Dettingen. Wie zufrieden sind Sie mit der Lebensqualität in Dettingen? Was gefällt Ihnen an ihrem Heimatort besonders? Was stört Sie? Wie schätzen Sie die Einkaufssituation ein? Und wie bewerten Sie das Freizeit-, Vereins- und Kulturangebot? Diese und viele weitere Fragen galt es für die Dettinger Bürger in den vergangenen Wochen zu beantworten. Denn die Gemeindeverwaltung wollte im Rahmen einer Bürgerbefragung von den Einwohnern wissen, wie es um das Leben in Dettingen bestellt ist und was verbessert werden kann.
Die Fragebögen hatten alle Dettinger Bürger ab 16 Jahren erhalten. „Die Rücklaufquote war mit 31,6 Prozent sehr gut“, sagte Bürgermeister Rainer Haußmann in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Themenbereiche waren allgemein das Leben in Dettingen, die Freizeit und das Ehrenamt, das Älterwerden sowie das örtliche Geschehen. Prof. Dr. Richard Reschl, Soziologe und Stadtplaner aus Stuttgart, hatte die Ergebnisse ausgewertet und stellte diese in der Gemeinderatssitzung vor.
„Ihre Gemeinde wird insgesamt sehr positiv bewertet“, bilanzierte Reschl. Beispielsweise die Frage „Wie zufrieden sind Sie mit der Lebensqualität in Dettingen?“ beantworteten 96,4 Prozent mit „positiv“. Besonders gefällt den Menschen in Dettingen die Lage, die Landschaft, die Infrastruktur sowie die Familien- und Seniorenangebote. Weniger begeistert sind sie von der Verkehrs-, Straßen- und Parkplatzsituation sowie der Lärmbelästigung durch Flugzeuge und Autos.
Die Lebensbedingungen für Familien, Kinder und Senioren werden als sehr gut eingestuft, informierte Reschl weiter. Nur die Jugendlichen würden sich weitere Angebot wünschen. Das aber sei in fast jeder Gemeinde so, gaben Reschl und Haußmann unisono zu bedenken. Zwar sei erst kürzlich der Jugendkeller eröffnet worden, aber über weitere Projekte sollte man sich Gedanken machen. „Es wurde zum Beispiel der Wunsch eines Bike-Parcours an uns herangetragen“, erzählte der Bürgermeister.
Zufrieden seien die Menschen mit den Einkaufsmöglichkeiten im Ort. „Wir haben Rewe, der brummt, und Norma, der neu baut“, sagte Haußmann stolz. Reschl warnte davor, bei den Menschen falsche Erwartungen zu wecken. „Es gibt zahlreiche Gemeinden, die gar keinen Einzelhandel mehr haben.“ Die Gemeindeverwaltung müsse der Bevölkerung klar sagen, „was geht und was nicht“.
Verbesserungsbedarf gebe es indes beim Thema Wohnen im Alter, sagte Reschl. „Die überwiegende Anzahl der Befragten möchte in den eigenen vier Wänden bleiben.“ Die Kommune müsse die Menschen hier konkret unterstützen und beraten.
Besonders gut stehe die Schlossberggemeinde beim ehrenamtlichen Engagement da, resümierte der Soziologe. Dies sei „sehr beachtlich“.
Was die Einwohnerzahl anbelangt, gebe es in Dettingen eine besondere Situation: „Andere Gemeinden schrumpfen, Dettingen hingegen wächst“, sagte Reschl. Das sei nicht selbstverständlich. Aber es bedeute auch keineswegs Entwarnung. Denn durch den demografischen Wandel gebe es eine „massive Verschiebung der Altersklassen“. Dadurch werde es für Vereine und Verbände immer schwieriger, neue Ehrenamtliche zu gewinnen. Hinzu komme, dass früher zum Beispiel der Vereinssport konkurrenzlos gewesen sei. Heute gebe es neue Angebotsformen wie private Fitnessstudios, die den Vereinen zu schaffen machten. Generell hätten die Menschen außerdem immer weniger Zeit zur Verfügung. „Es ist nicht so, dass sie sich nicht ehrenamtlich engagieren wollen.“ Aber durch immer höher werdende Anforderungen in der Arbeitswelt bliebe manches auf der Strecke, gab der Soziologe zu bedenken.
Bei der Werbung um neue Ehrenamtliche sei es wichtig, den Menschen eines zu vermitteln: Sie erbringen kein Opfer, sondern sie haben auch selbst etwas von ihrem Engagement – nämlich Freude an der Tätigkeit und das Zusammensein mit Gleichgesinnten. Die Kommunen schlüpften hier in eine ganz neue Rolle: Sie sollen initiieren, koordinieren und unterstützen, betonte Reschl.
Bürgermeister Haußmann freute sich besonders darüber, dass sich im Rahmen der Bürgerbefragung 17 Menschen gemeldet hätten, die sich ab sofort ehrenamtlich im Ort engagieren möchten. Er fügte hinzu, dass alle Dettinger Ehrenamtlichen am Donnerstag, 22. November, um 19.30 Uhr zu einer „Bürgerdankveranstaltung“ in die Schlossberghalle eingeladen sind.
Wie Kämmerer Jörg Neubauer auf Nachfrage des Teckboten mitteilte, ließ sich die Gemeinde die Bürgerbefragung und die Auswertung durch den Soziologen Reschl 12 600 Euro kosten.