Luftlinie trennen beide Sportanlagen nur wenige Hundert Meter, vereint sind TSV Ötlingen und TSV Wendlingen im Jahr 2020 im gemeinsamen Schmerz: Weder im Rübholz noch im Speck werden Amateurkicker im Sommer einer Zeitungstrophäe nachjagen können - Teckboten- und Sennerpokaltunier fallen bekanntlich den Maßnahmen und Verordnungen zur Eindämmung der Coronapandemie zum Opfer. Die beiden mutmaßlich größten und traditionsreichsten Fußballvorbereitungsturniere in Süddeutschland finden nicht statt.
Im Einzugsgebiet beider Verlagshäuser hatten sich die nachfolgenden Ausrichtervereine spontan bereit erklärt, den Unglücksraben für 2021 Platz zu machen. In Wendlingen entschieden sich der Verantwortlichen schweren Herzens dagegen. Maßgeblicher Grund dafür sind die umfangreichen Baumaßnahmen, die im nächsten Jahr im Sportpark Speck anstehen, wenn das Gelände zur großen Baustelle und um die Anlagen des TV Unterboihingen erweitert wird. „Deren Ausmaß können wir heute noch nicht abschätzen“, erklärte Jürgen Scheiffele aus dem Wendlinger Orgateam in der Nürtinger Zeitung. „Außerdem weiß ja keiner, wie sich die Pandemie weiterentwickelt.“
In Ötlingen nahm man das Angebot der Nachbarvereine dankend an. „Wir sind immer noch begeistert von dieser Solidarität“, betont Fußballabteilungsleiter Roland Süss, der den Folgeausrichtern aus Holzmaden, Jesingen, Kirchheim, Notzingen, Dettingen, Weilheim und Neidlingen noch persönlich danken will.
Turniercheforganisator Hans Rietheimer hat derweil erste Nägel mit Köpfen gemacht. „Die meisten Sponsoren haben bereits signalisiert, dass sie uns auch nächstes Jahr unterstützen wollen“, frohlockt er, der auch das Rahmenprogramm unverändert „übernommen“ hat (siehe Infoartikel). Und auch der Termin für die Neuauflage des 58. Turniers steht fest: Vom 25. Juli bis 1. August 2021 soll im Rübholz der Ball rollen, die Auslosung der Vorrundengruppen hat Hans Rietheimer auf Donnerstag, 10. Juni, angesetzt.
Der Tatendrang der Ötlinger wird befeuert durch die Tatsache, dass der Verein den diesjährigen Turnierausfall ohne größeren finanziellen Schaden überstehen dürfte. „Bis auf Briefbögen und Flyer müssen wir nichts bezahlen“, atmet Rietheimer durch.
Festakt am Jahresende?
Dieses Glück im Unglück macht auch die Vereinsoberen froh. „Wir freuen uns auf die zweite Chance im nächsten Jahr“, sagt Helmut Blasi, der gemeinsam mit Helga Spieth den Vorstand bildet. Dessen Gedanken kreisen in Krisenzeiten nicht nur um den Teckbotenpokal. Schließlich steht immer noch ein Ersatztermin für die im März ausgefallene Jubiläumsveranstaltung anlässlich des 125-jährigen Vereinsbestehens an. „Je nachdem, wie sich die Situation entwickelt, holen wir das Ende des Jahres nach“, sagt Helga Spieth.