Ed-Kröger-Quintett spann im Club Bastion die reiche Tradition des Modern Jazz souverän fort
Jazz-Highlight vom Allerfeinsten

Kirchheim. „Interplay“ – dem Jazz-Liebhaber ein geläufiger Begriff, der sich mit „kollektiver Improvisation“ nur unvollkommen ins Deutsche


übersetzen lässt. Interplay entsteht, wenn musikalisches Kalkül und improvisatorische Freiheit in ein haarscharf gewägtes Gleichgewicht kommen, das zu synergetischer Klangent-faltung zwischen den Akteuren führt.

Interplay, so hat auch das Quintett von Posaunist Ed Kröger sein aktuelles Album betitelt. Dass dies kein Lippenbekenntnis ist, sondern die vorrangige Qualität der fünf Musiker beschreibt, wurde in ihrem Gastspiel im Kirchheimer Club Bastion deutlich. Eigenständig und innovativ in der Tradition des Hardbop stehend, überzeugte das Quintett mit lässiger Eleganz und brodelnder Sinnlichkeit.

Warum das Rowohlt-Jazzlexikon Ed Kröger zu den interessantesten Posaunisten der deutschen Jazz-Szene rechnet und seinem Spiel eine ideale Verbindung von Geschmeidigkeit, Vitalität und Zurückhaltung bescheinigt, wurde schon beim Opener „En Route“ deutlich, der aus der Feder seines kongenialen Mitstreiters am Tenorsaxofon Ignaz Dinné stammt. Als ein phänomenaler
Klanglyriker wies Ed Kröger sich mit seiner Eigenkomposition „Lost and found“ aus, deren Balladenton von der nötigen Beseeltheit und Intimität getragen wurde.

Solch introvertierte Momente standen in organischem Kontrast zu Mid-Tempo-Stücken, denen eine hervorragende Rhythmusgruppe treibend einheizte, ohne es dabei an der für die Formation typischen Dezenz fehlen zu lassen. Das Intro zu Jimmy Rowles „502-Blues“ gestaltete Bassist Phil Donkin als regelrechte Solokadenz. Der US-Amerikaner Rick Hollander präsentierte sich mit der Nummer „What is this“ als ein energetisch zupackender, zugleich äußerst klangfarbiger Schlagzeuger. Vincent Bourgeyx am Klavier ließ dank origineller Harmonik aufhorchen, die nicht nur seine virtuosen Soli stützten, sondern auch mit ihrem speziellem Kolorit in das transparent wie homogen schimmernde Klangbild des Quintetts einflossen.

Eine Klasse für sich ist Saxofonist Ignaz Dinné. Zu Ed Krögers zentraler Präsenz stellte er das offensive Gegenüber dar, ließ in seinen Soli eine enorme motivische wie stilistische Bandbreite aufscheinen und ist neben dem Leader auch als Komponist maßgeblich für die Formulierung der musikalischen Ideen des Quintetts prägend. Seine Version von Thelonious Monks „Ask me now“ rückte in Triobesetzung mit Bass und Schlagzeug sein künstlerisches Format exponiert ins Rampenlicht und überzeugte mit einer Abgeklärtheit, die man bestenfalls von den Altmeistern des Fachs erwarten würde. Kein Wunder, dass der Enddreißiger in den letzten Jahren das hart umkämpfte New Yorker Terrain erobern konnte und sich der Wertschätzung internationaler Größen wie Wayne Shorter, Herbie Hancock oder den Marsalis-Brüdern erfreut.

Diejenigen Jazzfreunde, die sich von der winterlichen Witterung von einem Konzertbesuch abhielten ließen, dürften sich noch im Nachhinein ärgern.

Dem Publikum in der Kirchheimer Bastion kredenzte das Ed-Kröger-Quintett ein Jazz-Highlight vom Allerfeinsten: Geschmackvoll in anklingender Nähe zum Mainstream positioniert und souverän in der Fortspinnung der reichen Tradition des Modern Jazz.