Im Kirchheimer Schloss wurden 71 neue Fachlehreranwärter vereidigt
„Ihre Erfahrungen sind gefragt“

In feierlichem Rahmen fand die Aufnahme in die zweijährige Ausbildung am Pädagogischen Fachseminar in Kirchheim statt, die mit der Staatsprüfung zum Fachlehrer für musisch-technische Fächer endet.

Kirchheim. Das herzliche Willkommen, das „im Blick haben jedes Einzelnen“, was einen wichtigen Grundsatz der Seminarausbildung darstellt, begann bereits damit, dass jeder der zukünftigen Lehrer eine Karte mit seinem Namen und einem persönlichen Gruß vorfand. Diese gelungene Einstimmung fand ihre Fortsetzung in den Grußworten und Reden sowie in den musikalischen Beiträgen der Fachschaft Musik.

Nach einem differenziert vorgetragenen Chorstück von Mozart durch den Seminarchor begrüßte zunächst der stellvertretende Seminarleiter Klaus Buck die Anwesenden. Er wies darauf hin, dass heute alle „angekommen“ seien, was für „aufgetaucht, eingetrudelt, sich einfinden“ und ähnliche Begriffe stehen könne. Gleichzeitig äußerte er den Wunsch, dass mit dem später stattfindenden Akt der Vereidigung jeder sein Ankommen gestalten solle. Die folgenden zwei besonders konzipierten Einführungswochen und der sich anschließende Sommerlehrgang unterstützten den Einfindungsprozess am Seminar nachhaltig.

In ihrem Grußwort an die „Neu-Kirchheimer“ drückte Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker ebenfalls ihre Freude aus über den „Zuwachs“ an engagierten Neubürgern und zukünftigen Pädagogen. Die Stadt biete ein historisches Pa­norama mit einem großen kulturellen Angebot und vielen auf die Stadthistorie zurückgehenden Traditionen. Im Zentrum stehe das Schloss, das die Kirchheimer als ihr Schloss wahrnehmen würden. Die Stadt habe als Trägerin von zwölf Schulen auch das Feld der pädagogischen Arbeit reich bestellt. „Kommen Sie ins Spiel, übernehmen Sie Verantwortung, bringen Sie sich ein. Den Schulen wird es guttun, nicht nur im eigenen Saft zu köcheln. Ihre Erfahrungen aus Ihren vorherigen Berufen sind gefragt“, rief Matt-Heidecker die Fachlehreranwärter dazu auf, ihren Beitrag zur Gestaltung der pädagogischen Landschaften in den Schulen zu leisten. Als Beispiel der besonders guten Kooperation zwischen dem Fachseminar und der Stadt hob sie das Projekt der Erarbeitung eines multimedialen Stadtrundgangs mit Hilfe von QR- Codes hervor, das für große Resonanz sorgte (wir berichteten).

Als Vertreterin der Schulverwaltung stellte Dr. Corina Schimitzek die geänderten Bedingungen an den Schulen und die damit verbundenen Implikationen für die Lehrerrolle in den Fokus ihrer Ausführungen. Der Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung, die Einführung der Gemeinschaftsschule und die Änderungen im Bereich der Inklusion machten es notwendig, allen Schüler eine Bildung angedeihen zu lassen, die sie optimal „fördert und fordert“. Neben dem Aspekt der Bildung rücke zunehmend der Erziehungsaspekt in den Blickpunkt; Erziehung zu eigenverantwortlichem Handeln, das von Lehrern ermöglicht und begleitet werden müsse, so Schimitzek. Damit korrespondiere die geänderte Lehrerrolle. „Heute müssen Lehrer wissen, auf welche Art und Weise Kinder und Jugendliche am besten lernen können, wie Lernprozesse initiiert, unterstützt und ihre nachhaltige Wirkung beurteilt werden können. Vor allem müssen Sie lernen, genau hinzuschauen – zu diagnostizieren“. Auf ihrem Weg als Lernende und Lehrende an einem geschichtsträchtigen, besonders schönen Lernort gab Schimitzek den angehenden Pädagogen Wünsche nach Durchhaltevermögen, Umwegen, die zum Ziel führen, einfühlsamen Lernbegleitern, aber vor allem nach Freude an der Schule und mit den Schülern mit.

Der Leiter des Seminars, Direktor Josef Zeiss, bedankte sich bei der Oberbürgermeisterin für die große Kooperationsbereitschaft der Stadt und die Unterstützung im Miteinander von Seminar und Stadt. In seiner Begrüßung der neuen Fachlehreranwärter stellte Direktor Zeiss als Erstes die Frage nach dem „Rezept für einen guten Lehrer“. Wie gute Köche Rezepte als Anregung nutzten, sich aber nicht an die Mengenangaben halten würden, so müssten auch in der Lehrerausbildung die bereitgestellten „Zutaten“ verfeinert und nach einer Reifung wohldosiert werden, um als Rezept für einen guten Lehrer dienen zu können. Fingerspitzengefühl, Kinderliebe, verbunden mit persönlicher Reife, Toleranz, Fantasie, positiver Ausstrahlung, Authentizität und Vorbildwirkung seien wichtige Voraussetzungen für den zukünftigen Beruf. In den nächsten zwei Jahren begleite das Pädagogische Fachseminar mit seinem gesamten Personal den Ausbildungsprozess. „Wir möchten vor allem eines – dass Sie sich nicht nur ‚einfach ausbilden lassen‘, sondern diesen Prozess aktiv mitgestalten.“ Eine Mitgestaltung durch Engagement, Offenheit und Bereitschaft zum Weiterlernen werde dabei vorausgesetzt, der „perfekte Mensch und Lehrer“ nicht. Abschließend wies der Seminarleiter darauf hin, dass mit der Zulassung zur Ausbildung eine Prognose verbunden sei: dass „wir Sie für geeignet halten, für diesen Beruf, der den ganzen Menschen fordert, aber auch viel Erfüllung bringen kann. Zeigen Sie uns, dass unsere Prognose stimmt.“ Den Wunsch nach einer erfolgreichen Ausbildung verband Zeiss mit dem Wunsch nach einem Einstellungsangebot in den Schuldienst im Sommer 2017.

„Hello my baby“: Dieser schwungvoll präsentierte Titel des Seminarchors rhythmisierte anschließend den Feierverlauf. Nach dem Verwaltungsakt der Vereidigung, der die formale Aufnahme in den Beamtenstatus darstellt, stellten sich die Vertreter des Ausbildungspersonalrats persönlich und ihre Arbeit vor und boten den „Neuen“ Hilfe an bei allen Fragen rund um die Ausbildung. Mit dem Titel „Wunder geschehen“ setzte die Seminarband einen stimmungsvollen Schlusspunkt. wi