Zum Artikel „Muss erst was passieren?“ vom 29. November
Im Wohngebiet Nägelestal herrscht absoluter Parkraummangel. Selbst wer nur einmal dort war, kann dies uneingeschränkt bestätigen. Bürgermeister Günter Riemer erklärt: „Da muss ich zugeben, dass man sich damals beim Bau des Nägelestals gewaltig verschätzt hat. Es sollte nämlich einst ein verkehrsarmes Wohngebiet werden aufgrund der Nähe zum Bahnhof.“ Dieses Statement sollte man sich in Kirchheim schon mal in Stein meißeln lassen - es wird noch gebraucht.
Im Steingau-Quartier wird gerade ein noch größerer ideologisch gefärbter Fehler gemacht, vermutlich weil es ja auch nah am Bahnhof liegt. Jeder der dort geplanten Wohneinheiten ist genau ein Tiefgaragenstellplatz zum Preis von circa 40 000 Euro zugeordnet. Also nur etwas für wohlhabende Senioren oder Singles. Andere brauchen bekanntlich mehr Stellflächen.
Also vorbei die Zeit, wo man zu Arbeitsplätzen außerhalb der Stadt fuhr, Familien ihre Kinder zur Ausbildung in die Nachbarstadt oder gar zum Studium nach Stuttgart schickten. Kraftfahrzeuge (auch gerne elektrische, die in der Tiefgarage nicht geladen werden können) braucht man nicht mehr. Vorbei die Zeiten, wo die stetige Flexibilisierung der Arbeitszeiten die Fahrgemeinschaften aufgelöst hat. Vorbei die Zeiten, wo der öffentliche Nahverkehr die Randgemeinden kaum bedient hat oder an der Landkreisgrenze scheiterte. Vorbei die Zeiten, wo S-Bahnen unpünktlich waren. Vorbei die Zeiten, wo man die Kinder überzeugen musste, mal wieder Oma zu besuchen. Vorbei, vorbei . . .
Toll, was man doch alles so bewegen kann, wenn man keine Parkplätze mehr anbietet. Vorbei ist allerdings auch die Attraktivität Kirchheims als Wohngemeinde für die Bürger, die gut bezahlte Jobs im Neckartal oder auf den Fildern haben. Das werden der Einzelhandel und der Stadtkämmerer merken. Aber dann ist es vorbei.
Bodo Lorenz, Schlierbach