Kirchheim. „Papa, in einer viertel Stunde müssen wir los“, ruft die zehnjährige Cara durch die Wohnung und schaut ungeduldig auf die Uhr. Ihre sieben Jahre alte Schwester Lucie hat sich derweil unterm Esstisch versteckt – grinsend wartet das Mädchen darauf, von ihrem Papa entdeckt zu werden. „Bei uns ist immer was los, da wird es einem nie langweilig“, sagt Thorsten Heck schmunzelnd.
Kochen, putzen, waschen, einkaufen und sich „nebenbei“ noch um die Kinder kümmern: Seit fast zehn Jahren erledigt der 44-Jährige den Haushalt und betreut seine beiden Töchter, während seine Frau das Geld verdient. „Das Schönste an meinem Job ist die intensive Beziehung zu den Kindern. Es kann zwar auch manchmal stressig sein, aber man kann diese Zeit nicht nachholen, und ich will sie nicht missen“, schwärmt der Kirchheimer.
Thorsten Heck fühlt sich nicht als Exot – dennoch ist ihm bewusst, dass er zu der seltenen Spezies zählt, die sich für den „Beruf“ des Hausmanns entscheidet. „Das klassische Rollenbild sitzt noch viel zu stark in den Köpfen der Gesellschaft. Man redet immer nur darüber, dass sich etwas geändert hat – aber es ist nicht so“, weiß der gelernte Elektroniker. Von Freunden und Bekannten bekommt er zwar stets zu hören, wie toll seine Arbeit sei. Ein ähnliches Leben wollen trotzdem nur wenige Männer führen. „Die Angst vor einem Karriereknick spielt dabei eine große Rolle, aber auch das gesellschaftliche Ansehen“, betont der 44-Jährige. „Für viele ist es entscheidend, was die Nachbarn und Freunde denken.“ Aber auch die Tätigkeit an sich sei für die meisten Männer nicht attraktiv genug. „Hausarbeit ist ein undankbares Geschäft. Man fängt immer wieder bei Null an. Das kann schon frustrierend sein“, beschreibt der Hausmann ein, dessen Frau als Informatikerin arbeitet.
Er selbst hat seinen Entschluss, zu Hause zu bleiben und für seine Töchter zu sorgen, jedoch nie bereut. „Meiner Frau und mir war immer klar, dass es nicht geht, wenn beide voll arbeiten. Denn wir wollten uns selbst um die Kindererziehung kümmern und das nicht Fremden überlassen“, verdeutlicht Thorsten Heck, dessen früherer Arbeitgeber in Insolvenz ging, als Cara zwei Monate alt war. „Dann hat es sich so entwickelt, dass ich zu Hause blieb“, erzählt der 44-Jährige. „Aber wir hatten das auch vorher schon ins Auge gefasst, weil das Gehalt meiner Frau einfach höher war.“
In seltenen Momenten jedoch vermisst Thorsten Heck seine Arbeit. „Es hat immer Spaß gemacht, auf Montage zu gehen und in der Welt rumzukommen“, erinnert sich der 44-Jährige. „Aber entweder Montage oder Familie – beides geht nicht.“ Um trotzdem wieder ein klein wenig Berufswelt zu schnuppern, entschloss sich der Kirchheimer vor drei Jahren für einen 400-Euro-Job als Elektroniker – dieser Tätigkeit geht er allerdings nur vormittags ein paar Stunden nach, wenn die Kinder in der Schule sind.
Mit Spott und Sprüchen über das Dasein als Hausmann wurde Thorsten Heck noch nie konfrontiert. Allerdings könne es im hektischen Alltag schon mal zu kleinen Kabbeleien innerhalb der Familie kommen, erzählt der 44-Jährige. „Wenn etwas nicht aufgeräumt ist, sagt meine Frau hin und wieder: ,Was machst du denn den ganzen Tag? Du hast doch Zeit‘“. Auch die Tatsache, finanziell von seiner Frau abhängig zu sein, sei ab und zu unangenehm. Trotzdem will der Kirchheimer so lange Hausmann bleiben, bis die Kinder mit der Schule fertig sind. „Danach steige ich wahrscheinlich wieder in meinen alten Beruf ein“, verrät der 44-Jährige, der es allen Männern – trotz so mancher Nachteile – nur empfehlen kann, sich eine Auszeit für die Familie zu nehmen. „Man entwickelt Verständnis dafür, was tagtäglich im Haushalt zu tun ist. Das ist gut für jede Beziehung.“