Plochingen. Die Binnenschifffahrt sei der einzige Verkehrsträger in Deutschland, „dem noch in bedeutendem Umfang Kapazitätsreserven zugeschrieben werden“, schreibt das Steinbeis-Innovationszentrum. Bereits in seiner Grundlagenuntersuchung für ein Binnenschifffahrts- und Hafenkonzept im Rahmen der Fortschreibung des Generalverkehrsplans Baden-Württemberg hat das Steinbeis-Innovationszentrum im vergangenen Jahr für Plochingen ein hohes Zuwachspotenzial bis 2025 von über 500 Prozent im Vergleich zu 2006 ermittelt. Die Voraussetzung dafür ist jedoch die Verlängerung der Schleusen. Nur dann könnten 135 Meter lange Frachtschiffe auf dem Neckar verkehren. Derzeit sind die Schleusen für maximal 105 Meter lange Schiffe ausgelegt.
Große Kähne ersetzen jeweils 130 Lastwagen und brauchen nur zehn Prozent mehr Diesel als die kleineren, auf die 90 Lkw-Ladungen passen. Angesichts der ohnehin bereits überlasteten Straßen müsse man sich „sehr genau Gedanken machen“, wie der Gütertransport aussehen soll, meint Plochingens Bürgermeister Frank Buß. Er hält es für unabdingbar, die Potenziale der Wasserstraßen zu nutzen. Er erhielt ein Schreiben des baden-württembergischen Verkehrsministers Winfried Hermann zum Schleusenausbau. „Er ist jetzt sehr deutlich auf den richtigen Kurs eingeschwenkt“, berichtet Buß. Hermann hatte bisher nur eine Verlängerung der Schleusen bis Heilbronn befürwortet.
Fast alle Unternehmen im Hafengebiet leiden unter Platzmangel. Aber „aufgrund der Topografie stehen Erweiterungsmöglichkeiten nur in begrenztem Umfang zur Verfügung“, heißt es in der Studie. Die meisten Firmen melden einen zusätzlichen Flächenbedarf zwischen 5 000 und 50 000 Quadratmeter an. Zusätzliche Flächen ließen sich schaffen durch die Auffüllung des nicht mehr benötigten Sicherheitsbeckens sowie an den schrägen Neckarufern, indem hier Spundwände gebaut werden.
Die Stadt hat ein Angebot für eine Machbarkeitsstudie vorliegen. 180 000 Euro würde sie kosten. Das Land habe eine Unterstützung von 60 000 Euro zugesagt. Derzeit bemüht sich die Stadt noch um eine finanzielle Förderung durch den Regionalverband. Da die Steinbeis-Studie eine „große Strahlwirkung“ des Hafens auf Unternehmen außerhalb Plochingens bescheinige, hält Buß eine Beteiligung der Region für angebracht.
Allein mit den 1,6 Hektar des Sicherheitsbeckens lasse sich der Flächenbedarf der Firmen nicht befriedigen, meint Buß. Nötig seien „sinnvolle Nachverdichtungen“ und eine Optimierung der Gebäude und Freiflächen. Ziel der Stadt sei es zudem, die in der Studie kritisierten hafenfremden Nutzungen wegzubekommen.
Der Hafen sei „hervorragend“ über die A 8 und die Bundesstraßen 10 und 313 an das überörtliche Straßennetz angeschlossen und auch über die Schiene an mehrere Hauptstrecken angebunden, stellt die Studie fest. Die Gutachter regen eine Prüfung an, ob eine direkte Anbindung des Hafengeländes an die B 10 sinnvoll ist. „Ich halte das grundsätzlich für prüfenswert“, sagt Buß. Dazu habe die Stadt „schon vor vielen Jahren einmal einen Anlauf genommen“.