Hans Gregor wurde nach 27 Jahren als Schulleiter in Jesingen in den Ruhestand verabschiedet
Herzliches Adieu für den „Rektor a. D.“

Verabschiedungen sind oft ernste und von Wehmut geprägte Veranstaltungen. Bei der Feierstunde für den Schulleiter der Grund- und Werkrealschule Jesingen machte schon die Musikauswahl deutlich, dass es wohl eher fröhlich und unterhaltsam zugehen wird.

Kirchheim. Die Schulband eröffnete den offiziellen Festakt mit einem schwungvollen „Summer of 69“ und ließ mit „When I’m 64“ von den ­„Beatles“ ein Lieblingslied von Schulleiter Hans Gregor folgen. Zu einem eindrucksvollen Finale der offiziellen Feierstunde versammelten sich die vielen Gäste vor dem Eingang der Schule, wo unter dem ausgebreiteten roten Teppich eine ganz besondere Überraschung auf den beliebten Schulleiter wartete. Nach der fulminanten Feier kokettierte er gutgelaunt mit dem Gedanken, „vielleicht doch noch ein Jahr zu verlängern“.

Tag für Tag erfreuen könnte sich Hans Gregor dann auch noch geraume Zeit am Anblick der den Sternen des weltberühmten „Walk of Fame“ auf dem Hollywood Boulevard in Los Angeles nachempfundenen „Stern-Platte“. Zu seinen Ehren wurde sie vor Beginn des Festakts im Eingangsbereich der Schule in den Boden eingelassen, um an Hans Gregors 27-jähriges Wirken als Leiter „seiner“ Grund- und Werkrealschule Jesingen zu erinnern.

Mit einem gemeinsam gesungenen „Ein Stern, der deinen Namen trägt, der wurde hier verlegt – nur für dich gemacht“ leiteten die versammelten Eltern schließlich das Ende des offiziellen Teils ein, an den sich ein heiterer Abend mit musikalischer Unterhaltung des Jesinger Musikvereins anschloss. Die Moderation der kurzweiligen Feierstunde hatte Konrektor Rainer Schlipf übernommen, der von Hans Gregor vor 23 Jahre nach Jesingen geholt wurde und seither auch freundschaftlich sehr eng mit seinem „Chef“ verbunden ist.

Schulamtsdirektor Dr. Hans-Dieter­ Pix vom Staatlichen Schulamt Nürtingen erinnerte zunächst an die Stationen von Hans Gregors Ausbildung, die ihn nach seinem Studium an der Pädagogischen Hochschule Reutlingen und der ersten Staatsprüfung 1971 an die damalige Grund- und Hauptschule Jesingen brachte, an der er von 1971 bis 1981 tätig war und dort auch die zweite Staatsprüfung ablegte.

Von Februar 1981 an war er an der Grund- und Hauptschule Neckarhausen tätig, wo er im Februar 1982 zum Konrektor ernannt wurde. Am 1. August 1984 wurde Hans Gregor nach seiner Rückkehr nach Jesingen Rektor der Schule, die er 27 Jahre leitete. Pix bestätigte, dass der Schulstandort Jesingen es der Weitsicht seines Schulleiters Hans Gregor zu verdanken habe, dass dort ein zehntes Schuljahr mit mittlerem Bildungsabschluss installiert werden konnte. Die Bildungspartnerschaft mit der Firma Keller-Lüftungstechnik, die Kooperation mit dem Christlichen Jugenddorf Hohenreisach und das Internationale Comenius-Schulprojekt nannte er als einige von vielen Initiativen, für die sich Hans Gregor unermüdlich engagiert habe.

Dass er als Rektor und politischer Mensch stets versucht habe, seine Idealvorstellungen von Schule und Gemeinwesen auszuleben, bestätigte auch Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker dem künftigen Pensionär, dem das „Wohlfühlklima“ an seiner mit viel Engagement gestalteten Schule immer sehr wichtig war.

Für Ortsvorsteher Michael Möslang markierte die Feierstunde den Schlusspunkt des „gregorianischen Abschiedsjahres“, das durch Hans Gregors Wegzug nach Kirchheim eingeleitet und durch sein Ausscheiden nach gut 30 Jahren als Ortschaftsrat und stellvertretender Ortsvorsteher fortgesetzt wurde. Die große Wertschätzung für seinen Stellvertreter, von dem er sehr viel gelernt habe, brachte er mit den Worten „Bleiben Sie wie Sie sind“ auf einen einfachen, aber eindrucksvollen Nenner.

Eberhard Schweizer, Geschäftsführender Schulleiter in Kirchheim, attestierte dem von Bord gehenden Lotsen, ein prächtig herausgeputztes Schiff zu hinterlassen, das sich mit einer gut aufgestellten Mannschaft auch vor den „ungewissen Gewässern“ der Zukunft nicht sorgen müsse. Pfarrer Roland Conzelmann packte seine Laudatio auf den Steuermann Gregor, den auch die hundertste Schulreform nicht zum Kentern bringe, in passende Reime.

Im Namen von insgesamt „acht Kellerkindern“, die zwischen 1962 und 2010 die Jesinger Schule besucht haben, bedankte sich anschließend Frank Keller, Geschäftsführender Gesellschafter der Firma Keller Lufttechnik, für die gute Zusammenarbeit im Rahmen der jahrzehntelangen Tradition von „Schule und Wirtschaft als Partner“. Sie habe vielen jungen Menschen frühzeitige Einblicke in die Arbeits- und Berufswelt ermöglicht, und inzwischen sei sie auch in eine IHK-Bildungspartnerschaft gemündet.

Sehr persönlich bedankte sich anschließend das gesamte Kollegium dafür, dass Hans Gregor viele Steine ins Rollen gebracht habe. Er erhielt dafür viele unterschiedliche Steine, die symbolisch für individuell bedeutsame Stationen der gemeinsamen Arbeit von Schulleiter und Kollegium in einem erinnerungsträchtigen Setzkas­ten zusammengeführt wurden.

Mit einem ganz besonderen Stein, der nicht irgendwo gefunden, sondern speziell für Hans Gregor nach bester Steinmetztradition gewissenhaft angefertigt, während seiner kurzen Abwesenheit über die Mittagszeit verlegt und unter einem roten Teppich versteckt wurde, wartete die Elternbeiratsvorsitzende Grit Clewes zum Ende der Feierstunde auf.

Wann immer Hans Gregor der ausgesprochenen lebenslangen Einladung zum Mittagtisch in „seiner“ Schule folgt, wird er stets den leuch­tenden Stern vor Augen haben, mit dem ihm die dankbaren Eltern seinen Weg zur Schule gepflastert haben. Wohl wissend, „dass zu viel Weihrauch nur den Heiligen schwärzt“, verriet der lang gediente Schulleiter gerührt, dass ihm dieser Abschied herunter gelaufen sei „wie Öl“. Nachdem zuvor schon viele namhafte Pädagogen, Dichter und Denker zitiert worden waren, überraschte der künftige Ruheständler Hans Gregor die Besucher der Feierstunde mit einem Zitat von Clint Eastwood und stellte beim Abschied von seiner ihm zur Heimat gewordenen Schule fest: „Ich reite in die Stadt – und alles andere ergibt sich . . .“