Kreissparkassen-Ausstellung: Friedemann Hahn – „Im Schwarzwald und andere Bilder“
Hollywoodkino und Sehnsuchtsmotive

Kirchheim. Wer bei Schwarzwaldbildern wildromantische Szenerien dunkler Wälder und tiefer Seen erwartet, wird in der jüngsten Ausstellung der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen in Kirchheim verblüfft. Dort zeigt der Maler Friedemann Hahn unter dem Titel „Im Schwarzwald und andere Bilder“ teilweise großformatige Arbeiten in expressivem Farbenrausch. Silhouetten von Tannen gründeln hier nicht im satten Jägergrün. Mit dynamischem Pinselschwung sind leuchtende Farben wie Rosa und Türkis auf schwarz-dräuendem Grund großzügig verteilt. Neben den Naturdarstellungen berauschen vor allem die Bilder aus der glitzernd-glamourösen Welt des Hollywoodkinos sowie sehnsuchtsvolle Schiffs- und Hafenmotive und vor allem die berühmten Künstlerbilder des Malers.

Seefahrer hätte der 63-jährige Friedemann Hahn gerne werden wollen. Mit 14 Jahren riss er deshalb von zu Hause aus, verriet Kurator Dr. Tobias Wall, der zur Ausstellungseröffnung in Hahns Werk einführte. Statt „Seefahrer“ wurde er „Sehfahrer“, begann als Balletteleve in Frankfurt, ehe er später Malerei in Freiburg, Karlsruhe und Düsseldorf studierte. Der Aufstieg in der Kunstszene war unaufhaltsam, internationale Ausstellungen und Anerkennungen folgten.

Hahn zeichnet sich dadurch aus, dass er sich „ein Bild von Bildern der Wirklichkeit“ macht. Dem Betrachter begegnen in der Ausstellung bekannte Motive aus großen Filmen mit Traumpaaren. Lauren Bacall, Jane Russell, Humphrey Bogart und James Stewart schmachten in unverkennbaren Posen vor sattfarbenem Untergrund. Und hier trifft Walls Aussage ins Schwarze: Diese Bilder sind nicht gefällig; aber sie gefallen – weil sie schön sind.

Der Film „Lust for Life” mit Kirk Douglas aus dem Jahr 1956 veranlasste Friedemann Hahn zu der Werkreihe mit Künstlerbildern. So ist der Schauspieler in der Rolle von Vincent van Gogh in Öl festgehalten, neben weiteren „Superstars der Kunstgeschichte“ wie Paul Cézanne und Ernst Ludwig Kirchner. Hahn geht grundsätzlich von anderen Bildern, wie Dokumentarfotos, Aufnahmen von Filmmotiven oder Bildern von Gemälden aus. Im Schwarzwälder Atelier „projiziert er diese auf seine Leinwände und beginnt malerisch auf das Motiv zu reagieren“, erklärt Wall. Das geschieht „freilich nicht, indem er abmalt, sondern indem er die Bildwelt der Vorlage in eine freie autonome Welt der Farben übersetzt und in einen ganz neuen eigenständigen Bildkosmos verwandelt“.

Der Kurator ist vor allem von der „Energie, aber auch von der Rücksichtslosigkeit“ beeindruckt, mit der der Künstler bei der Übersetzung seiner „starken Vorbilder“ umgeht. Wall scheint es, als habe Hahn das „komplette Repertoire malerischer Möglichkeiten des 20. Jahrhunderts verinnerlicht“, und nennt unter anderem van Goghs Pinselstrudel, den Kolorismus eines Impressionisten, die Kompromisslosigkeit der Expressionisten und die Farbkraft der Pop­art bis hin zur Brutalität der neuen Wilden.

Zu sehen gibt es genügend in den Ölbildern, Zeichnungen, Aquarellen, Radierungen und Holzschnitten, die gerade deshalb fesseln, weil sie ihr Geheimnis letztlich nicht preisgeben.

Die Ausstellung dauert bis 31. Oktober und ist zu den üblichen Öffnungszeiten der Kreissparkasse zu sehen: montags, dienstags und donnerstags von 9 bis 18 Uhr, mittwochs und freitags bis 17 Uhr.pm