Kirchheim. Seit 1974 bereits setzt sich das Christliche Jugenddorfwerk Deutschlands auf dem Hohenreisach dafür ein, dass kein Kind verloren geht. Junge Schulabgänger aus ganz Deutschland haben hier in dem ehrwürdigen Haus bereits Starthilfe in den Beruf bekommen. Seit einigen Jahren stellt die Einrichtung ihr Wissen und ihr Angebot verstärkt jungen Menschen aus dem Raum Kirchheim zur Verfügung – wie zum Beispiel bei der Berufsorientierung. „Wir haben 340 Schüler aus elf Schulen aus der Region hier gehabt und ihnen einen Einblick in verschiedene Berufsbilder gegeben“, berichtet Harald Gerharth von der CJD Jugenddorfleitung.
Mittel für die Projekte sind allerdings immer schwerer zu bekommen. Vor einigen Jahren wuchs im Kirchheimer Jugenddorf deshalb die Idee zur Gründung eines Freundeskreises. Dabei gehe es nicht immer um Geld, betont Gerharth: „Sie können uns unterstützen, indem sie über uns und unsere Arbeit sprechen, uns weiterempfehlen. Oder ihre Talente für uns einsetzen“, warb er am Freitagabend um neue Mitglieder.
Ihre Kunst ließ an diesem Abend die Malerin Martina TiBossian für das Kirchheimer Jugenddorf sprechen. Die namhafte Künstlerin stiftete gleich vier ihrer Bilder für eine stille Versteigerung. Eine echte Herzensangelegenheit für die Malerin und auch Inge Starzmann, die örtliche Leiterin. Denn der Erlös der Versteigerung soll einem neuen Projekt dienen, das junge, alleinerziehende Mütter auf dem Weg in den Beruf unterstützen möchte. „Mütter in Ausbildung“, kurz MiA, heißt das Angebot, bei dem das CJD mit Pro Familia und ProJuFa kooperiert. „Wir haben festgestellt, dass viele Menschen an einer jungen Mutter dran sind“, erzählt Inge Starzmann. MiA will die Hilfe für junge Mütter bündeln. Das Projekt soll sowohl Orientierung, Klärung der familiären Situation als auch Ausbildungsbegleitung, Beratung von Ausbildungsbetrieben und Berufsschulen bieten. So sei beispielsweise die Möglichkeit einer Teilzeitausbildung für junge Mütter nur wenig bekannt, erklärt die örtliche Leiterin. „Die Mutter arbeitet statt 38 Stunden nur 30 oder 25 Stunden die Woche, dafür verlängert sich die Ausbildungszeit um ein halbes Jahr“, erklärt sie.
Das Interesse an dem Programm ist bereits groß, allerdings gibt es derzeit noch keine Finanzierung. „Im Moment gibt jeder von seinen Ressourcen, was er entbehren kann“, sagt Starzmann. Deshalb hat sich Martina TiBossian entschlossen, ihre Bilder zu stiften: „Die Situation einer jungen Mutter, wenn ein neues kleines Wesen in ihr Leben tritt, bedarf einfach der Unterstützung“, so die Malerin. Und damit nicht genug: Um ihrer Wertschätzung für die Arbeit des Teams auf dem Hohenreisach zu unterstreichen, schenkte sie dem Jugenddorf auch gleich noch ihre Arbeit aus Acryl und Textil mit dem Titel „Herz“, die bereits seit einigen Jahren als Leihgabe den Saal des Hauses schmückt.
Nicht nur die Malerei, auch die Musik setzte sich an diesem Abend für das Projekt ein. Ebenfalls ein „Kind“ der großen CJD-Familie ist die Christopheruskantorei. Der Schulchor des CJD Altensteig wurde bereits zum dritten Mal in Folge Deutschlands bester Schulchor. Von der fünften Klasse an wird an der Schule das Singen gefördert: „Was sie hier heute hören, ist die Creme de la Creme“, versprach Chorleiter Michael Nonnemann. Und er versprach nicht zu viel: Die 19 jungen Männer und Frauen boten am Freitag Chorgesang auf höchstem Niveau. Ob es wie zum Auftakt ein Stück aus der Feder Heinrich VIII. war oder bei den mitreißenden Gospeln aus Afrika – auch in der kleinen Besetzung ließ es die Kantorei nicht an Glanz fehlen. Ohne Zugabe durfte der Ausnahmechor die Heimreise nicht antreten.
Seine Stimme in den Dienst der guten Sache stellte auch der Tenor Marco Timo Triller: Mit romantischen Liedern aus Bella Italia krönte er zusammen mit seiner Frau, die dem Publikum die Texte der Stücke nahe- brachte, den Abend in der festlich geschmückten alten Villa. Seele und Leidenschaft, Emotionen pur: Die „Stimme der Herzen“ verzauberte einmal mehr sein Publikum mit seiner gefühlvollen Stimme, die besonders bei den Puccini-Arien brillant zum Ausdruck kam.
Den Erfolg des Abends verdankte das Jugenddorf aber vor allem seinen Auszubildenden, die schon seit dem frühen Morgen alles für einen stimmigen Event vorbereitet hatten. Die angehenden Beiköche und Hauswirtschaftlerinnen mit ihren Ausbildern zauberten den Gästen ein sommerliches Menü auf die Teller. Auch die Gestaltung des Raumes, durch den sich duftige Bahnen zogen bis hin zum Blumenschmuck – für alles sorgten die Auszubildenden des CJD.
Bestes Beispiel also für die Arbeit der Chancengeber vom Hohen Reisach.