Dettingen. Horst Kiedaisch ist ein bescheidener Mann – und entsprechend wenig Aufsehen macht der 51-Jährige um sein ehrenamtliches Engagement im Musikverein (MV) Dettingen. „Ich lebe für die Musik. Hier finde ich meine Erfüllung“, sagt der Dettinger fast schon nebenbei.
Als er neun Jahre alt war, lernte Horst Kiedaisch Tenorhorn zu spielen. Schon bald wurde er Mitglied der Jugendkapelle des Dettinger Musikvereins. Heute steht er der Jugendkapelle als ihr Dirigent vor. Außerdem ist er Jugendleiter des Dettinger Vereins und gibt derzeit als Ausbilder drei Jugendlichen des MV Dettingen Unterricht im Tenorhornspielen.
Doch nicht nur im Jugendbereich ist Horst Kiedaisch überaus engagiert: So ist er Vizedirigent der Stammkapelle und gehört den „Hohlwegrutschern“ an – einer kleineren Blasmusikkapelle des MV Dettingen, die alpenländische „Tanzlmusik“ präsentiert. Wenn Not am Mann ist, springt Horst Kiedaisch aber auch für andere Musikvereine in der Region in die Bresche: „Ich helfe immer aus, wenn es brennt, zum Beispiel bei den Musikvereinen Oberboihingen, Liebersbronn und Plochingen“, erzählt der Dettinger, der darüber hinaus Mitglied des Musikvereins Ötlingen ist und dort als Tenorhornspieler die Stammkapelle bereichert. Außerdem bildet er für den Musikverein Beuren zwei Jugendliche im Tenorhornspielen aus.
Horst Kiedaisch opfert sehr viel seiner Freizeit für seine große Leidenschaft: So gibt er dienstagabends zuerst Unterricht in Beuren, anschließend ist Probe in Ötlingen angesagt. Donnerstagabends kümmert er sich um seine Dettinger Tenorhornschüler, und freitags stehen dann die Proben der Jugend- und der Stammkapelle auf dem Programm. Hinzu kommen zahlreiche Auftritte an den Wochenenden. Der 51-Jährige ist fast jedes zweite Wochenende unterwegs. „Irgendwo gibt es immer etwas zu spielen“, erzählt der Dettinger schmunzelnd, der den Probenraum des Dettinger Musikvereins seine zweite Heimat nennt.
„Ich mache meine ehrenamtliche Tätigkeit gerne und kann es mir gar nicht mehr anders vorstellen“, unterstreicht Horst Kiedaisch. „Ohne die Musik würde mir etwas fehlen.“ Beim Musizieren könne er abschalten und in eine „ganz andere Welt“ eintauchen. Besonders wichtig sind ihm aber auch die Geselligkeit und der Kontakt zu Gleichgesinnten. Das kann Wolfgang Müller, stellvertretender Vorsitzender des MV Dettingen, bestätigen: „Horst Kiedaisch ist sehr kameradschaftlich veranlagt, sehr beliebt und immer guter Laune.“
Horst Kiedaischs lockere, unkomplizierte Art kommt auch bei der Dettinger Jugendkapelle an. „Die Jugendlichen müssen vor allem Spaß am Musizieren haben, sonst bleiben sie nicht dabei“, weiß der 51-Jährige. „Sie dürfen nicht das Gefühl bekommen, dass das Musikmachen zum Stress wird.“ Deshalb dürften die Proben nicht allzu ernst sein. „Andererseits müssen die Jugendlichen aber auch das Gefühl haben, dass ein Zug dahinter ist, dass man ein gemeinsames musikalisches Ziel verfolgt“, fügt Horst Kiedaisch hinzu, der diesen Balanceakt sehr gut bewältigt. Wichtig sei es außerdem, mit den Jugendlichen eine „fetzigere Musik“ zu spielen und auf jeden individuell einzugehen und ihn nach seinen Fähigkeiten zu fördern.
„Die Arbeit mit den Jugendlichen hält mich jung. Und sie macht einfach Spaß – vor allem, wenn ich spüre, dass ich etwas bewegen kann“, sagt Horst Kiedaisch. Musik sei wichtig für Kinder und Jugendliche, sie verhelfe ihnen auch zu mehr Selbstbewusstsein. Außerdem erweitere sie den Horizont: „Durch die Auftritte und Ausflüge kommen sie an Orte, die sie sonst vielleicht nicht gesehen hätten.“
Apropos Ausflüge: Auch diese gehören bei der Jugendkapelle zum festen Programm. „Wir versuchen, die Freizeit mitzugestalten, zum Beispiel mit Minigolfspielen, Kegeln, Schlittschuhlaufen und einem größeren Tagesausflug im Jahr“, erzählt Horst Kiedaisch. Wolfgang Müller fügt hinzu, dass sein Vereinskollege immer wieder auch neue und kooperative Wege gehe. Dazu gehöre die Zusammenarbeit mit der Verbundschule für Kinder mit einer Sprach- und Körperbehinderung. So haben die Verbund- und die Dettinger Grundschule vor fünf Jahren zusammen mit der Jugendkapelle ein Kindermusical aufgeführt. Darüber hinaus wirkten Horst Kiedaischs Nachwuchsmusiker bei zwei Schulfesten der Verbundschule musikalisch mit und halfen auch bei der Bewirtung. Ein weiteres Projekt mit der Verbundschule waren regelmäßige Besuche der Jugendkapelle, die den Schülern ihre Instrumente vorstellte. „So fanden sie einen Bezug zu uns und wir zu ihnen“, erzählt Horst Kiedaisch.
Um in Dettingen eine musikalische Frühausbildung zu ermöglichen, führte er vor zwei Jahren im Musikverein das Ausbildungskonzept „Piccolini-Brassini“ ein. Dabei werden sechs und sieben Jahre alte Kinder spielerisch an die Musik herangeführt. Sie lernen die musikalischen Grundlagen kennen und können mit ihrem Wunsch-Holz- oder -Blechblasinstrument den Unterricht beginnen.
„Der größte Erfolg von Horst Kiedaisch war der erste Rang mit Auszeichnung für die Jugendkapelle beim Kreiswertungsspiel 2010 in Jesingen“, erinnert sich Heinz Schöttner, Mitglied beim MV Dettingen. Auch er betont, dass sich Horst Kiedaisch „auf außergewöhnliche Weise für die Musik und den Verein“ einsetze.
In Zeiten, in denen sich Kinder und Jugendliche immer weniger dauerhaft an eine Sache binden, habe er den Mut, das Bewährte auch einmal neu zu denken, fügt Wolfgang Müller hinzu. Bei allen Aktivitäten sei er „mittendrin dabei“, viele Kinder und Jugendliche hätten in Horst Kiedaisch einen erwachsenen Begleiter gefunden – und zwar nicht nur in Sachen Blasmusik, sondern auch für ihre persönliche Entwicklung. Und Heinz Schöttner ergänzt: „Wir sind sehr froh, dass der Musikverein ein solch engagiertes Mitglied wie ihn hat.“