Bereits seit 1949 kommen Kinder im Sommer ins hohenlohische Obersteinbach, um im Ferienlager rund um das Otto-Weinmann-Haus Spaß und Erholung zu finden. Seit Beginn des Zeltlagers hat sich vieles verändert - einiges jedoch ist gleich geblieben.
Dichte Wälder, weite Felder und viel Natur: Wer nach Obersteinbach fährt, der könnte zunächst vermuten, dass in dem kleinen Ort inmitten der Hohenloher Idylle nichts los ist. Doch wer vom schmalen Sträßchen, das durch den Ort führt, abfährt, der landet am Otto-Weinmann-Haus und merkt ganz schnell: Hier geht‘s richtig ab. Mehr als 60 Kinder toben um das Haus auf der Waldlichtung - der Kreisjugendring Esslingen (KJR) hatte wieder zum Sommerlager eingeladen.
Das Zeltlager findet in diesem Jahr zum 70. Mal statt. Die Geschichte des „Sola“, wie das Sommerlager genannt wird, begann im Jahr 1949. Otto Weinmann, damals Geschäftsführer des KJR Esslingen und Namensgeber des Freizeitheims, das dem Landkreis Esslingen gehört, bot mit einem Zeltlager Kindern und Jugendlichen eine Abwechslung zum Nachkriegsalltag.
Um diesen runden Geburtstag zu feiern, haben sich Vertreter des KJR, des Landratsamtes Esslingen und des Bezirkssozialdienstes im Sola in Obersteinbach getroffen. Auch Vertreter des Lions Clubs Nürtingen-Kirchheim waren anwesend. Gemeinsam mit dem Lions Club Nürtingen-Teck/Neuffen und dem „Round Table 138“ Nürtingen spenden sie jährlich einen Großteil des Erlöses des gemeinsam organisierten Entenrennens in Nürtingen an das Sola. „Damit können wir rund 30 Kindern von einkommensschwachen Familien den Aufenthalt im Freizeitlager ermöglichen“, sagt Erich Hartmann vom Lions Club Nürtingen-Kirchheim und ergänzt: „Das machen wir seit bereits 15 Jahren liebend gerne. Kinder brauchen Spaß und Abenteuer, und das wird ihnen hier geboten.“ In diesen 15 Jahren seien insgesamt schon an die 60 000 Euro gespendet worden.
Im Sola sind in diesem Jahr 23 ehrenamtliche Helfer für die Betreuung der 61 Kinder verantwortlich. „In den letzten Jahren wurden es leider immer weniger Teilnehmer“, sagt Moritz Löffler, einer der drei pädagogischen Leiter des Zeltlagers. „Aber so haben wir mehr Zeit für die einzelnen Kinder, was uns sehr freut“, ergänzt der 26-Jährige. Während der zwei Wochen im Sola wird den Kindern ein abwechslungsreiches Programm geboten. Ein Ausflug zum Badesee, Geländespiele, Sportangebote sowie Bastelworkshops - täglich lassen sich die Veranstalter etwas Neues einfallen. „Dass alle unsere Betreuer ehrenamtlich mitarbeiten, ist unsere größte Stärke. Jeder bringt seine eigenen Ideen und Fähigkeiten mit ein“, erzählt Löffler.
Der Höhepunkt sei jedes Jahr das sogenannte „Außenlager“. In Kleingruppen müssen die Kinder mithilfe einer Karte und ihrer Betreuer einen Schlafplatz finden. Übernachtet wird dann beispielsweise auf Bauernhöfen, an einem See oder im Wald. Marie Weser, eine der jüngsten Teilnehmerinnen, fand den Jahrmarkt am besten. „Da gab es ein Zirkuszelt, einen Popcornstand, Dosenwerfen und vieles mehr, das war cool.“ Die Achtjährige freut sich einerseits, am Sonntag wieder ihre Familie zu sehen, „aber ich bin auch sehr traurig, dass es bald zu Ende ist“.
Während des Sommerlagers wachsen die Kinder zu einer großen Familie zusammen. Jeder packt mit an, und jeder kennt die Abläufe. Ersichtlich wird dies vor allem beim Mittagessen. Immer, wenn der Song „High Hopes“ erklingt, rennen die Kinder unter das Vordach des Freizeitheims, denn das ist das Zeichen zur Versammlung. Es wird getanzt, gelacht und gesungen. Sobald das Lied stoppt, sitzen die Kinder mit ihren Zeltkameraden am Essenstisch. „Kiwi! Kiwi!“, schallt es dann laut. Reiner „Kiwi“ Kieweg, Chefkoch des Zeltlagers, ist mit seinen vier Helfern für das Essen im Sola zuständig. „Weil unser Essen hier was kann - der Kiwi, der ist schuld daran“ heißt es im Lied, das vor jeder Mahlzeit gemeinsam gesungen wird.