verändert haben und die Skepsis am Anfang groß war, ist das komplette Morlock-Team dabei geblieben. Da­rüber freuen sich Ekkehard und Sabine Morlock. Beide sind von dem neuen Konzept ebenso überzeugt wie ihre Tocher Lilith, die Soziale Arbeit studiert und eine Zusatzausbildung zur Filialmanagerin im Bäckerhandwerk abgeschlossen hat.

„Für uns war das eine Chance, noch mal was Neues auszuprobieren“, sagt Sabine Morlock. Eigentlich durch Zufall kam man mit den WEK ins Gespräch, übernahm zunächst eine Person auf einem Außenarbeitsplatz und baute dann Stück für Stück aus.

„Wir haben tolle Erfahrungen gemacht“, sagen Morlocks, fasziniert davon, „welche Entwicklung die Menschen mit Behinderungen machen“. Bisher fand sich für jeden eine passende Aufgabe. Andrei Balan hat körperliche Einschränkungen, ist aber als charmanter Plauderer am Telefon und an der Servicetheke voll in seinem Element. Silvia Kneile ist weniger kommunikationsstark, aber dafür akkurat und sehr sauber – ein echter Gewinn für die Backstube und Backstubenmeister Heinrich Wießler.

„Es gibt nur Gewinner“, ist Ekkehard Morlock, der jetzt Geschäftsführer des Cafés ist, überzeugt. Von den Gästen bekommt er immer wieder positive Rückmeldung, weil sie Freude an der herzlichen und offenen Art der neuen Mitarbeiter mit Behinderungen haben. Und weil vielleicht auch sie spüren, dass hier eine kleine Nische in einer immer hektischer werdenden Gesellschaft entsteht.

„Das ist einfach ein ganz anderes Arbeiten, die Menschen mit Behinderung entschleunigen die Abläufe“, sagt Morlock. Umgekehrt bietet das Café den WEK-Mitarbeitern Arbeitsplätze, die sehr nah am ersten Arbeitsmarkt stehen und damit die Eigenständigkeit fördern, denn es fallen verschiedenste Arbeiten an – vom Einkaufen übers Verkaufen und Bedienen bis hin zum Kochen.

„Hier wird wirklich Alltagskompetenz trainiert“, sagt Mirko Theil von den WEK.