Basketball
Hellwach ist nur das Team hinter der Mannschaft

Basketball Die Knights wählen den schlechtesten Moment für einen Blackout. In der Scharrena gibt es trotzdem viel Lob für ein gelungenes Experiment. Von Bernd Köble

Auf dem Parkett hatte er an diesem Abend keine Geschenke zu verteilen. Warme Worte gab es im Augenblick des Triumphs dann umso mehr. „Ein Riesen-Kompliment an die Macher in Kirchheim. Es hat Spaß gemacht vor dieser Kulisse hier zu spielen“, meinte Heidelbergs Coach Frenkie Ignjatovic und schob rasch hinterher: „Leider sechs Jahre zu spät.“ Für den 52-jährigen Serben, der die Kirchheimer 2012 ins Play-off-Finale führte, war der damalige Aufstiegsverzicht eine der größten Enttäuschungen als Trainer. Zwei Jahre später verkündete er nach sechs Jahren seinen Abschied von Kirchheim.

Am Samstag in der Stuttgarter Scharrena haben die Knights nun skizziert, wie es gehen könnte. Der Beweis, dass man in der Lage ist, auch große Bühnen zu bespielen, ist an diesem Abend eindrucksvoll gelungen. Vielleicht nicht in Stuttgart, aber an einem anderen Ort als der Sporthalle Stadtmitte in ihrem eng geschnürten Korsett. „Wir haben gezeigt, dass wir‘s können“, bringt es Knights-Geschäftsführerin Bettina Schmauder auf eine einfache Formel. „Diesen Schwung müssen wir nun mitnehmen in die Gespräche und Planungen für die neue Saison.“ Ein Schwung, für den zahllose Hände sorgten, die bis zuletzt mit angepackt hatten, und die nach mühsamen Wochen nun den Lohn ernteten: Knapp 1 900 Zuschauer, mehr als doppelt so viele wie bei einem durchschnittlichen Heimspiel, machten aus der Halle im Bauch der Mercedes-Benz-Arena eine - für Kirchheimer Verhältnisse - beeindruckende Kulisse.

Alles war bis ins letzte Detail geplant. Was sich nicht planen ließ, war das Geschehen zwischen den Körben. Knights-Sportchef Christoph Schmidt sprach vielen Fans und Helfern aus der Seele: „Das hat heute allen weh getan, die sehr viel Arbeit in dieses Event investiert haben.“ Wie es sein kann, dass einer Mannschaft in einem solchen Moment die Entschlossenheit fehlt, ist eine Frage, die auch Headcoach Mauricio Parra für den Rest der Woche beschäftigen dürfte. Es war die fünfte von bisher sechs Saisonniederlagen, die auf das Konto einer schwachen ersten Hälfte ging. Die Mannschaft im Angriff ratlos, in der Defensive ohne jeden Biss. Der Gegner gedanklich zwei Schritte voraus, was sich vor allem im zweiten Viertel an der Zahl der verlorenen Rebound-Duelle ablesen ließ. Wohlgemerkt gegen eine Mannschaft, die noch immer als die reboundschwächste der gesamten Liga gilt. Die Quittung: ein 25:52-Rückstand vor der Pause.

„Wir finden im Moment nicht die Mittel, um Läufe des Gegners rechtzeitig zu stoppen“, stellte Knights-Coach Mauricio Parra fest. Stattdessen musste der Spanier seine Mannschaft zum wiederholten Mal in der Kabine wachrütteln. Zunächst mit Erfolg. Den Gegner aus der Komfortzone zu drängen, gelang in der entscheidenden Phase aber wieder nicht. Mit 43:29 ging die zweite Spielhälfte zwar klar an die Kirchheimer, die nun deutlich engagierter auftraten, doch die vielleicht spielentscheidende Szene spielte sich beim Stand von 56:67 siebeneinhalb Minuten vor dem Ende ab. Wäre Phillip Daubners Dreier-Versuch geglückt, hätte der Rückstand erstmals unter der magischen Zehn-Punkte-Marke gelegen, und das Spiel gegen einen nervlich durchaus angespannten Gegner wäre womöglich noch gekippt. Doch die Knights nutzten in dieser Phase gleich mehrere gute Gelegenheiten nicht.

Frenkie Ignjatovic, der nach einem schwachen Auftritt die Woche zuvor gegen Hanau einen ähnlichen Erfolgsdruck spürte wie sein Gegenüber, gab sich versöhnlich: „Wir waren heute nicht so stark und Kirchheim nicht so schlecht wie das Ergebnis zur Pause.“