Kirchheim. Einstimmig hat jetzt der Kirchheimer Gemeinderat den Satzungsbeschluss für die Änderung des Bebauungsplans „Ötlinger Halde I“ gefasst. Im Anschluss an das bereits bestehende Baugebiet hinter dem Walddorfkindergarten und der Haldenschule ist damit nun Platz für Einfamilienhäuser, Doppelhäuser und Reihenhäuser geschaffen. Planungsamtsleiter Gernot Pohl erläuterte, dass man damit auf den Bedarf reagiere, denn ursprünglich sei Geschosswohnungsbau vorgesehen gewesen.
Bekanntlich ist es derzeit nicht leicht für Bauwillige, einen Platz zu finden, vor allem, wenn er bezahlbar sein soll. Die Fläche in der Ötlinger Halde ist in städtischer Hand, der Quadratmeterpreis wird deutlich unter 400 Euro liegen. Die Verteilung der Plätze soll nach einem Punktesystem erfolgen, in dem Kriterien wie zum Beispiel die Anzahl der Kinder oder die Lage des Arbeitsplatzes eine Rolle spielen.
„Die Warteliste ist lang“, schilderte Ötlingens Ortsvorsteher Hermann Kik im Ratsrund die intensive Nachfrage und betonte, dass der Ortschaftsrat die jüngste Planung sehr positiv bewerte. Die größten Kritikpunkte betrafen die Verkehrserschließung und die Parkplatzsituation. Eine neu eingeplante Wendeschleife wird daher sehr begrüßt. Sie soll die Verkehrssituation am Waldorfkindergarten entschärfen. Vor Schule und Kindergarten ist in den Morgenstunden und zur Mittagszeit viel Verkehr zu beobachten, nicht selten kommt es zu gefährlichen Wendemanövern.
Kritisch sieht man in Ötlingen aber immer noch das Thema Parken: „Ein Stellplatz pro Wohneinheit, das ist jenseits der Realität“, fasst Kik die Bedenken zusammen. In der Halde herrsche ohnehin ein ungeheurer Parkdruck, nicht nur dann, wenn beispielsweise in der Waldorfschule eine Veranstaltung stattfinde.
Sabine Bur am Orde-Käß, Fraktionsführerin der Grünen, lag ein anderer Aspekt der Halde am Herzen. Der einzige Wermutstropfen aus ihrer Sicht ist die Freiheit in der Dachwahl. Schließlich seien die Häuser in der Halde sehr geeignet für Sonnenenergie-Gewinnung, doch dafür optimal seien nun mal Satteldächer. „Wir hoffen nun, dass die Bauherren und Architekten die Gunst der Lage nutzen“, meinte sie. Der Ortschaftsrat hatte ausdrücklich dafür votiert, mehrere Dachformen zuzulassen, ganz wie dies auch im nordöstlich anschließenden Baugebiet der Fall ist.
CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Thilo Rose mahnte das Gremium, künftig mehr den Fokus auf Wohnland zu legen. „Junge Familien sorgen für Vitalität“, betonte er. Doch viele seien abgewandert, weil man ihnen in der Stadt kein Dach bieten konnte. Er nannte die Zahl von 89 Interessenten für die Plätze in der Halde.
In der Folge entspann sich erneut eine Diskussion über die generelle Baulandsituation in Kirchheim. Wie stets ging es um die Abwägung zwischen der Erschließung neuer Baugebiete einerseits und der Arrondierung bestehender Flächen beziehungsweise der Neubebauung der wachsenden Zahl innerstädtischer Brachen andererseits. Letzteres soll nach dem Wunsch der Gemeinderäte auf jeden Fall forciert werden. Peter Bodo Schöllkopf von der SPD verwies zudem auf die wachsende Anzahl an einzelnen Privathäusern, die innerorts derzeit frei werden.
„Die Politik der Innenverdichtung ist prinzipiell der richtige Weg“, unterbrach Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker den Meinungsaustausch. Sie verwies darauf, dass in der nächsten Gemeinderatssitzung am 26. Juni eine umfangreiche Sitzungsvorlage das Thema Wohnsituation in Kirchheim ausführlich beleuchten werde.