Zukunft des Kindergartens Regenbogen in Dettingen weiter ungewiss
Herz- oder Kopfentscheidung?

Mit Spannung war sie erwartet worden: die Grundsatzentscheidung des Dettinger Gemeinderats zu den Kindertageseinrichtungen. Die Räte diskutierten in ihrer jüngsten Sitzung knapp zwei Stunden lang – doch die Zukunft des Kindergartens Regenbogen bleibt weiter offen. Immerhin: Beim Kindergarten Starennest herrscht Klarheit.

Dettingen. Das Dettinger Ratsgremium macht sich beim Thema Kindertageseinrichtungen seine Entscheidung wahrlich nicht einfach. Schon etliche Male stand die Zukunft der Kindergärten auf der Tagesordnung im Ratsrund; es gab eine Bürgerinfoveranstaltung, eine Klausursitzung – sowie „Achterbahnfahrten“ und einige schlaflose Nächte, wie die Gemeinderäte Andreas Hummel und Inge Schaufler verrieten.

In der jüngsten Sitzung nun sollte eigentlich eine Grundsatzentscheidung fallen. Doch es kam anders – eine Pattsituation sorgte bei der Abstimmung über die Zukunft des Kindergartens Regenbogen dafür, dass das Thema vertagt wurde. Voraussichtlich im September will sich der Gemeinderat erneut damit befassen.

Keine Diskussionen gab es hingegen beim Kindergarten Starennest, der künftig auch die Gruppe Mäuseloch beherbergen soll: Er wird nördlich der Werkrealschule auf den Unteren Wiesen für voraussichtlich 3,3 Millionen Euro neu gebaut. Baubeginn ist laut Kämmerer Jörg Neubauer frühestens in einem Jahr.

Der bisherige Standort auf dem Guckenrain bietet mit 20 Ar langfristig gesehen zu wenig Platz – darin waren sich die Räte einig. Auf den Unteren Wiesen stehen hingegen 60  Ar zur Verfügung. Ein weiterer Vorteil, der zur Entscheidung der Räte beigetragen hat, ist die Tatsache, dass am neuen Standort ein Bildungszentrum mit Kindertageseinrichtung sowie Grund- und Verbundschule entstehen kann. Daraus ergäben sich Synergieeffekte, was zum Beispiel das Mittagessen oder die Nutzung der Sportanlagen anbelangt.

Das Stichwort Bildungszentrum war für so manches Ratsmitglied denn auch ausschlaggebend dafür, sich beim Kindergarten Regenbogen ebenso für eine Verlegung in die Unteren Wiesen und einen Neubau auszusprechen. Auch Dr. Werner Hack von der Freien Wählergemeinschaft plädierte für diese Lösung. Er erteilte außerdem dem Argument, dass mit einer Verlegung des Kindergartens das Zusammenleben der Generationen im Ortskern verschwinden würde, eine Absage. Schon jetzt seien nur wenige der Kindergartenkinder im Ort unterwegs, weil „über 80 Prozent mit dem Auto zum Kindergarten gebracht werden“. Darüber hinaus sei bei einem Umbau am jetzigen Standort in der Hinteren Straße eine optimale Raumgestaltung nicht möglich. Das bestätigte Hermann Pölkow von der SPD: „Jeder Umbau ist ein Kompromiss.“

In dieselbe Kerbe schlug Andreas Hummel von der CDU/Freie Wählervereinigung: „Viele von uns haben an den Standort Hintere Straße gute Erinnerungen.“ Den Kindergarten dort zu belassen, sei deshalb eine Herz- und keine Kopfentscheidung. Doch rational betrachtet, spreche einiges für einen Neubau: „Wenn wir die Zuschüsse für einen Umbau nicht erhalten, dann wäre diese Variante gleich teuer wie der Neubau.“

„Ich möchte meinem Fraktionskollegen kein herzloses Verhalten vorwerfen“, entgegnete Johannes Stulz. „Aber es täte mir weh, wenn der Kindergarten Regenbogen nicht mehr im Ort wäre.“ Das sahen auch Inge Schaufler (Freie Wählergemeinschaft), Roland Sigel (CDU/Freie Wählervereinigung) sowie Stefanie Stern, Dietmar Vogt und Ulrike Schweizer (alle SPD) so. Letztere unterstrich, dass der Kindergarten Regenbogen in der Hinteren Straße „ein Bekenntnis an unsere Ortsmitte ist“. „Wir diskutieren oft über 100  Euro, und jetzt wollen wir einfach so die Millionen raushauen? Das kann ich nicht nachvollziehen“, echauffierte sich Ulrike Schweizer und bezeichnete es als Schildbürgerstreich, in den Unteren Wiesen möglicherweise zwei Kindergärten nebeneinander zu errichten.

Auch Pfarrer Wilfried Veeser von der evangelischen Kirchengemeinde, der Trägerin des Kindergartens Regenbogen, und Bürgermeister Rainer Haußmann sprachen sich für einen Umbau in der Hinteren Straße aus. „Ein Neubau in den Unteren Wiesen wäre ein großer Fehler. Er wäre eine Entscheidung gegen das Votum des Trägers, gegen den fachlichen Rat der Kindergarten-Leitung und gegen die Empfehlung unseres Stadtplaners“, betonte Haußmann. Im gestrigen Gespräch mit dem Teckboten zeigte sich der Rathauschef „erschüttert ob des Vorschlags“, den Kindergarten Regenbogen zu verlegen und „alles auf den Kopf zu stellen“. „Seit zwölf Jahren war dies nie Beschlussgrundlage des Gemeinderats. Ich frage mich: Wo ist hier die Verlässlichkeit in die Kommunalpolitik?“. Für die Familien, die in Dettingen gebaut hätten, bedeute ein möglicher Kindergarten Regenbogen in den Unteren Wiesen „ein Wegfall der Geschäftsgrundlagen“.

Kämmerer Jörg Neubauer äußerte sich ähnlich und warnte vor der Schuldenfalle: Für den Umbau, der 2,1 Millionen Euro kosten würde, sei die Finanzierung garantiert – nicht hingegen für einen Neubau, der mit 3,8 Millionen Euro zu Buche schlagen würde.

Beim Schwur im Ratsrund gab es schließlich sieben Für- und sieben Gegenstimmen für einen Umbau in der Hinteren Straße. Über den Neubau wurde daraufhin gar nicht erst abgestimmt. Stattdessen wird nun über die Sommerpause weiter überlegt – und wohl die ein oder andere Achterbahnfahrt und schlaflose Nacht durchlitten . . .