Erleichterung: Freihof-Realschule teilt Schicksal des Berliner Flughafens nicht
Großprojekt schafft Punktlandung

Jetzt liegen alle Zahlen auf dem Tisch: Zwölf Millionen Euro, nicht mehr und nicht weniger, hat der Neubau der Freihof-Realschule gekostet. „Solch eine Punktlandung ist bei einem Vorhaben dieser Größe eher die Ausnahme“, bilanzierte Kirchheims Bürgermeister Günter Riemer und zog den rechnerischen Schlussstrich unter das Großprojekt.

Kirchheim. Der Weg der Schule aus den 70er-Jahren zum Teilneubau war lang und aufregend. Schon im Jahr 2004 hatte eine Untersuchung der Gebäudesubstanz Handlungsbedarf ergeben, vor allem in puncto Brandschutz und Sicherheit. Sanierung oder Teilneubau lautete alsbald die Frage, die über Jahre hinweg die Debatte bestimmte. Nachdem sich in den ersten Kostenprognosen beide Varianten finanziell nicht viel zu schenken schienen, fielen die Würfel für einen Neubau.

Doch die Ernüchterung folgte, als im Jahr 2006 plötzlich mit 9,7 statt 5,8 Millionen Euro gerechnet wurde. Allerdings hatte sich auch das Raumprogramm, ermittelt mit Unterstützung des Regierungspräsidium, gewaltig geändert. Im Wesentlichen war dies auf den damals neuen Trend zur Ganztagsbetreuung zurückzuführen. Doch finanziell war damit das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht. Nach einem Architektenwettbewerb und Träumen vom Passivhausstandard standen plötzlich stolze 13,6 Millionen Euro im Raum, aufgrund von Preissteigerungen im Bausektor wurde gar mit 15,2 Millionen gerechnet. Stadtverwaltung und Gemeinderat zogen die Notbremse.

Ein Bauausschuss führte Stadt- und Schulverantwortliche wieder an einem Tisch zusammen und schaffte es, die Kosten auf zwölf Millionen Euro zurückzufahren. Verzichtet wurde beispielsweise auf den Passivhausstandard und eine unterirdische Gymnastikhalle, doch auch zahlreiche Kleinigkeiten kamen auf den Prüfstand. Mit 32 Ja- und zwei Gegenstimmen stellte sich der Gemeinderat im Herbst 2008 schließlich wieder hinter das Bauvorhaben. So konnte emsig weitergebaut und der Neubau zum Schuljahr 2011/12 bezogen werden. Die umfangreiche Renaturierung des Lindachufers ist ebenfalls abgerechnet und beläuft sich auf 452 000 Euro.

„Wir haben‘s geschafft, sowohl die Kosten als auch die Terminplanung einzuhalten“, betonte Bürgermeister Riemer mit Stolz. Selbst die umfangreiche Mängelliste der Schule, die zur Einweihung Wellen geschlagen hatte, sei nun abgearbeitet. Lediglich der Sonnenschutz wird noch ausgetauscht, wobei allerdings noch ein Erfahrungsbericht der Schule erforderlich ist.

Im Gremium war die Erleichterung spürbar, das nervenaufreibende Bauvorhaben nun doch noch zu einem guten Ende gebracht zu haben. Wiederholt machte der Vergleich mit dem neuen Großflughafen Berlin-Brandenburg die Runde, dessen desaströses Schicksal die Kirchheimer Großbaustelle glücklicherweise nicht teilt. Von einem „Erfolg für unsere Arbeit“, sprach Karl-Heinz Schöllkopf von den Grünen im Blick auf den „effektiven Diskussionsprozess mit den Nutzern“ des Gebäudes.

CDU-Fraktionschef Dr. Thilo Rose stellte klar, dass auch zwölf Millionen Euro eine Stange Geld sind, indem er an die ursprünglich erwarteten Kosten von weniger als der Hälfte erinnerte. Bürgermeister Günter Riemer insistierte darauf, dass das damals geplante Vorhaben aufgrund anderer Planungsvoraussetzungen nicht mit dem jetzt realisierten Gebäude zu vergleichen sei.