Fussball
Hängepartie sorgt für Unverständnis

Fußball Trotz der neuerlichen Verlängerung des Lockdowns scheut der WFV immer noch den Saisonabbruch. In den Vereinen sieht man dies kritisch. Von Peter Eidemüller

Der Württembergische Fußballverband hat es zum wiederholten Male verpasst, Tatsachen zu schaffen. Obwohl die Aussicht auf ein reguläres Ende der seit November unterbrochenen Saison nach der Verlängerung des Lockdowns bis Mitte April auf den Nullpunkt gesunken ist, scheuen sich die Verantwortlichen in Stuttgart, die Reißleine zu ziehen - aber warum eigentlich?

„Wir sind ein spielfördernder und kein spielverhindernder Verband“, wird Rainer Veit, Vorsitzender des hiesigen Bezirks Neckar/Fils, in diesem Zusammenhang zitiert. Klingt einleuchtend, solange die Rahmenbedingungen eine Spielförderung zulassen. Wie man diese Förderung angesichts steigender Inzidenzzahlen und verlängertem Lockdown schaffen soll, bleibt allerdings ein Rätsel.

Zumal die Rechnung eigentlich einfach ist: Soll der spätestmögliche Starttermin 9. Mai gehalten werden und rechnet man die versprochenen drei Wochen Vorbereitung dazu, müsste direkt ab Montag, 19. April, Fußballtraining mit Vollkontakt erlaubt sein. „Da ist aber jedem klar, dass das überhaupt gar nicht funktionieren kann“, sagt Marc Butenuth, Abteilungsleiter des VfL Kirchheim. Der scheidende Trainer des TSV Weilheim, Benjamin Geiger, geht noch einen Schritt weiter: „Wer jetzt noch daran glaubt, dass wir am 9. Mai beginnen können, ist kein Optimist, sondern realitätsfremd.“ Damit spricht er aus, was wohl viele denken: Die Nachspielzeit ist abgelaufen, der Abpfiff überfällig, die Saison muss abgebrochen werden.

Dass dies noch nicht geschehen ist, begründet Bezirksboss Rainer Veit so: „Wir haben mit dem 9. März, dem 9. April und dem 9. Mai drei Zeitzonen angeboten, wann wir wieder spielen wollen. Jetzt sind wir zwischen der ersten und zweiten, da kann man noch nicht abbrechen.“ Im gleichen Atemzug stellt er allerdings auch klar: „Ich persönlich glaube nicht mehr, dass der Spielbetrieb noch einmal aufgenommen werden kann.“

Norddeutsche Verbände legen vor

Dass man eine Hängepartie wie in Württemberg vermeiden kann, zeigen die Beispiele aus Norddeutschland. Die Verbände in Hamburg, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und zuletzt Niedersachsen haben die Saison bereits abgebrochen, nachdem die Verantwortlichen eingesehen haben, dass die Zeit jeweils nicht mehr ausreicht, um die Spielzeit fristgerecht über die Bühne zu bringen.

Ob und wann man beim WFV zu dieser Einsicht gelangt, bleibt abzuwarten. Immerhin wollen sich die Verbandsoberen noch diese Woche mit ihren Kollegen aus Baden und Südbaden austauschen, um eine einheitliche Lösung für Baden-Württemberg zu finden.

Dass die nur Saisonabbruch lauten kann, scheint vor dem Hintergrund, dass auf Wochen hinaus weder für Kinder noch für Erwachsene kontaktarmes Gruppentraining möglich ist, unausweichlich. „Man sollte sich jetzt eher darauf konzentrieren, wie man die neue Saison angeht“, fordert VfL-Abteilungsleiter Marc Butenuth. Und Noch-Weilheim-Trainer Benjamin Geiger ergänzt: „Es ist Zeit, klare Kante zu zeigen. Alles andere als ein Abbruch wäre Rumgeeiere.“