Owen. Wer eine Ferienwohnung bucht, erlebt in der Regel keine großen Überraschungen. Ein Bett, ein Fernseher, ein Schrank und ein Schreibtisch gehören zur Standardausstattung dazu. In Owen gibt es seit ein paar Monaten zwei Ferienwohnungen, die ob ihrer ungewöhnlichen Ausstattung für Wirbel sorgen. Die Inventarlisten weisen neben Bett, Dusche und Sitzecke ein „Andreaskreuz“ und einen „kleinen Käfig für liegende oder gebückte Haltung“ aus. Wer nun an sein Haustier denkt, der irrt. Die Ferienwohnungen, die in einem unauffälligen Backsteinhaus untergebracht sind, werden nicht von Tierliebhabern bewohnt, sondern von Menschen, die es im Schlafzimmer ein wenig deftiger mögen.
Dass die Besitzer des Hauses Wohnungen an Fetisch- und Sado-Maso-Freunde vermieten, ist im Städtchen Owen schon länger bekannt. Der Stadtrat hat sich aber nicht mit dem Thema befasst. Der Grund: „Ferienwohnungen sind nicht genehmigungspflichtig“, sagt Owens Bürgermeisterin Verena Grötzinger, die klarstellt, dass es sich – anders als in der „Bild“-Zeitung berichtet – nicht um ein Hotel handelt. Laut der Homepage kann die Wohnung tages- oder wochenweise von Privatpersonen, in der Regel Pärchen, gebucht werden. Sie ist aber weder Bordell noch Dominastudio.
Verena Grötzinger kann verstehen, dass manche sich an den SM-Ferienwohnungen stören. Das Wohl der Bürger stehe für die Stadt im Vordergrund. „Wenn die öffentliche Sicherheit und Ordnung gefährdet sind, werde ich aktiv. Das ist aber nicht zu erkennen“, sagt sie. In den Wohnungen werde nichts Verbotenes getan. Bis vor ein paar Tagen habe sich auch niemand beschwert. „Ich habe mit Anwohnern gesprochen. Die sagen, dass häufig gar niemand da ist. Und wenn es Gäste gibt, treten sie nicht in Erscheinung“, sagt Grötzinger. Auf der Homepage wird ausdrücklich um Diskretion gebeten. „Keine Spiele ums Haus“, heißt es dort. Gäste werden außerdem gebeten, in „relativ unauffälliger Kleidung zu erscheinen“.
Laut Belegplan sind die Wohnungen vor allem an den Wochenenden beliebt. „Es parken dort häufig große Limousinen und SUVs mit ausländischen Kennzeichen“, sagt ein Owener Handwerker, der die Wohnungen mit renoviert hat. Er stört sich nicht daran, dass dort SM-Freunde Urlaub machen. Ebenso geht es Stadtrat Hans-Jörg Schmid: „Mich juckt es nicht, was die Leute da drin machen“, sagt er. Solange sich alles in einem korrekten Rahmen abspiele, könne man nichts sagen. Eine Wertung will Schmid sich nicht anmaßen. „Bei anderen Leuten weiß man ja auch nicht, was sich hinter geschlossenen Vorhängen abspielt“, sagt er.
Hauen in Owen