Mit Kabarett, Theater und Konzerten hat sich das Theater im Schlosskeller im Kulturgeschehen der Stadt unentbehrlich gemacht. Vor 25 Jahren entrissen kulturbegeisterte Nürtinger das alte Kellergewölbe dem Dornröschenschlaf und bauten es in Eigeninitiative und mit viel Muskelschmalz zu einer Kleinkunstbühne mit rustikalem Charme aus. Über 700 Veranstaltungen sind seitdem dort über die Bühne gegangen. Und selbst Corona kann den Elan der Vereinsmitglieder nicht bremsen: Ab Anfang Oktober werden im Schlosskeller wieder Künstler auftreten.
Hans-Peter Bader, vor 25 Jahren damals Leiter der Musik- und Jugendkunstschule, erinnert sich an die Mitte der 1990er-Jahre als eine Zeit räumlicher Veränderung in der Stadt. Unter anderem sei daran gedacht gewesen, in der frei gewordenen Schlossbergschule die Jugendkunstschule unterzubringen. Die Wahl fiel auf den Keller unter der Schlossbergschule. Die Idee, den Keller auszubauen, sei auch bei Oberbürgermeister Bachofer gut angekommen. Ein Probenraum für die Jugendkunstschule wurde der Keller dann aber doch nicht, denn, so Bader: „Zur selben Zeit waren die Gebrüder Brodbeck auf der Suche nach einem Veranstaltungsraum, und Werner Mehlhorn erkannte in der Schlosskeller-Idee eine Möglichkeit, seine Altstadt noch attraktiver zu gestalten“, so Bader. Man tat sich zusammen, doch bevor es mit dem Ausräumen und dem Ausbau losgehen konnte, mussten die Nachbarn überzeugt werden. Bader: „Es waren etliche Gespräche notwendig, um die Wogen zu glätten.“
Am 10. Mai 1995 wurde der Verein „Theater im Schlosskeller“ gegründet. Gründungsmitglieder waren Hans-Peter Bader, Andreas, Michael und Peter Brodbeck, Rolf Wenhardt, Norbert Morgenthaler, Stefan Buck und Werner Mehlhorn. Den Ausbau bewerkstelligten Vereinsmitglieder sowie Freunde und Bekannte in ihrer Freizeit, tatkräftig unterstützt von Architekten und Nürtinger Handwerksbetrieben. Finanziell gefördert wurde das Vorhaben von Sponsoren. Am 13. Januar 1996 wurde der Theaterkeller eröffnet, der Kulturbetrieb nahm langsam Fahrt auf.
Zu Beginn sei es nicht einfach gewesen, Künstler für Auftritte zu finden, erinnert sich Gisela Fleck, seit 1996 Mitglied im Verein und seit 2001 dessen Erste Vorsitzende. „Oft traten im Keller Gruppen aus der Umgebung und Künstler auf, die man meist persönlich kannte und die keine hohen Gagen verlangten.“ Auch musste es sich erst noch herumsprechen, dass im Untergrund der Nürtinger Altstadt eine Kleinkunstbühne entstanden ist. „Am Anfang gab es Veranstaltungen, bei denen nur wenige Besucher im Zuschauerraum saßen. Einmal waren es nur sechs.“
In der Kunstszene etabliert
Man habe sich allmählich herangetastet an das, was man den Leuten anbieten könnte, erinnert sich Fleck, mittlerweile sei man aber als Veranstalter etabliert und habe gute Kontakte zu Künstleragenturen. Knapp hundert Mitglieder zählt der Verein „Theater im Schlosskeller“. Etwa 25 Mitglieder bringen sich aktiv ein und teilen sich die anfallenden Aufgaben. Dazu gehört unter anderem die Öffentlichkeitsarbeit, die Betreuung und Verpflegung der Künstler und Gäste, der Einsatz der Licht- und Tontechnik, die Pflege und Sauberhaltung der Räumlichkeiten und die Instandhaltung der technischen Anlagen.
Geld von der Stadt gibt’s für den Unterhalt nicht. Immerhin stellt die Kommune den Keller mietfrei zur Verfügung. Die Gagen für die Künstler müssen also selbst erwirtschaftet werden - was über die Eintrittsgelder geschieht. Überhaupt die Künstler: „Viele waren schon mehrmals da, und die meisten, die einmal da waren, kommen gerne wieder.“ Die persönliche Betreuung, die besondere Atmosphäre im Gewölbe hätten es ihnen angetan, weiß Gisela Fleck.
Alles gut also im Verein? Nicht ganz, denn die Mitglieder werden älter, man sucht nach Nachwuchs. Zudem leidet der Verein unter den corona-bedingten Einschränkungen. Seit Mitte März geht im Keller nichts mehr. Doch jetzt geht es auch im Schlosskeller wieder weiter. Den Startschuss dafür gibt am Sonntag, 6. September, die Neckartown Jazzband mit einem Jazzfrühschoppen im Ausweichquartier Seegrasspinnerei.