Fast Food im Unverstand? – Von wegen! Jugendliche kennen sich teilweise besser aus als Erwachsene in Sachen Ernährung
„Ich ess alles, was ungesund ist“

Zu viel Fleisch, zu wenig Salat und Gemüse. Eine Ernährungsstudie nach der anderen kommt zum immer gleichen Ergebnis: Deutschlands Teenager ernähren sich nicht gesund genug. Eine Zufallsumfrage in der Kirchheimer Fußgängerzone kann das nicht bestätigen.

Kirchheim. Schon der erste Gesprächspartner setzt die gängigen Vorurteile außer Kraft: Gerade knapp volljährig, weiß Jonas Bauer aus Weilheim zweifellos weitaus mehr über Ernährung als so mancher Erwachsene: „Eiweiß ist wichtig – zum Muskelaufbau“, betont er, und seine Mitschüler, die mit ihm an der Bushaltestelle warten, nicken zustimmend. An einem Stück guten Fleisches findet der Schüler durchaus Gefallen. Alltag ist das deswegen noch lange nicht. Mit seinen Kumpels ist Jonas auch mal in der Mensa anzutreffen. „Wir haben aber auch unseren Döner-Dienstag“, verrät er augenzwinkernd. Was die schnelle Ernährung anbelangt, interpretieren die Jungs den Begriff Fast Food modern und umfassend: „Da gibt‘s dann keinen Burger, sondern lieber die Asia-Box“, sind sie sich einig.

„Ich ess alles, was ungesund ist“, scherzt Lisa, denn sie kommt mit ihren Freundinnen direkt vom Bratwurststand. Die 18-Jährige weiß durchaus aus dem Elternhaus und auch aus ihrer Schulzeit, welche Lebensmittel gesund sind. Daran orientiert sie sich auch oft – egal, wie lecker Schnitzel mit Pommes, Pizza oder Döner auch sein mögen. Als Auszubildende im Kindergarten kennt sie das Problem, dass Kinder Salat und Gemüse gern von vornherein ablehnen. „Ich finde aber, auch die Kinder sollten zumindest alles einmal probieren“, betont sie. Was heute pfui ist, kann morgen durchaus hui sein.

„Nudeln mit Soße“ heißt ganz klar das Lieblingsessen von Annalena Stoll. Fleisch isst sie nicht oft. Stattdessen setzt die Auszubildende in der Mittagspause eher auf frischen Salat – nicht zuletzt wegen der Kalorien. Aber auch der Gesundheitsaspekt spielt eine Rolle. „Ich bin von klein auf von zu Hause daran gewöhnt, gesund und frisch zu kochen und zu essen, das bleibt einfach haften“, betont sie. Die 17-Jährige kennt aber auch ganz andere Beispiele aus ihrem Bekanntenkreis: „Meine beste Freundin isst überhaupt keinen Salat.“

„Plötzlich entwickeln sich die Kinder zu jungen Erwachsenen, die immer mehr Interesse daran haben, sich gut zu ernähren mit viel Obst, viel Gemüse und wenig rotem Fleisch.“ Das sagt einer, der es wissen muss: Dr. Hans-Dieter Müller, Vater von drei mittlerweile erwachsenen Kindern. Er hat auch andere Zeiten erlebt: „Früher galt bei meinen Kindern: Je ungesünder, umso besser“, erinnert er sich. Eltern sollten zwar Vorbild sein, aber sich trotzdem nicht zu sehr aufregen, wenn das Kind eine Pommes- oder Burgerphase durchmacht: „Einfach zulassen – das vergeht“, meint Müller gelassen.

Das bestätigt die 25-jährige Yasemin: „Ich habe auch mal eine Burger-Zeit durchgemacht“, erinnert sie sich sehr genau. Allerdings kochten ihre Eltern immer gut, sodass sie gern mitgegessen hat. Heute liebt sie Salat, Gemüse und Reis über alles. „Es geht mir nicht um das Thema Gesundheit, das schmeckt mir einfach am besten“, rechtfertigt sie ihre Vorlieben. Da sie in einem Restaurant in Kirchheim arbeitet, weiß sie aber, dass nicht alle so denken. Über die Frage, was dort am besten läuft, muss sie nicht lange nachdenken: „Burger mit Pommes!“