An manchen Unterrichtsstunden wird Lehrerin Stephanie Lange-Schönbeck von einer ungewöhnlichen Kollegin begleitet: Eyla, eine Belgische Schäferhündin, ist zwei bis drei Mal pro Woche für circa zwei Stunden mit ihrer Besitzerin im Biologie- oder Matheunterricht. In den Chemieunterricht kann der Hund nicht mit. Dort wäre es wegen mancher Chemikalien zu gefährlich.
Eyla läuft entspannt durch die Reihen und lässt sich von den Schülern kraulen. Den Namen „Eyla“ trägt sie jedoch nur in der Schule, bei ihrem Frauchen ist sie „Race“. Daher weiß sie auch: Wenn sie diesen Namen hört, geht es nicht um Streicheleinheiten, sondern dann muss sie gehorchen. Die Kinder wissen auch, dass sie nur „Eyla“ sagen dürfen.
Während Klassenarbeiten ist Eyla vorne angeleint, jedoch so, dass die Schüler sie sehen können. „Wenn sie vor einer Arbeit Panik haben, dann schauen sie vor zu Eyla und sind beruhigt.“
Zu Beginn sei es teilweise schon vorgekommen, dass die Schüler abgelenkt waren, jedoch hätte sich das schnell gelegt. Jetzt sind die jungen Leute „total fokussiert“ auf den Unterricht. Es funktioniert sehr gut, und wenn die Lehrerin doch merkt, dass die Schüler sich ablenken lassen, dann holt sie Eyla zu sich nach vorne.
In Bio hat sich Stephanie Lange-Schönbeck mit ihren Schülern auch schon die Pfoten des Hundes angesehen. Das sei wichtig, weil manche kaum Kontakt mehr zu Tieren haben. „Viele Schüler sind heute weit weg von der Natur“, sagt Lange-Schönbeck.
Die Lehrerin ist selbst geprüfte Hundetrainerin und hat auch ihre Bachelorarbeit über Hunde als Begleiter geschrieben. Außerdem hat sie auch schon zusammen mit Eyla Flüchtlingskinder besucht. Durch ihre Erfahrungen habe sie schon lange festgestellt, dass ein Hund die Beziehung zwischen Pädagoge und Schülern verbessere. So ist sie für die Schüler nicht nur Lehrerin, sondern auch „die Besitzerin von Eyla“.
Schüler sind motivierter
Man bekomme einen besseren Zugang zu den Schülern, da diese sich viel mehr öffnen und auch mal etwas von sich selbst erzählen. Eyla bewirke außerdem, dass die Schüler ruhiger und auch motivierter sind. Des Weiteren stellen sie fleißig Fragen und freuen sich schon vor dem Unterricht auf Eyla. „Wenn sie wissen, dass Eyla kommt, räumen sie unaufgefordert das Klassenzimmer auf“, so Lange-Schönbeck. Außerdem würden sie auch viel lieber ins Klassenzimmer kommen.
Bevor Eyla an die Schule konnte, musste die Lehrerin sie an die neue Umgebung gewöhnen, dafür kam sie in den Ferien mit auf das Gelände und ins Gebäude. Außerdem entscheidet sie ganz bewusst, zu welchen Schülern sie Eyla mitnimmt. Die Klassen dürfen nicht zu unruhig sein, und sie müsse sich auf die Schüler verlassen können.
Stephanie Lange-Schönbeck ist auch der Meinung, dass man sich als Lehrer gut überlegen sollte, einen Hund mit in die Schule zu nehmen. „Ein Hund ist kein Schulbuch, sondern ein Lebewesen“, sagt sie. Daher müsse man auch als Lehrer dafür ausgebildet sein und seinen Hund kennen. Es ist auch nicht jeder Hund dafür geeignet, ein Schulhund zu sein. Eyla hat den Verhaltenstest problemlos bestanden und außerdem hat sie auch die Begleithundeprüfung erfolgreich gemeistert. „Es ist ein Megaprojekt, doch man muss sich bewusst sein, dass man die komplette Verantwortung trägt“, sagt die Lehrerin. Aber nicht nur die Kinder sind begeistert von dem Schulhund, auch Eyla freut sich jeden Tag, wenn ihr Frauchen die Schulsachen packt und sie weiß, jetzt darf sie in die Schule. Auch die Eltern unterstützen das Projekt.
Zurzeit müssen die Kinder auf Eyla verzichten: Sie ist seit einigen Wochen im Mutterschutz, aber ab Ostern wird sie wieder im Klassenzimmer mit dabei sein.