In der Bike-AG der Konrad-Widerholt-Förderschule lernen die Kinder auch praktische Fähigkeiten
Jeden Donnerstag geht‘s auf Tour

Kirchheim. Die Bremsbeläge von Alkans Mountainbike sind verschlissen und müssen dringend ausgetauscht werden – kein Problem für


die vier Schüler der Konrad-Wider­holt-Förderschule in Kirchheim, die sich an diesem Freitagmorgen in der schuleigenen Fahrrad-Werkstatt eingefunden haben. Unter der Anleitung von Lehrer Klaus Blank und Bruno Pasianotto, der sich ehrenamtlich in der Bike-AG der Schule engagiert, lernen Alkan, Kevin, Jacqueline und Justin, wie man die Bremsbeläge wechselt – und noch vieles mehr.

Jeden Freitagvormittag kommen die Mitglieder der Bike-AG zusammen, um zum Beispiel Fahrradreifen zu flicken oder die Bremsen und Gangschaltungen der Räder zu überprüfen. Wenn es nicht gerade regnet oder schneit, stehen darüber hinaus donnerstagnachmittags Fahrradtouren in der Region auf dem Programm. Dann werden in eineinhalb Stunden etwa 20 Kilometer zurückgelegt. Insgesamt gehören der AG aus den Klassen sechs und sieben derzeit ein Mädchen und sieben Jungs an. Sie sind begeistert von dem Angebot des Fördervereins der Schule. „Uns gefällt, dass wir Fahrrad fahren dürfen und dass wir so tolle Räder haben“, sind sich Alkan und Kevin einig. Auch Justin haben es die wöchentlichen Fahrrad-Ausflüge angetan. Er ist begeisterter Radfahrer und repariert auch zu Hause sein BMX-Rad selbst. Und auch Jacqueline, das einzige Mädchen der Bike-AG, ist Feuer und Flamme: Das Radfahren sei „einfach aufregend“, schwärmt sie.

Dann werden die Schüler in zwei Teams aufgeteilt: Während sich Alkan und Kevin zusammen mit Bruno Pasianotto um die Bremsen von Alkans Mountainbike kümmern, zeigt Klaus Blank Jacqueline und Justin, wie man einen kaputten Fahrradreifen repariert. Dabei bekommen die Kinder ganz schwarze Hände – auch das gehört dazu in der Fahrrad-Werkstatt.

Die Bike-AG wurde im Jahr 2007 von Harald Jungfer, ehemals Lehrer an der Konrad-Widerholt-Förderschule, ins Leben gerufen. Das Thema Bewegungsförderung ist eines der zentralen Anliegen des Fördervereins der Schule. „Die meisten unserer Schüler gehören keinem Verein an. Sie haben auch kein Fahrrad und sind deshalb auf die Räder der Schule angewiesen“, erzählt Schulleiterin Susanne Schöllkopf. Die Bike-AG sei bei den Kindern sehr beliebt. Sie hätten dadurch schnell Erfolgserlebnisse und seien fasziniert davon, wie weit sie in eineinhalb Stunden mit dem Fahrrad kommen. Auch sportlich weniger begabte Kinder könne man so ganz leicht dazu motivieren, sich zu bewegen.

Hinzu komme, dass Hilfe zur Selbsthilfe generell ein wichtiges Ziel der Konrad-Widerholt-Förderschule sei, ergänzt die Schulleiterin und stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins. In der Fahrrad-Werkstatt würden die Kinder ganz alltägliche und praktische Fertigkeiten lernen, die sehr wichtig seien.

Das bestätigt Klaus Blank, Fachlehrer für Sport und Technik. In der Bike-AG gehe es nicht um sportliche Höchstleistungen, sondern vordergründig um die Verkehrssicherheit und das Beherrschen des Fahrrads. Vor allem bei den Ausfahrten seien die Kinder mit viel Freude bei der Sache. „Sie finden es toll – auch, wenn es draußen mal nicht so warm ist“, sagt er schmunzelnd. Ein Highlight sei die zweitägige Radtour, die regelmäßig am Ende des Schuljahres stattfindet. Beim vergangenen Mal legten die Schüler am ersten Tag 65 und am zweiten Tag 50 Kilometer zurück. Zusammen mit ihrem Lehrer und Bruno Pasianotto übernachteten sie in einem großen Zelt auf einer Streuobstwiese von Klaus Blank in Frickenhausen. Von dieser großen Tour schwärmen nicht nur die Kinder – auch Bruno Pasianottos Augen leuchten, wenn er davon erzählt. Der Rentner und begeisterte Radfahrer bringt sein Fachwissen sehr gerne in die Bike-AG ein. „Es macht einfach Spaß mit den Kindern“, sagt er. Klaus Blank und Susanne Schöllkopf sind froh, den 68-Jährigen aus Nabern mit im Boot zu haben. „Er hat eine Engelsgeduld und einen guten Draht zu den Kindern“, sagt Klaus Blank. „Ohne ihn könnten wir die Bike-AG so nicht aufrechterhalten.“

Doch trotz des ehrenamtlichen Engagements von Bruno Pasianotto kostet das Projekt des Fördervereins Geld – schließlich wollen die neun schuleigenen Fahrräder, die Helme und Ersatzteile wie Ketten und Reifen bezahlt werden. Damit die Kinder auch bei kälteren Temperaturen sicher unterwegs sind, benötigt der Förderverein außerdem warme Kleidung, ergänzt Klaus Blank. Die Mitglieder des Fördervereins freuen sich deshalb sehr darüber, dass die Kinder der Konrad-Widerholt-Förderschule im Rahmen der Weihnachtsaktion des Teckboten finanziell unterstützt werden.