Ende einer Ära: Modehaus Bantel schließt heute – Bald eröffnet „Eck am Markt“
„Handel ist Wandel“

Über zwei Jahrzehnte setzte „Bantel am Markt“ modische Akzente im Herzen Kirchheims. Heute schließt das Modehaus für immer seine Pforten. Nach einem Umbau will an gleicher Stelle „Eck – Mode am Markt“ die Kundschaft anziehen.

Kirchheim. „Handel ist Wandel“ betont Manfred Bantel. Damit meint er einerseits die abwechslungsreiche Geschichte des traditionsreichen Kaufhauses am Marktplatz, in dem Jahrzehnte lang die Familie Battenschlag ihre Waren feilbot. Bantel meint mit Wandel aber auch die Umwälzungen, die die Modebranche erlebt hat während der 22 Jahre, in denen er das Modehaus betrieb.

Das Unternehmerehepaar Bantel verlässt Kirchheim durchaus mit einem weinenden Auge. Schließlich ist ihm die Stammkundschaft eng ans Herz gewachsen. Die „Rahmenbedingungen“, vor allem die Mietkonditionen, hätten den Ausschlag für die Entscheidung gegeben, das Geschäft aufzugeben. „Wir haben stets auf Sicht investiert“, erläutert der gelernte Diplom-Kaufmann aus Schorndorf, dass in der gemieteten Immobilie immer etwas zu tun war. Die zahlreichen Umbauten seien gehörig ins Geld gegangen. „Im Handel gibt‘s nur eine klare Entscheidung: Vollgas oder Aufhören“, sagt der 61-Jährige, der jetzt kein Risiko mehr eingehen will. Beruhigend für den scheidenden Chef: Von seinen 35 Mitarbeiterinnen haben alle eine Weiterbeschäftigung gefunden. Vier Azubis beenden dieser Tage ihre Ausbildung. Insgesamt hat Bantel dann in 22 Jahren 65 Lehrlinge auf die Berufswelt vorbereitet.

1989 übernahmen Manfred und Susanne Bantel das ehemalige Kaufhaus Battenschlag. Die Firma Battenschlag hatte 1852 als Bortengeschäft in der Marktstraße 5 begonnen und war 1870 in die Marktstraße 23, dem heutigen Modehaus Bantel, umgezogen. Im Jahr 1977 beschäftigte Heinz Battenschlag im mittlerweile vergrößerten Kaufhaus hundert Mitarbeiter.

Als 1989 die Vermietung der Immobilie anstand, wurde Manfred Bantel hellhörig. „Gute Häuser in Innenstädten waren zu dieser Zeit vor der Wende eine sehr vielversprechende Sache“, erinnert er sich, wie er als 39-Jähriger zugegriffen hat. Schnell füllten die Bantels die vier Etagen mit einer Verkaufsfläche von gut 1 400 Quadratmetern mit neuem Leben. Die Kundschaft wusste dies zu schätzen. Entsprechend oft wurden Manfred und Susanne Bantel nun in den vergangenen Monaten auf ihren Rückzug aus Kirchheim angesprochen.

Doch für die Kunden gibt es auch eine gute Nachricht: Im Inneren des Modehauses wird es nach einer mehrwöchigen Umbauphase mit ähnlichem Sortiment wie heute weitergehen. Die Kirchheimer Familien Gerber und Bantlin wollen das Haus gemeinsam weiterbetreiben und haben mit vereinten Kräften einen Mitbewerber aus dem Bereich der Billigmodeanbieter aus dem Feld geschlagen. Karl-Michael Bantlin hat seinen „Stammsitz“, das Modehaus Bantlin mit dem Gerry Weber-Shop, in der unteren Max-Eyth-Straße, Ralf Gerbers Hauptsitz ist das Modehaus Fischer in der Marktstraße. Die Zusammenarbeit der beiden hat sich schon bewährt. So kooperieren sie beispielsweise bei den Shops „Cecil“ und „Street one“ in der Marktstraße.

„Unser Ziel ist, das gewohnte Angebot von Bantel zu erhalten, denn wir sehen darin eine sinnvolle Ergänzung unserer bestehenden Sortimente“, erzählt Karl-Michael Bantlin. Alle anderen Läden der beiden Geschäftsleute sollen daher unverändert erhalten bleiben. Im bisherigen Modehaus Bantel wird die Kundschaft künftig von vertrauten Gesichtern empfangen: Ein Großteil der Mitarbeiterinnen wurde hier wieder eingestellt.

Dass ein neuer Wind weht, wird dennoch nach einer Reihe von Umbauarbeiten klar sein. Neu ist beispielsweise der Name: Als „Eck – Mode am Markt“ wird das vertraute Kaufhaus spätestens zum Kirchheimer Mitternachtsshopping am 2. September wieder öffnen. Das Sagen haben dann vor allem drei Frauen: Kerstin Gerber und Ute Bantlin nehmen gemeinsam mit Doris Stegmaier das neue Modehaus unter ihre Fittiche. Den bisherigen Marken wollen sie weitgehend treu bleiben, ergänzt um einen Schuhshop. Auch die Aufteilung hat sich bewährt: Wie Karl-Michael Bantlin verspricht, wird die Kundschaft weiterhin im Untergeschoss die Wäscheabteilung finden und unter dem Dach Kindermode – beides wichtige Angebotsbausteine auf dem Kirchheimer Modemarkt. Auch Strümpfe werden künftig in reicher Zahl angeboten – ganz so, wie das schon in der Ära Battenschlag und Bantel der Fall war.

Mit dem neuen Namen „Eck am Markt“ spielen die neuen Macherinnen nicht nur auf die zentrale Lage im Eckhaus Marktstraße/Flachsstraße an, sondern auch auf den Mädchennamen einer der Chefinnen.