Kreis Esslingen. Die gute Nachricht zuerst: Für Kunden in den äußeren Tarifzonen gibt es 2015 keine großen Preissprünge. Wer beispielsweise als Erwachsener für sieben oder mehr Zonen ein Einzelticket benötigt, zahlt nur zehn Cent mehr als derzeit. Das entspricht lediglich einer Erhöhung um gut 1,2 Prozent. Das Gruppen-Tagesticket fürs ganze Netz bleibt mit 19 Euro sogar stabil, ebenso das Kurzstrecken-Ticket. Einzelne Fahrscheinarten wie das Kinderticket für drei Zonen werden dagegen bis zu 6,3 Prozent teurer. Der Eigenanteil für das Scool-Abo steigt zum 1. Januar 2015 von derzeit 39,70 auf 40,55 Euro pro Monat. Bereits beschlossen ist, dass die Verbundlandkreise und die Stadt Stuttgart ihren seit zehn Jahren unveränderten Zuschuss zum 1. September dieses Jahres von 10,80 auf 11,50 Euro erhöhen. Damit wird unter anderem die netzweite Gültigkeit rund um die Uhr finanziert.
„Ich halte die Preiserhöhung des Gemeinschaftstarifs um 2,9 Prozent für sachgerecht“, sagte Landrat Heinz Eininger im Verwaltungs- und Finanzausschuss des Kreistags. Auf den Haushalt des Landkreises wirkt sich die Erhöhung nicht aus, da sie unmittelbar an die Kunden weitergegeben wird. Lediglich wenn die erwarteten Mehreinnahmen nicht erzielt werden, müssen die Verbundlandkreise an den Verband Region Stuttgart eine höhere Umlage bezahlen. Doch geht Eininger nicht davon aus, dass dieser Fall eintritt: „Bislang wurden alle Erhöhungen auch erwirtschaftet.“ Insgesamt sollen die neuen Tarife 12,9 Millionen Euro an Mehreinnahmen bringen. Mit der Preiserhöhung bewegt sich der VVS im Vergleich zu anderen Verkehrsverbünden am unteren Ende der Skala.
Bereits am Mittwoch hatte der regionale Verkehrsausschuss die von der VVS-Gesellschafterversammlung vorgeschlagene Tarifstruktur der einzelnen Ticketarten gebilligt. Nun befasste sich auch der Verwaltungs- und Finanzausschuss des Esslinger Kreistags mit dem Thema. Im Umlaufverfahren soll die Zustimmung der Landkreise eingeholt werden.
Wie Landrat Eininger hielt auch Rainer Lechner (Freie Wähler) die Preiserhöhung aufgrund der gestiegenen Personal- und Energiekosten für gerechtfertigt. Er gab jedoch zu bedenken, dass die teureren Preise angesichts der Verspätungen im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nicht gerade Freude auslösten. Ins selbe Horn blies Gerhard Schneider (CDU): „Die Akzeptanz hängt nicht nur vom Preis, sondern auch von Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit ab.“ Luft nach oben sah Andreas Schwarz (Grüne) auch beim Verkehrsangebot – für ihn ein entscheidendes Kriterium neben akzeptablen Preisen und einer guten Qualität. Er bat darum, Zeitkarten nicht überdurchschnittlich zu belasten, um Pendler dauerhaft an den ÖPNV zu binden. „Wir sollten auch Gelegenheitsnutzer nicht vergessen. Sie entlasten den Individualverkehr“, betonte dagegen Ulrich Fehrlen (FDP). Insgesamt sei die Erhöhung der Ticketpreise jedoch zu verschmerzen.
Alfred Bachofer (Freie Wähler) gab indes zu bedenken, dass eine Qualitätssteigerung einen niedrigeren Kostendeckungsgrad zur Folge hat. „Wenn es um eine Angebotsverbesserung geht, sind immer alle Fraktionen dabei, bei der notwendigen Preiserhöhung aber nicht. Das ist nicht ganz konsequent“, monierte Bachofer wohl auch mit Blick auf das Abstimmungsverhalten im Verkehrsausschuss der Region. Sieben Regionalräte von Grünen und SPD hatten gegen die neuen VVS-Tarife gestimmt, fünf Sozialdemokraten enthielten sich.
Etwas anderer Meinung war Bertram Schiebel (SPD): So seien die Züge zu den Hauptverkehrszeiten proppenvoll. Deshalb brauche es zusätzliche Kapazitäten. Der Finanzbürgermeister der Stadt Esslingen stellte eher infrage, ob es notwendig sei, das nächtliche Angebot auszuweiten.
Der Verwaltungs- und Finanzausschuss des Kreistags nahm von der Erhöhung des Gemeinschaftstarifs zum 1. Januar 2015 Kenntnis und beauftragte Landrat Eininger, dem Papier zuzustimmen.