Freiwilliges Angebot am Weilheimer Bildungszentrum Wühle soll 2016 starten
Ja zur Ganztagsschule

Am Weilheimer Bildungszentrum Wühle soll es ab dem Schuljahr 2016/2017 eine Ganztagsbetreuung geben. Das Angebot für die unteren Klassen von Werkrealschule und Realschule ist freiwillig. Einstimmig hat sich der Weilheimer Gemeinderat für das Konzept ausgesprochen. Kritik gab es allerdings an den Umbaukosten.

Weilheim. Der Bedarf an Ganz­tags­betreuung steigt – nicht nur im Kindergartenbereich, sondern auch in den Schulen. Seit 2012 gibt es in Weilheim an der Limburg-Grundschule bereits ein freiwilliges Betreuungsangebot an den Nachmittagen. Jetzt sollen die weiterführenden Schulen folgen: In seiner jüngsten Sitzung hat der Weilheimer Gemeinderat die Weichen für die Ganz­tagsschule am Weilheimer Bildungszentrum Wühle gestellt. Für die Klassen fünf bis sieben soll es dort eine freiwillige Ganztagsbetreuung geben. Stimmt das Land zu, startet sie zum Schuljahr 2016/2017.

„Berufstätige Eltern brauchen eine Ganztagsschule, um Erziehung und Beruf verantwortungsvoll zu vereinen“, ging Christian Birzele-Unger, Rektor der Werkrealschule am Bildungszentrum Wühle, auf die gesellschaftlichen Anforderungen ein. Realschulrektor Winfried Rindle untermauerte die Aussage mit einer Umfrage, die die Stadt unter Eltern der Klasse zwei durchgeführt hat: „36 Prozent haben gesagt, dass sie eine Ganztagsbetreuung brauchen, weitere 6,5 Prozent brauchen sie vielleicht.“ Hochgerechnet könnten so 150 Ganztagsschüler zusammenkommen.

Auch Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle hob den gestiegenen Betreuungsbedarf hervor. „Die Stadt hat viel getan für Kinder in den ersten zehn Lebensjahren.“ So sei die Ganztagsbetreuung in Kitas und Grundschule längst Realität. Für viele Eltern ergebe sich dann mit dem Wechsel auf die weiterführenden Schulen plötzlich eine Betreuungslücke. Die gelte es zu schließen. So sei es auch im Strategischen Entwicklungskonzept Weilheims vorgesehen. „Das ist auch ein Standortfaktor für die Stadt“, betonte Züfle. Der Wettbewerb der Schulen um die Schüler habe längst begonnen. „Weilheim ist eine der letzten großen Kommunen ohne Ganztagsbetreuung im Sekundarbereich“, gab Christian Birzele-Unger zu bedenken.

Dass eine verpflichtende Ganz­tagsschule für Weilheim nicht infrage kommt, stand von Anfang an fest: „Nicht alle Eltern benötigen und wollen sie“, sagte Birzele-Unger. Wie schon an der Limburg-Grundschule soll das Angebot am Bildungszentrum Wühle deshalb freiwillig sein. „Ganztagsbetreuung ist das bessere Wort als Ganztagsschule“, merkte Johannes Züfle an. Die Lehrerwochenstunden, die das Land zusätzlich gewähre, seien gering. „Wir stemmen das zum großen Teil selbst.“ Auf 130 000 bis 170 000 Euro schätzt er die laufenden Kosten pro Jahr.

Allerdings setzt die Stadt auf Landeszuschüsse für den Umbau. Dass sich alles komplett im bestehenden Gebäude abspielen wird, ist aufgrund sinkender Schülerzahlen möglich. „Wir werden elf Klassenzimmer übrig haben“, sagte Züfle. Diese Potenziale gelte es zu nutzen. Nicht zuletzt seien die freien Räume auch ein Grund, warum die Ganztagsschule schon ein Jahr früher als ursprünglich geplant starten könne. Nicht konkret äußern wollte sich Züfle zu Elternwünschen, eine Übergangslösung bis 2016 zu schaffen und Mittagessen auch für die anderen Schüler anzubieten.

Was sich baulich verändern soll, stellte die Weilheimer Architektin ­Ulrike Ulmer-Herbrik vor. „Die Mensa ist im zentralen Bereich geplant“, sagte die Architektin. Angesiedelt wäre sie im Nordwesten des Werkrealschulgebäudes. Der Innenhof dort würde ausgebaut und mit Glas überdacht. Jeweils daneben würden Räume für die Ganztagsbetreuung entstehen, einer davon mit Schiebewänden. „Dann könnte die gesamte Fläche als Veranstaltungsbereich genutzt werden“, so die Architektin. 162 Plätze und 317 Quadratmeter hätte die Mensa regulär, bei geöffneten Wänden fast 400 Quadratmeter. Die Küche mit Personalräumen wäre zur Karl-Dreher-Straße hin gelagert, wo auch das Essen angeliefert würde.

Geschätzt werden die Kosten für den Umbau auf 1,75 Millionen Euro. 34 Prozent davon übernimmt das Land – vorausgesetzt, es genehmigt Bau und Konzept. Auch das Konzept ist längst erarbeitet. Beide Rektoren, Vertreter der Stadt und das Regierungspräsidiums waren beteiligt. Neben einem Mittagessen soll es Hausaufgabenbetreuung und Freizeitangebote geben. „Dazu brauchen wir Kooperationspartner wie Familien-Bildungsstätte, Schulsozialverein, Musikschule und Vereine“, betonte Winfried Rindle.

„Es hat im Gemeinderat ein einstimmiges Bekenntnis für die Ganztagsschule gegeben, jetzt sollten Taten folgen“, warb Gerda Schrägle (SBV) für die Umsetzung. „An der Limburg-Grundschule läuft das Ganztagsangebot schon gut, und ich denke, das wird am Bildungszentrum Wühle genauso sein.“ Auch Dr. Hansjörg Egerer (FWV) bezog sich auf die gut funktionierende Praxis an der Grundschule. „Es ist logisch und konsequent, das Modell zu übertragen und fortzusetzen.“ Besonders lobte er die Freiwilligkeit. Dass es logisch sei, die Ganztagsbetreuung auch am Bildungszentrum Wühle anzubieten, bestätigte Rainer Bauer (UWV). „Was wir für fast 1,8 Millionen allerdings bekommen, ist lediglich eine Essensausgabe und zwei Räume für die Ganztagsbetreuung. Das kann ich nicht nachvollziehen“, übte er Kritik an den hohen Umbaukosten. Zwar bekenne er sich zur Ganztagsschule, den Umbau könne er so aber nicht unterstützen.

Bürgermeister Johannes Züfle betonte, dass die baulichen Gegebenheiten und die Ganztagsschule eng zusammenhängen. Dass solch ein Umbau unbedingt erforderlich ist, stellte Rektor Winfried Rindle klar. „Eine kleinere Lösung wird vom Land gar nicht genehmigt. Dann bekommen wir keine Zuschüsse und keine Lehrerstunden“, gab er zu bedenken.

Einstimmig votierte der Gemeinderat für die Einführung einer Ganztagsbetreuung, der Umbau wurde bei vier Gegenstimmen beschlossen.