Musikverein Nabern veranstaltete sein Herbstkonzert nochmals in der alten Gießnauhalle
In 60 Minuten um die Welt

Zum 20. und, wenn man den Bauzeitenplänen glauben darf, auch zum letzten Mal hat der Musikverein Nabern sein Herbstkonzert in der alten Gießnauhalle veranstaltet.

Kirchheim. Traditionsgemäß eröffnete die Jugendkapelle unter neuer Stabführung von Horst Kiedaisch die Veranstaltung. Es war beeindruckend, welches Repertoire von der „JuKa“ erarbeitet wurde, hat Horst Kiedaisch die Truppe doch erst seit den Sommerferien unter seinen Fittichen. Mit „Wings of Freedom“ als Pop-Opening, Carlos Santanas „Smooth“ als Latin-Nummer sowie „Ninna Nanna” und „New age Rock” als weitere Pop-Titel stimmte die JuKa das Publikum perfekt auf die folgenden Vorträge der Stammkapelle ein.

Zuvor konnte aber der Ehrenvorsitzende des Musikvereins Nabern, Fritz Russ, drei verdiente Musiker ehren. So erhielten Melanie Barner und Andreas Neuhäuser für jeweils 20  Jahre sowie Thomas Götzelmann für 30 Jahre aktives Musizieren die entsprechenden Auszeichnungen des Blasmusikverbandes.

Nach diesen Formalitäten nahm die Stammkapelle unter Leitung von Eva Fodor auf der Bühne Platz. Und Fabian Carucci moderierte das Konzert, das unter dem Motto „In 60 Minuten um die Welt“ stand. So begann die Flugreise in Deutschland mit der Ouvertüre aus der „Feuerwerksmusik“ von Georg Friedrich Händel. Dieser schrieb das Werk zwar zu Ehren des englischen Königs und lebte auch am englischen Hof, aber immerhin wurde er in Deutschland geboren. Weiter ging die Reise nach Paris, was mit einer Adaption aus verschiedenen Opern Giuseppe Verdis in Zusammenhang gebracht wurde. Hier erklangen bekannte Melodien aus „La Traviata“, „Rigoletto“, „Nabucadnezar“ und natürlich „Aida“. Frankreich? Verdi war zwar gebürtiger Italiener, lebte und wirkte aber in Paris.

Von Frankreichs Hauptstadt startete der MVN-Flieger nach Marokko. Der französische Komponist Hardy Mertens schuf mit „Rose des Sables“ ein für unsere mitteleuropäischen Ohren eher ungewohntes Stück. Die Melodieführung liegt hier unisono bei den ersten Stimmen des Holzes, des hohen Blechs und der Tenöre. Alle anderen Instrumente sorgen für Rhythmus in Vor- und Nachschlag. Heraus kommt ein wildes, rasantes Werk mit deutlich arabischem Charakter. Das – zugegebenermaßen – auch im Kreise der Musiker nicht ganz unumstrittene Stück kam beim Publikum aber sehr gut an, was der tosende Beifall bewies.

Eva Fodor, seit einem guten halben Jahr Dirigentin beim Musikverein Nabern, wuchs in Israel auf, studierte in Jerusalem und Karlsruhe Oboe, Dirigieren und Komposition. Mit dem von ihr arrangierten Titel „Zwei israelische Volkslieder“ gab sie eine Kostprobe ihres Könnens. Während das Lied „Zur mishelo achalnu“ eine eher melancholische Stimmung verbreitet – was in den Soli von Alt-Sax und Flügelhorn zum Ausdruck kommt – sprüht „Kirya yefeyfiya“ vor überschäumender Lebensfreude. Auch von diesem Titel war das Publikum restlos begeistert.

Von Israel ging der Flug weiter nach Nordamerika. Die Filmmusik aus dem Streifen „The last of the Mohicans“ (Der letzte Mohikaner) setzt das tragische Schicksal dieses Stammes nordamerikanischer Ureinwohner klanglich um. Mit einem lebensfrohen Medley des kubanischen Komponisten Perez Prado, das verschiedene Mambos und Cha-Cha-Cha verarbeitet, wollte sich der Musikverein Nabern von seinen Zuhörern in Mittelamerika verabschieden. Da aber lautstark und heftig Zugabe verlangt wurde, beendeten die Musiker ihre Reise dann doch lieber in Österreich mit August Jureks „Deutschmeister Regimentsmarsch“.

Nach einer kurzen Pause legten die Naberner Musiker noch ein paar schmissige Polkas und Märsche obendrauf, da diese traditionelle Seite der Blasmusik im Konzertprogramm praktisch nicht vorkam.

Mit seinem Herbstkonzert hat der Musikverein Nabern Neuland betreten ohne seine Wurzeln in der böhmischen Blasmusik zu vergessen und gezeigt, dass man mit Dirigentin Eva Fodor auf einem guten Weg ist.gö