Kirchheim. „Diese Lebensräume haben sich in den letzten 20 Jahren gut entwickelt und dienen einer großen Zahl gefährdeter Tierarten als Rückzugsgebiet“, sagte Regierungspräsident Johannes Schmalzl anlässlich des runden Geburtstags des Naturschutzgebiets. Insbesondere Kleinsäugetieren, Vögeln, Amphibien, Reptilien und Insekten dient das Schutzgebiet als Rückzugsort. Einer der Tümpel ist außerdem ein naturkundlich-pädagogisches Lehr- und Studienobjekt.
Der Name Nägelestal geht auf eine frühere Ziegelei namens Nägele zurück. Sie hat hier bereits Ende des 18. Jahrhunderts Ton und Lehm zur Herstellung von Ziegelsteinen, Dachplatten und Entwässerungsröhren abgebaut. Nicht verwertet werden konnten Kieseinlagerungen, die als Rippen stehen blieben oder am Rand der Grube zu Hügeln aufgeschüttet wurden. Mitte der 1970er-Jahre waren die Rohstoffe ausgebeutet, und der Abbau wurde eingestellt.
Durch den Tonabbau und die Kiesaufschüttungen war ein Gelände mit Mulden und Gräben entstanden, die sich mit Wasser füllten. 1978 wäre das Gebiet durch eine geplante Erddeponie beinahe zerstört worden. Eine Unterschriftenaktion konnte dies verhindern. Ein Jahr später wurden die sogenannten Lettenseen als Naturdenkmal geschützt. „Nachdem das Land Baden-Württemberg weitere umliegende Flächen für Naturschutzzwecke erworben hatte, und der Naturschutzbund das auf 20 Hektar angewachsene Gebiet betreute, hat das Regierungspräsidium Stuttgart das Naturdenkmal 1992 zum Naturschutzgebiet erweitert“, informierte Schmalzl.
Die Tümpel entwickelten sich rasch zu bedeutenden Laichplätzen für zehn verschiedene Amphibienarten. Als Besonderheit gelte das Vorkommen dreier Molcharten – des Berg-, Teich- und Kammmolchs – und der Gelbbauchunke, fügte der Regierungspräsident hinzu. Das Schilfröhricht biete außerdem Unterschlupf, Nahrung und Brutplatz für Vögel, Libellen, Spinnen, Käfer und viele weitere Tiere. Auf den Schuttflächen sind spontan Pflanzen aufgekommen: zum Beispiel Beifuß, Große und Filzige Klette, Purpur-Weiden, Traubenkirschen, Schwarz-Erlen und Eschen. Im Verbund mit den Feuchtflächen stellen sie optimale Lebensräume für wärmeliebende Insekten und Reptilien wie Ringelnatter, Blindschleiche und Zauneidechse dar.
Im Kegelesbach mit seinen Steil- und Flachufern, Kiesbänken, Flach- und Tiefwasserbereichen tummeln sich Fische. Obstwiesen, Gütle und Ackerflächen bilden eine Pufferzone um die Feuchtbiotope. „Ökologisch wertvoll sind die alten Mostobstbäume mit vielen Bruthöhlen“, so Schmalzl. Fast 60 Vogelarten seien im Naturschutzgebiet festgestellt worden – darunter Grün- und Grauspecht, Fitis, Grauschnäpper, Gartenbaumläufer und Gartenrotschwanz.
Von den angrenzenden Wohngebieten in Kirchheim führen Wege ins Naturschutzgebiet, die sich zu einem Rundweg verbinden lassen. So kann man das im Innern unzugängliche Gelände der ehemaligen Lehmgrube umrunden. Zum Schutz der Tierwelt dürfen Wege und Pfade nicht verlassen werden. Hunde müssen an die Leine. Außerdem ist es verboten, Feuer zu entzünden, Feuerwerke abzubrennen, Modellflugzeuge steigen und Modellboote fahren zu lassen, zu reiten, zu picknicken und zu zelten.pm