Das unbeständige Wetter sorgte bei Landwirten und Dreschern für schwierige Bedingungen
Gute Mengen, mäßige Qualität

Zwischen den Regenschauern mussten die Landwirte rund um die Teck regelrecht die Frucht vom Acker stehlen. Mittlerweile ist das Korn eingefahren. Die Erträge sind zufriedenstellend – stellenweise hat aber die Qualität unter dem Wetter gelitten.

Kreis Esslingen. „Die Witterung war in diesem Jahr wirklich ärgerlich“, urteilt Michael Zimmermann, einer der beiden Vorsitzenden des Kreisbauernverbands Esslingen, über die Erntebedingungen. „Goldgelbe Getreidefelder waren bei dem Regen nicht wirklich drin.“ Das unbeständige Wetter und die kurzen Zeitfenster ohne Niederschlag strapazierten die Nerven der Landwirte zur Erntezeit. Jeder wollte „so bald wie möglich die Mähdrescher auf dem Feld sehen“, sobald sich das schwere Gerät eben auf die einigermaßen abgetrockneten Felder wagen konnte, ohne Gefahr zu laufen, stecken zu bleiben. Den Bauern wäre natürlich erst Regen, dann Trockenheit lieber gewesen, sagt Zimmermann. „Aber als Landwirt muss man mit der Witterung leben. Man kann bei der Aussaat alles richtig gemacht haben und trotzdem durch Hagel und Niederschläge verlieren. Wir sind das längst gewohnt.“

Zwischenzeitlich sind die Felder rund um die Teck abgeerntet, aber die Bedingungen waren nicht optimal. „Pünktlich zum Erntebeginn war es zu feucht“, erklärt Michael Zimmermanns Kreisbauernverbands-Kollege, Landwirt Siegfried Nägele aus Bissingen. „Anfang Juni war es sehr heiß, Juli und August hatten wir dann mehr Niederschlag als sonst“, lässt er das Wetter im Zeitraffer Revue passieren. Während die Trockenheit anfänglich die Kornausbildung behinderte, war am Ende die Befürchtung groß, das die Körner wegen der Feuchtigkeit in den Ähren erneut auskeimen. Das habe für einiges an „Aufwand und Hektik“ bei der Ernte gesorgt, so Nägele. Häufig konnten die Maschinen erst abends für wenige Stunden fahren, mehr als einmal musste die Ernte wegen der Feuchtigkeit unterbrochen werden. Wenn das Getreide zu feucht ist, erwischt der Mäher das flach liegende Getreide häufig nicht richtig, außerdem rutschen einige Körner mit den Halmen wieder heraus und landen nicht im Tank. Für die notwendige Trocknung fallen außerdem zusätzliche Kosten an.

Mit den Erträgen ist Siegfried Nägele dennoch relativ zufrieden. Die Mengen seien in Ordnung, aber bei der Qualität müsse man differenzieren. „Raps und Wintergetreide waren in diesem Jahr gut, der Raps sogar überdurchschnittlich“, erklärt der Landwirt. Beim Dinkel sei es vereinzelt zum Auswuchs gekommen, während der Roggen überwiegend rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden konnte. „Vor allem die Sommersorten haben gelitten.“

Hansjörg Güthle, Pflanzenproduktionsberater beim Landwirtschaftsamt Nürtingen, teilt Nägeles Einschätzung. Trotz der schwierigen Bedingungen können die Bauern mit der Ernte zufrieden sein: „Die Erträge waren gut. Es hat Anfang August zwar Hagelschläge gegeben, die sich nördlich der Limburg, bei Weilheim und Neidlingen ausgewirkt und Ähren abgeschlagen haben, aber insgesamt fiel die Ernte besser als erwartet aus“, sagt Güthle. Den „größten Wermutstropfen“ bildet wahrscheinlich der Preis. „Der wird sich nicht so toll entwickeln“, prognostiziert er vorsichtig. Getreide sei ein globaler Markt – wenn die Erträge weltweit gut ausfallen, drücke das natürlich den Preis, der damit erzielt werden könne.

Müllermeister Ulrich Sting von der Mühle in Jesingen ist froh über die Qualität des Korns, trotz der schwierigen Ernte. „Schönes Wetter wäre einfach besser dafür gewesen“, zeigt er Verständnis für die Nöte der Bauern. In diesem Jahr konnte durch den milden Winter schon früh mit der Ernte begonnen werden, diese zog sich aber dafür sehr lange hin. „Den ersten Weizen haben wir Mitte Juli verarbeitet“, sagt Sting. „Ende August ging es dann zu Ende.“ Der Müllermeister hatte genau wie die Landwirte die Befürchtung, das die Nässe dem Korn schadet. „Wenn der Weizen zu feucht ist, keimt er noch an der Ähre und verwandelt Stärke in Zucker“, erklärt Sting. „Im schlimmsten Fall taugt er qualitativ nicht mehr zum Brotgetreide, sondern muss als Futtermittel herhalten.“ Glücklicherweise haben viele Landwirte heutzutage die Möglichkeit zur Trocknung. Das sei zwar kostspielig, aber notwendig. Bezüglich der Qualität gibt er Entwarnung. „Klar leidet das Korn mal mehr, mal weniger unter dem Wetter. Unserem Eindruck nach ist es diesmal aber recht ausgeglichen. Wir hatten keinen Grund zum Jammern.“