Köngen. „Gerade in Ihrer Branche zeigt sich, wer mit Stress umgehen kann, wer einen kühlen Kopf bewahrt und wer mit seiner Serviceleistung den Unterschied macht.“ Mit diesen Worten drückte Hilde Cost, Leitende Geschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer Esslingen-Nürtingen, den frisch ausgelernten Fachkräften ihre Hochachtung aus. Zwölf Restaurantfachkräfte, 39 Hotelfachleute und 42 Köchinnen und Köche hatten in diesem Sommer die Prüfung bestanden. Hilde Cost hob in diesem Zusammenhang auch das Engagement der Ausbildungsverantwortlichen in den Unternehmen hervor, ebenso die Lehrkräfte an den Berufsschulen, die allesamt für die Qualität der Ausbildung an Schule und Betrieb sorgen.
„Es ist ein glanzvoller Schlusspunkt der Ausbildung“, sagte Heike Gehrung-Kauderer, Ausbilderin und im Prüfungsausschuss tätig. Die Welt der Hotellerie und Gastronomie sei eine starke Branche. Es gebe so gut wie keine Arbeitslosigkeit in diesem Bereich und man könne weltweit agieren – das gebe es nicht in allen Berufen, betonte sie. In Baden-Württemberg gibt es über 31 000 gastronomische Betriebe mit rund 225 900 Erwerbstätigen im Gastgewerbe, die pro Jahr 9,7 Milliarden Euro erwirtschaften. Das heißt: die Gastronomie- und Tourismussparte ist momentan stärker als die Automobilbranche. „Das Gastgewerbe ist eine der führenden Dienstleistungsbranchen im Land. Darauf können wir stolz sein“, so Heike Gehrung-Kauderer.
Genügend Nachwuchs für die Ausbildungsplätze der Unternehmen in der Region zu finden, ist eine Herausforderung, sagte Hilde Cost. In der IHK-Lehrstellenbörse seien für den Ausbildungsbeginn dieses Jahres noch 108 Lehrstellen im Hotel- und Gaststättengewerbe zu vergeben. „In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Azubis immer kleiner geworden. Momentan seien es 6 852 Auszubildende“, erklärte Hilde Cost. Die Sorge, dass Lehrstellen gestrichen werden, sei da. „Wir müssen nun viel mehr als früher die Möglichkeiten aufzeigen, die diese Ausbildung bietet“, betonte Hilde Cost.
„Die rückläufigen Ausbildungszahlen und der Fachkräftemangel eröffnet doppelt so viele Chancen und Möglichkeiten für den Einzelnen“, sagte Heike Gehrung-Kauderer. Die Karrieremöglichkeiten seien vielfältig – ob Fachwirt, Meister, Studium an der Berufsakademie oder eine spezielle Weiterbildung wie etwa zum Sommelier. Die duale Ausbildung genieße weltweit eine hohe Anerkennung. „Schlüsselpositionen in fremden Ländern werden oft von deutschsprachigen Fachkräften besetzt“, so ihre Erfahrung. Aber auch ohne höheren Abschluss sei es möglich, mit abgeschlossener Ausbildung und zweijähriger Berufserfahrung die Hotelfachschule zu besuchen. Nach zwei Jahren ist man dann Hotelbetriebswirt, nach bereits einem Jahr staatlich geprüfter Gastronom. Um ständige Weiterbildung zu genießen, legte Gehrung-Kauderer den Jugendlichen die Teilnahme an Seminaren ans Herz.
„Das erfolgreiche Ende der Ausbildung ist kein Schlusspunkt, sondern vielmehr ein Doppelpunkt“, betonte Hilde Cost. Ein Doppelpunkt, der bedeute, dass es jetzt erst losgehe: „Ausgelernt, das gibt’s nicht.“