Kreis Esslingen. Was die Grippe anbelangt, hat es dieser Winter in sich. In ganz Baden-Württemberg klettert die Zahl der an Grippe erkrankten Menschen laut Rolbert-Koch-Institut in die Höhe. Auch der Landkreis Esslingen bleibt nicht verschont.
Dem Esslinger Gesundheitsamt liegen derzeit 131 gemeldete Influenza-Fälle vor, wobei Dr. Albrecht Wiedenmann, Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin im Gesundheitsamt, von einer großen Dunkelziffer ausgeht. Er schätzt, dass mindestens zehn Mal so viele Menschen an Symptomen leiden. Zum Vergleich: Im gesamten Winter 2013/14 registrierten er und seine Kollegen gerade einmal 68 Grippekranke.
Von den 131 Menschen haben sich zwei Ende des vergangenen Jahres angesteckt; die restlichen 129 erkrankten im Januar und Februar. „Bei mindestens vier der uns gemeldeten Fälle war zum Zeitpunkt der Meldung ein Krankenhausaufenthalt erforderlich“, informiert Wiedenmann. Er betont, dass das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht ist: „Mit dem Influenza-Gipfel rechnen wir erst im März.“
Dass die Grippe in dieser Saison besonders zuschlägt, hängt laut Albrecht Wiedenmann mit der Veränderung der Influenza-Viren zusammen. „Es gibt ständig neue Varianten.“ Heuer ist ein Virus im Umlauf, auf den eine der aktuellen Impfstoff-Komponenten nicht zu 100 Prozent passt, ergänzt der Facharzt. „Der Impfstoff reagiert deshalb nicht optimal. Er ist aber auch nicht unwirksam“, betont Wiedenmann. „Generell sollte man vom Influenza-Impfstoff nicht erwarten, dass er sicher vor der Erkrankung schützt. Er schützt eher vor schweren Verlaufsformen.“ Wiedenmann empfiehlt jedem, sich impfen zu lassen – und bedauert, dass dies nur wenige Menschen tun. So sei die Mehrzahl der Erkrankten im Kreis Esslingen ungeimpft.
Unterdessen scheint die Wirtschaft momentan noch nicht allzu sehr von der Grippe beeinträchtigt zu sein. Wie beispielsweise Tilmann Schäfer, Pressesprecher von Recaro Automotive in Kirchheim, berichtet, ist dort derzeit keine große Krankheitswelle erkennbar. Im Dezember waren zwar mehr Krankmeldungen zu verzeichnen, ergänzt Schäfer. „Aber das ist traditionell im Dezember so.“ Auch der Februar zähle in der Regel zu den Monaten mit erhöhtem Krankenstand. Bis jetzt habe aber zum Glück noch kein Mitarbeiter ein Virus eingeschleppt.
Auch von den Angestellten des Kirchheimer Krankenhauses liegt derzeit keiner mit Grippe im Bett. Im Übrigen muss dort dieser Tage auch kein Patient mit Influenza behandelt werden. „Beim Personal gibt es zwar zunehmend Krankmeldungen wegen Erkältungen, aber nicht wegen Influenza“, sagt Pressesprecher Jan Schnack.
Entwarnung gibt es auch von Seiten der Deutschen Post: Nachdem vor wenigen Tagen wegen eines hohen Krankenstands zahlreiche Göppinger tagelang vergeblich auf ihre Post warten mussten, läuft im Kirchheimer Raum alles wie gewohnt. „Es gibt mehr Krankmeldungen als sonst, aber die Postversorgung in Kirchheim ist nicht gefährdet“, betont Pressesprecher Hugo Gimber.
Auch an der Teck-Realschule werden aktuell zahlreiche Schüler und Lehrer von Erkältungen geplagt, wie Rektor Wolfgang Wörner berichtet. Die Grippe hat aber noch nicht zugeschlagen, sagt der geschäftsführende Schulleiter. Am Montag war an der Teck-Realschule Skitag, erzählt Wörner. „Ich hatte den Eindruck, dass einige Eltern ihre Kinder an diesem Tag vorsorglich lieber daheim gelassen haben.“