Es ist ein Beispiel für gelungene Bürgerbeteiligung – auch wenn am Ende nicht alle zufrieden sein werden: Zur Platzgestaltung am westlichen Ende des Ginsterwegs in der Ötlinger Halde konnten sich die Anwohner in einer Videodiskussion einbringen, unter anderem auch in Kleingruppen. Am Ende war die allgemeine Zufriedenheit groß, was nicht selbstverständlich ist. Ein Teilnehmer brachte es auf den Punkt: „Besser spät als nie. Wenn wir so eine Veranstaltung schon vor zwei Jahren gehabt hätten, dann hätten wir viel Emotion aus der Diskussion nehmen können.“
Emotional war es im Ginsterweg deswegen zugegangen, weil die Stadt Kirchheim auf der großzügigen Grün- und Parkplatzfläche am Ginsterweg – zwischen Tulpenweg und Tobelstraße – ein Gebäude zur Unterbringung von Obdachlosen errichtet hat. Der Neubau steht inzwischen. Bis Mitte 2022 soll er endgültig fertiggestellt sein, wie Oberbürgermeister Pascal Bader den Anwohnern berichtete. Das gilt auch für die Außenanlagen rund um das neue Gebäude. Mit Spielplatz, überdachten Abstellplätzen für Fahrräder und Mülleimer sowie vier Bewohnerparkplätzen soll alles bis zum Sommer angelegt sein. Lediglich die geplanten Baumpflanzungen sind dann noch nicht möglich. Sie werden im Herbst nachgeholt.
Eigentlich ging es in der Bürgerinformation aber gar nicht um den Neubau und dessen direkte Außenflächen im Osten des Platzes. Es ging vielmehr darum, wie sich die Anwohner den verbleibenden freien Platz im Westen vorstellen, der gar nicht zum Plangebiet des vorhabenbezogenen Bebauungsplans gehört. Die Stadtverwaltung wollte in diesem Fall Anregungen sammeln und hören, was sich die Bürger dort vorstellen können – aber auch, was sie möglicherweise überhaupt nicht wollen.
In diesem Fall zeigte sich, wie wichtig es ist, einfach nur Ideen zu sammeln, ohne sie zu bewerten. Beispiel Parkplätze: Ein Anwohner hat gefragt, ob es auch denkbar wäre, den Platz komplett zu begrünen und alle Parkplätze abzuschaffen. Es solle „keine Denkverbote“ geben, hieß es seitens der Verwaltung. Schnell zeigte sich aber, dass die Anwohner einen Kompromiss wünschen: Mehr Grün zwar, aber doch unter Beibehaltung der 15 Parkplätze, die es dort noch gibt. Ein Ärgernis für die Anwohner sind zudem Wohnmobile, die dort wochen- oder gar monatelang abgestellt werden. Deswegen schlugen sie vor, durch Linien oder auch durch Verbotsschilder das Dauerparken künftig zu verhindern. Die Anwohner wollen ihre Garageneinfahrten nutzen können, ohne durch überlange oder übergroße Fahrzeuge gegenüber zu umständlichen Rangiermanövern gezwungen zu werden.
Gemeinsam Feste feiern
Große Einigkeit herrschte auch über die Glascontainer: Fast alle wünschten, dass die Stadt für die Container einen anderen Standort sucht. Was ebenfalls eine große Mehrheit wünscht, sind Sitzgelegenheiten auf dem Platz. Die Gestaltung solle auch so erfolgen, dass sich dort gemeinsame Quartiersfeste feiern lassen. Eine Schotterung würde ebenfalls angeregt, um gegebenenfalls eine Boulebahn einrichten zu können.
Eine weitere Anregung allerdings stieß nicht überall auf Gegenliebe. Es ging um die Frage, ob sich der Straßenbelag zwischen dem Neubau und dem südlichen Ginsterweg so gestalten ließe, dass man dort auch Fußball spielen kann. Speziell in den Kleingruppen kam zum Ausdruck, dass es da eine starke Diskrepanz gibt zwischen dem Bedürfnis der einen, sich sportlich austoben zu können, und dem Bedürfnis der anderen nach Ruhe. Hier zeigt sich, dass es wichtig ist, die Anregungen aufzunehmen und sie zu diskutieren – auch wenn es in diesem speziellen Fall wohl keine Kompromisslösung geben dürfte.
Wünsche nach Schatten, nach Bäumen wie auch nach ganz anderen Baumstandorten, nach einer Spielstraße, nach einem Einbahnverkehr oder nach Parkzeiten, die das Parken tagsüber verbieten, kamen ebenfalls zur Sprache. Oberbürgermeister Pascal Bader zeigte sich am Ende schon sehr gespannt darauf, „wie die Planer diese vielen guten Vorschläge nun in ihre Entwürfe einarbeiten“. Weiter geht es mit einer öffentlichen Veranstaltung noch vor den Sommerferien – dann aber nach Möglichkeit nicht mehr digital.