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Guckenrain-Ost: Die Wärme kommt aus dem Abwasser

Bürgerdialog Die Planungen für die Erweiterung des Dettinger Guckenrains laufen. In der Schlossberghalle konnten nun die Bürgerinnen und Bürger Sorgen und Wünsche äußern. Von Cornelia Wahl

Nach kurzer Begrüßung durch Moderator Timo Buff von der Bürogemeinschaft Sippel/Buff waren Wohnungsmix und -formen, Nachhaltigkeit sowie Eigentumsformen und Kosten im geplanten Baugebiet Guckenrain-Ost die Themen, über die Architekt Gerd Grohe von Kohler und Grohe Architekten, Stadtplaner Ralf Duffner von Zoll Architekten und Dettingens Energie- und Klimamanager Michael Christ kurz informierten. Einfamilien-, Doppel-, Reihen- und Mehrfamilienhäuser sollen entstehen. Die Wärmeenergie soll über Geothermie und das Abwasser gewonnen werden. Letzteres, weil in der Nähe eine Abwasser-Sammelstelle vorhanden ist: „Wir machen quasi aus Scheiße Gold“, sagt Christ.

Ein bisschen beschreibt das auch die Gesamtsituation, in der man sich befindet: Man versucht, das Beste daraus zu machen. Denn die Rahmenbedingungen fürs Wohnraumschaffen sind nicht rosig, wie Rainer Haußmann ausführte: „Wir haben rasante Zinserhöhungen, Inflation, die Baupreise gehen durch die Decke, Fachkräftemangel – und aktuell haben wir noch einen brutalen Absturz der Wohnungswirtschaft.“ Dazu habe die Politik Standards definiert, die Bauen noch teurer machen. Er dachte dabei auch an die Grunderwerbsteuer in Höhe von fünf Prozent, die man seiner Meinung nach für den Ersterwerb aussetzen könnte. Die Zeit bis zum angedachten Baubeginn 2025/2026 wolle man nutzen, um nicht an den Bedürfnissen der Menschen vorbeizuplanen.

Co-Working-Spaces

Von denen war zu hören, „dass man wegen der finanziellen Entwicklung gar nicht richtig planen könne“. Man wisse nicht, wie es in zwei bis drei Jahren aussehe. Gerd Grohe wies darauf hin, dass die Industrie reagiere, etwa über neue kleinere Wohnmodelle oder Modular-Bauweise nachdenke. Ebenso kam die Frage nach gemeinschaftlichen Räumen, wie Co-Working-Spaces zum Arbeiten aus dem Homeoffice auf. Eine Anregung, für die sich Haußmann offen zeigt.

Ob man „mit dem Flugverkehr nicht ins Gehege komme“, wenn die Flieger beim Rückflug eindrehen, wollte eine Bürgerin wissen. Das Regierungspräsidium sehe hier keine Probleme. Zudem gebe es Regeln, die einzuhalten seien, hieß es dazu.

Aufseiten der Verkehrsplanung ist im Wohngebiet Tempo 30 vorgesehen. Es soll noch einen breiteren Bereich geben, den die Anwohner etwa als Spielstraße nutzen können. Für die Zufahrt über die Limburgstraße strebt Dettingen einen Kreisel an. Und: Eine Anwohnerin kann sich nicht vorstellen, dass die Reußensteinstraße den zusätzlichen Verkehr aufnehmen könne. Hier verwiesen die Planer auf ein Gutachten, das zeige, dass dies möglich sei.

Zum Punkt Parken sagte Bürgermeister Rainer Haußmann, dass pro Wohneinheit – geplant sind etwa 110 Einheiten – zwei Stellplätze für Pkw und im Geschosswohnbau Tiefgaragen vorgesehen seien. Des Weiteren kam auch die Frage nach öffentlichen Ladesäulen in dem Gebiet auf. Die Gemeinde werde keine öffentlichen Ladesäulen bauen, war von ihm zu hören.

Ein Bürger interessierte sich für die Bohrtiefe bei der Erdwärme. Michael Christ sagte, sie liege bei 30 Metern. Und Rainer Haußmann fügte hinzu: Dettingen habe beste geologische Voraussetzungen für Erdwärmebohrungen, da müsse man sich keine Sorgen machen.

Auch die Zuteilung der Grundstücke wurde aufgegriffen. Eine Frage war, ob auf ein Grundstück, das für ein Einfamilienhaus vorgesehen ist, auch ein Doppelhaus gebaut werden kann. Haußmann sieht da kein Problem, wenn die festgelegte bebaubare Fläche dafür ausreiche. Bei der Frage nach einer Erbbaupacht gab Rainer Haußmann zu bedenken, dass der Grund dann mehrfach bezahlt werde, auf dem das eigene Haus stehe.