Land, Kreis und Kommunen teilen sich die Kosten für Schulsozialarbeit
Hilfe ist für die Schulen greifbar

Der Landkreis steigt nach 15  Jahren Pause wieder in die Finanzierung der Schulsozialarbeit ein. Das hat der Kreistag beschlossen. Bei den allgemeinbildenden Schulen werden sich Land, Landkreis und Kommunen die Kosten teilen.

Kreis Esslingen. Schule hat nicht nur einen Bildungs-, sondern auch einen Erziehungsauftrag. Den nimmt ihr die Schulsozialarbeit nicht ab, sondern sie ergänzt ihn und löst idealerweise Konflikte mit Schülern. Dass solche Hilfe immer nötiger wird, stellt der Kommunalverband für Jugend und Soziales fest: In Baden-Württemberg steige der Bedarf an Schulsozialarbeit zunehmend. Doch seitdem das Land 2006 aus der Förderung ausgestiegen ist, sind die Schulträger, das heißt die Kommunen, allein für die Finanzierung solcher Stellen zuständig. Schon 1997 hat der Landkreis die Förderung eingestellt. Der Landkreis Esslingen gehört zu jenem Drittel aller Land- und Stadtkreise in Baden-Württemberg, die die Schulsozialarbeit nicht fördern.

Nach einer Erhebung des Landratsamts vom August 2011 gab es zu diesem Zeitpunkt 29 Stellen für Schulsozialarbeit an allgemeinbildenden Schulen, weitere 6,5 Stellen finanzierte der Landkreis selbst an seinen beruflichen Schulen. Die Stadt Esslingen finanziert Schulsozialarbeit an neun Schulen. Städte wie Plochingen behalfen sich mit einer über den Kreisjugendring finanzierten Jugendsozialarbeit aus dem Personaltopf der offenen Jugendarbeit.

Der Kommunalverband stellt fest: „War die Schulsozialarbeit vor 20 Jahren noch eher ein negatives Zeichen für Probleme an der Schule, wird sie heute als wichtiger Partner und Qualitätsmerkmal für eine gute Schulkultur geschätzt.“

Denn Schulsozialarbeit und Jugendsozialarbeit an Schulen fördere junge Menschen in ihrer individuellen, sozialen und schulischen Entwicklung. Sie trage dazu bei, Bildungsbenachteiligungen zu vermeiden und abzubauen und Konflikte zu lösen. Sie berate und unterstütze Eltern und Lehrer bei der Erziehung und trage so zu einer schülerfreundlichen Umwelt bei.

Ähnlich sieht es Landrat Heinz Eininger, der dem Kreistag vorschlug, sich neben dem Land mit einem weiteren Drittel in Höhe von 16 700 Euro an der Finanzierung jeder Schulsozialarbeiterstelle zu beteiligen. Da das Land unter der neuen grün-roten Regierung ein Drittel pro Stelle finanziert, müssten Städte oder Gemeinden als Schulträger dann nur noch das restliche Drittel selbst übernehmen. Nach den Berechnungen des Landratsamtes könnten mit den zur Verfügung stehenden Mitteln schon in diesem Jahr 80 Stellen finanziert werden. Damit könne der Landkreis, der seinen Anteil bis 2013 mithilfe eines Bundeszuschusses finanziert, wieder Einfluss auf diese wichtige Aufgabe der Jugendhilfe nehmen. Gleichzeitig müsse die Schulsozialarbeit nicht mehr mit schulbezogener Jugendarbeit im Rahmen des Esslinger Modells gelöst werden. Jugendarbeit und Schulsozialarbeit könnten wieder klarer voneinander abgegrenzt werden.

Plochingens Bürgermeister Frank Buß erklärte für die Fraktion der Freien Wähler im Kreistag, der Einstieg in die Schulsozialarbeit sei konsequent, aber er müsse dauerhaft angelegt sein, um qualifizierte Mitarbeiter gewinnen zu können. Auch Robert Bolsinger (CDU) betonte den Bedarf an belastbaren, dauerhaften Strukturen. Solveig Hummel (SPD) sagte, spätestens nach dem Amoklauf von Winnenden wisse man um die Bedeutung von Schulsozialarbeit. Sie gehe weit über das hinaus, was Lehrer leisten könnten. Margarete Schick-Häberle (Grüne) hält sie für einen wichtigen Beitrag zum Schulerfolg und zur Bildungsgerechtigkeit. Mit Ausnahme der REP stimmte der Kreistag geschlossen für die Beteiligung des Landkreises, der durch den Landes- und Bundeszuschuss bei seinen eigenen Stellen entlastet wird.