Mitarbeiter der tschechischen Höhlenverwaltung zu Besuch in Gutenberg
„Höhlenmenschen“ unter sich

Dialog unter Fachleuten: Gestern besuchten Angestellte der Höhlenverwaltung der Tschechischen Republik auf ihrer einwöchigen Studienreise durch Süddeutschland die Gutenberger Höhle und die Gußmannshöhle.

Lenningen. Interessiert lauschen die rund 30 Gäste aus Tschechien den Ausführungen von Gutenbergs Ortsvorsteher Dietmar Jauss und von Hans Allgaier, Höhlenführer aus Schopfloch. Die weit größere Aufmerksamkeit der Zuhörer zieht vor dem großen Portal der Gutenberger Höhle jedoch Barbora Šimečková auf sich. Dank ihrer Übersetzungskünste erfahren die Fachleute alles, was sie über das Naturdenkmal hoch über Gutenberg wissen möchten.

„Das Heppenloch ist seit Menschengedenken bekannt“, erzählt Hans Allgaier. Der Eingang in die Unterwelt wurde allerdings erst durch Pfarrer Gußmann und seine Mitstreiter geöffnet, denn diese hatten vermutet, dass sich hinter dem großen Portal mehr verbirgt. Doch wer sollte die Arbeiten finanzieren? „Als Mäzen konnten die Männer einen reichen Medizinalrat aus Stuttgart gewinnen, und so wurde beim Stammtisch und einem Viertele Wein 1889 der erste Höhlenverein gegründet – vier Monate danach war der Durchgang geschafft“, sagt Hans Allgaier, ehe er den Eingang freigibt.

Immer wieder stockt es beim teilweise rutschigen Gang durch die Höhle. Ein Besucher filmt einen attraktiven Teil der Höhle, ein anderer leuchtet mit der Taschenlampe einen ganz bestimmten Teil eines Tropfsteins aus und tauscht sich mit seinem Hintermann über die Besonderheiten aus. Damit die Aufnahmen von den schönen Formationen den Qualitätsansprüchen gerecht werden, packt der eine oder andere auch das Stativ aus.

Die Stopps werden für Fragen genutzt, die mal im großen, mal im kleinen Kreis diskutiert und vor allem übersetzt werden. Dabei geht es um ganz praktische und wichtige Dinge, etwa, wie man der „Lampenflora“ Herr wird. Dank der künstlichen Beleuchtung gedeihen Algen, Moose oder Farne an Stellen, die den Fachleuten ein Dorn im Auge sind. Während die einen die mechanische Säuberung mit Wasser und Bürste favorisieren, setzen andere verdünnte chemische Mittel ein oder verringern mit Schaltern die Beleuchtungszeit.

„Seit über zehn Jahren unternehmen wir immer im Herbst eine Studienreise ins europäische Ausland“, sagt Barbora Šimečková. Die Höhlenverwaltung ist eine staatliche Organisation, die für alle 14 Schauhöhlen in der Tschechischen Republik verantwortlich ist. „Die meisten öffentlich zugänglichen Höhlen liegen in Mähren, also im Östlichen unserer Republik, nur drei in Böhmen“, erklärt Barbora Šimečková. Zur Höhlenverwaltung gehören beispielsweise Höhlenführer, Techniker oder auch die Frau an der Kasse. Mit den Reisen in die Karstregionen im Ausland und deren Schauhöhlen sollen die Fachkenntnisse der Angestellten bereichert werden. So besuchten sie beispielsweise schon Ungarn, Österreich oder Polen. Die Reisen dienen aber auch der Selbstreflexion: Wo stehen sie im Vergleich zu anderen Schauhöhlen, wo haben sie gute Lösungen, wo könnten sie sich noch steigern.

Das Pensum der Reise durch Süddeutschland kann sich sehen lassen. Beginn war am Sonntag mit der König-Otto-Tropfsteinhöhle bei Velburg in der Oberpfalz. Von Bayern ging es nach Württemberg, wo eindeutig der Schwerpunkt der Unternehmungen liegt. Nächster Halt war die Charlottenhöhle im Lonetal und am Dienstag standen Nebel-, Olga- und Bärenhöhle auf dem Programm. Der gestrige Tag begann mit dem Besuch der Schertelshöhle, ehe es nach Gutenberg ging, und heute wollen sich die Tschechen die Laichinger Tiefenhöhle und die Sontheimer Höhle vornehmen. Auf der Liste stehen am Freitag noch die Wimsener und Zwiefaltendorfer Höhle, und als Abschluss am Samstag die Kolbinger Höhle, im Donautal gelegen.